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Leben auf Anguilla: "Sonne und Strand kann ich nie genug kriegen"

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Hotelmanagerin in der Karibik "Aus meiner Arbeit ist ein Lebensstil geworden"

Vom Luxushotel auf den Malediven über Dubai in die Karibik: Der Lebenslauf von Anica Roch liest sich wie eine Traumreise. Ihren ursprünglichen Plan hat sie dafür aufgegeben.

Sie haben ihre Mietverträge gekündigt, ihr Hab und Gut verkauft oder verschenkt, Freunden und Eltern Adieu gesagt und sich ins Abenteuer gestürzt - in Indonesien, Peru oder den USA. Seit Jahren berichtet der KarriereSPIEGEL über Auswanderer. Doch was wurde aus ihren Träumen? Wir haben nachgefragt.

Zweieinhalb Fußballfelder, so klein war die Insel, auf der Anica Roch lebte, als der SPIEGEL vor knapp vier Jahren über sie berichtete. Die gelernte Hotelfachfrau aus Berlin arbeitete damals auf Mirihi, einer der kleinsten Inseln der Malediven, in einem Luxusresort. 37 Villen, zwei Restaurants, zwei Bars. Und drum herum nichts als weißer Sand und türkisfarbenes Wasser.

Freunde treffen, ins Café oder ins Kino gehen, das vermisse sie schon, sagte Roch damals. "Wenn ich hier mal weggehe, dann wieder in eine Stadt - vielleicht in Europa."

Heute lebt Roch weder in einer Stadt noch in Europa, sondern auf Anguilla, einer Insel der Kleinen Antillen in der Karibik, und immerhin so groß wie Königs Wusterhausen in Brandenburg.

Dass sie nun hier sei, überrasche sie selbst, sagt Roch. "Bis das Jobangebot kam, wusste ich gar nicht, dass es Anguilla gibt."

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Leben auf Anguilla: "Sonne und Strand kann ich nie genug kriegen"

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Das Angebot erreichte sie über einen Headhunter, den sie über Bekannte kennengelernt hatte. Mirihi hatte sie zu diesem Zeitpunkt schon verlassen. Zweieinhalb Jahre war sie auf der Insel geblieben, "dann war Zeit für was Neues", wie sie sagt: die Arabischen Emirate.

Auch dieser Job war ihr angeboten worden; der Personalchef eines Luxushotels in der Nähe von Dubai hatte sie über das Karrierenetzwerk LinkedIn kontaktiert. Roch unterschrieb einen unbefristeten Arbeitsvertrag, kündigte aber nach sechs Monaten. "Die Emirate waren nicht meine Destination", sagt sie. "Ich mag dann doch lieber natürliche Strände und echte Palmen."

"Es gehört immer Glück dazu"

Die Karibik hatte schon lange auf ihrer Wunschliste möglicher Wohnorte gestanden. Doch dort einen Job zu ergattern, sei nicht so leicht, sagt Roch. "In Hotels in der Karibik und Lateinamerika sind Initiativbewerbungen schwierig, weil die Konkurrenz so groß ist. Es gehört immer auch Glück dazu. Man muss im richtigen Moment die richtige Person kennenlernen."

Nach einem Vorstellungsgespräch per Videochat ging dann alles ganz schnell: Zwei Tage vor Weihnachten fing Roch auf den Kleinen Antillen als "Cluster Front of House Manager" an. In dieser Position ist sie für rund 35 Mitarbeiter zuständig, vom Rezeptionisten bis zum Gepäckträger und Concierge.

Heiligabend nie zu Hause

"Ich wusste in etwa, worauf ich mich einlasse", sagt Roch. "Aber ein Risiko hat man bei einem neuen Job natürlich immer. Ob es passt, weiß man erst, wenn man anfängt. Das wäre bei einem Vorstellungsgespräch vor Ort aber auch nicht anders."

Dass sie Heiligabend nicht zu Hause ist, daran habe sich ihre Familie schon gewöhnt, sagt Roch. Weihnachten und Silvester seien nun mal die Hochzeiten der Hotelbranche. Dafür habe sie dann zu anderen Zeiten frei, zuletzt zwei Monate im September und Oktober.

Auf den Kleinen Antillen schließen viele Hotels in der Hurrikansaison. Sturm "Dorian", der am 1. September als Hurrikan mit Windstärken von bis zu 300 km/h über die Bahamas hinweggefegte, traf Anguilla als Tropensturm. "Wir hatten gerade zugemacht, die letzten Gäste waren abgereist", sagt Roch. Der Sturm sei unheimlich gewesen, aber: "Ich bin niemand, der sich unnötig Angst macht. Ich warte erst mal ab, was kommt."

2017 raste Sturm "Irma" durch die Karibik und zerstörte weite Teile der Insel Saint-Martin, die Roch vom Fenster ihrer Wohnung aus sehen kann. Auch auf Anguilla sind die Schäden noch immer zu sehen. Fast alle Hotels der Insel mussten renoviert werden. Immerhin konnten die meisten ein Jahr nach "Irma" wieder öffnen.

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Kulturschock: Arbeiten in fremden Welten

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Auf Wohnungssuche war Roch schon seit Jahren nicht mehr, für ihre Umzüge braucht sie nicht mehr als zwei Koffer. Die Unterkünfte werden ihr von den Arbeitgebern gestellt - ein Service, den Roch nicht mehr missen möchte. "Aus meiner Arbeit ist ein Lebensstil geworden", sagt sie. "Ich hätte das auch nicht gedacht, aber ich bin nach all den Jahren immer noch im Modus: Was kommt als Nächstes?"

Aus Deutschland vermisse sie wenig. "Wenn ich zu Hause bin, freue ich mich auf Kartoffelpuffer von Omi. Oder bei meinen Freunden in der Schweiz auf Käsefondue. Aber ich glaube nicht, dass ich noch mal zurückkehre", sagt sie. Es gebe für sie in Deutschland wenig interessante Arbeitgeber, die Gehälter seien niedriger, und auch auf das deutsche Wetter habe sie wenig Lust. "Sonne und Strand kann ich nie genug kriegen."

Auch ihre Urlaube verbringt sie noch gern am Meer. Ihre letzten Ziele: Florida, Costa Rica und die Malediven. "Als ich neu auf den Malediven war, dachte ich, ich würde dort gar keine Freunde finden. Aber dann sind mir doch sehr viele Menschen ans Herz gewachsen." Die meisten habe sie über die Arbeit kennengelernt, zum Beispiel über die örtliche Wasserflug-Gesellschaft. Freundschaften unter Kollegen seien eher schwierig, sagt sie: "Je höher die Position, desto weniger Freunde hat man, das ist leider so."

Ihr Gästezimmer auf Anguilla sei erstaunlich oft leer. "Zunächst sind alle begeistert und wollen mich besuchen. Aber wenn sie dann hören, wie teuer hier Lebensmittel und Mietwagen sind, schrecken dann doch viele zurück." Außerdem müsse sie ja arbeiten. "Ich bin bekennender Workaholic", sagt Roch und lacht.

Wenn sie mal freihabe, gehe sie tauchen, spiele Tennis oder mache Crossfit. "Und ehrlich gesagt liege ich auch manchmal einfach nur gern auf dem Sofa."

Tipps für eine Auslandskarriere in der Hotelbranche

Kulturschock
Foto: epa efe Lacerda/ dpa

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