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Job & Karriere

Susan J. Moldenhauer

Tipps von der Karriereberaterin Müssen die Geschenke für Kollegen so teuer sein?

Susan J. Moldenhauer
Ein Gastbeitrag von Susan J. Moldenhauer
Die Geburtstagsgeschenke im Team werden immer kostspieliger. Seit alles über PayPal abgewickelt wird, überbieten die Kollegen einander. Roger gefällt das nicht, aber er will auch nicht als Geizhals gelten. Was kann er tun?
Foto: Niels Blaesi / DER SPIEGEL

Roger, 42 Jahre, fragt: »Früher haben wir im Kollegenkreis immer für Geburtstage im Team gesammelt – es ging ein Umschlag herum, in den jeder und jede anonym etwas Geld geben konnte. Von der Gesamtsumme haben wir dann ein Geschenk gekauft. Jetzt arbeiten viele im Homeoffice – und auf einmal läuft alles über PayPal oder Überweisung. Dadurch entsteht ein ganz anderer Gruppendruck. Ich habe das Gefühl, die Geschenke werden immer teurer – und aus der kleinen Aufmerksamkeit wird ein großes Statement, das ich überzogen finde. Ich weiß nicht recht, wie ich das ansprechen soll, ohne geizig zu wirken.«

Zur Autorin

Susan J. Moldenhauer ist Finanzwirtin und blickt auf einen 22-jährigen Werdegang in der Finanzbranche mit diversen Vertriebs- und Führungspositionen zurück. Als Karriere- und Finanzcoach  unterstützt sie Menschen und Teams im Berufsleben. Ihr Herzensthema ist, Frauen zu motivieren, mit mehr Mut, Selbstbewusstsein und dem Erkennen ihres »Selbst-Wertes« ihren Weg erfolgreich zu gehen. Im Frühjahr 2022 ist ihr Buch »Kenne Deinen Wert!« bei Eden Books erschienen.

Lieber Roger,

erfasse ich richtig, wie es Ihnen geht? Auf der einen Seite wollen Sie im Team nicht als Spielverderber dastehen und sich sagen lassen, Sie seien ein Geizhals. Und auf der anderen Seite fühlen Sie sich unter Druck gesetzt, möchten den Anschluss nicht verlieren und passen Ihren Beitrag immer an den nächsthöheren an. Sie befürchten eine Spirale, die sich immer höherschraubt.

Woher kommt der Druck?

Bevor wir zu möglichen Lösungsansätzen kommen, lassen Sie mich ein paar Fragen stellen: Wenn Sie in sich gehen, woher kommt der Gruppendruck, den Sie verspüren und woher kommen die Gedanken, Sie müssten immer mehr Geld zu den Geschenken im Team dazugeben? Was lässt Sie denken, dass man negative Rückschlüsse auf Sie zöge, wenn Sie bei dem »Immer-mehr-Spiel« nicht mitmachten?

Sie erwähnten, nicht geizig wirken zu wollen. Hier, so mein Eindruck, kommen mehrere Aspekte zusammen: Sie legen Wert auf das Teamgefüge, möchten im Kollegenkreis anerkannt sein und nicht unangenehm auffallen. Fühlen Sie sich richtig beschrieben – oder sogar schon ertappt?

Tabus im Kopf?

Gehen wir noch ein bisschen weiter: Wie denken Sie selbst über Geld? Können Sie darüber offen sprechen oder empfinden Sie es als unangenehm, Geld zu thematisieren? Vermuten Sie, dass es von den Kollegen negativ aufgefasst wird, wenn Sie, bezogen auf die Geldgeschenke im Team, Grenzen setzen möchten? Treiben Sie folglich die Geldgeschenkspirale mit an, weil das jeder und jede im Team so macht, und weil Sie nicht aus der Reihe tanzen wollen?

Lassen Sie es mich mal anders formulieren: Was lässt das für Rückschlüsse auf das Teamgefüge zu, wenn manche Themen nicht angesprochen werden können?

Offenheit öffnet Türen

Nehmen wir mal an, Sie schlagen vor, den Punkt Teamgeschenke offen im Team zu diskutieren. Was würde wohl passieren?

Vielleicht geht es auch anderen Kolleginnen oder Kollegen so, dass Sie bei diesem internen Wettbewerb »Wer bietet mehr?« nicht mehr mitmachen möchten und nur darauf warten, dass jemand diesen Punkt endlich zur Sprache bringt? Vielleicht empfinden auch andere die Geschenke als zu überzogen?

Und vielleicht machen sich manche im Team schon Gedanken darüber, was es für Alternativen zu den »großen Statements« geben könnte.

Wie wäre es, wenn Sie den Bremsklotz im Kopf »darüber spricht man nicht« gedanklich beiseiteschieben, die Initiative ergreifen und ein Teammeeting hierzu anberaumen?

Neue Ideen für das ganze Team

Ich bin mir sicher, dass Sie gemeinsam gute Alternativen zu überteuerten Geschenken, die vielleicht sogar nicht immer den Geschmack der Beschenkten treffen, finden werden.

Wie wäre es mit der Idee, sich auf eine gemeinsame Veranstaltung außerhalb der gewohnten Arbeitsumgebung zu einigen? Was spricht dagegen, wenn viele von Ihnen im Homeoffice arbeiten und Sie sich als Team ohnehin nur noch zu virtuellen Meetings und digitalen Kaffeepausen treffen? Natürlich sind Teambuilding Events oder Betriebsausflüge Sache des Arbeitgebers. Aber wenn das Team sich im Vorfeld auf eine bestimmte Veranstaltung geeinigt hat, dafür dann eigeninitiativ einen Teil gesammelt hat, dann könnten Sie gemeinsam bei der oder dem Vorgesetzten proaktiv danach fragen.

Es geht um die Initiative, die Sie dadurch zeigen – und der eingesammelte Betrag dient quasi als Symbol. Den dürfen Sie als Team frei verwenden, da bin ich mir sicher.

Fragen Sie in die Runde, wie mit den Teamgeschenken umgegangen werden soll? Vor dem Hintergrund gestiegener Energiepreise und Lebenshaltungskosten sollte das offen besprochen werden können.

Ideen entstehen, wenn Gedanken geteilt und Wünsche artikuliert werden – in einem Team, in dem jede und jeder das ansprechen kann, was ihr oder ihm auf dem Herzen liegt. Was meinen Sie dazu? Ob das wohl das Teamgefüge stärken wird? Mal Hand aufs Herz: Ich gehe davon aus, dass Sie weder auf taube Ohren stoßen noch geizig wirken werden. Probieren Sie es aus!

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