
Karriere bei den Vereinten Nationen: Schuften für den Weltfrieden
Karriere bei der Uno Schuften für den Weltfrieden
In New York leben, keine Steuern zahlen, Weltpolitik beeinflussen - mit Aleksandra Dier, 32, würden wohl viele gern den Job tauschen. Seit November 2010 arbeitet die Politologin im Sekretariat der Vereinten Nationen. Dort sitzt sie im Büro für Sanktionsarbeit und überwacht, dass die vom Sicherheitsrat verhängten Sanktionen umgesetzt werden. "Wir wollen dieses Produkt in den Iran verkaufen. Ist das erlaubt?" Solche Fragen bekommt Dier von den Mitgliedsstaaten täglich gestellt.
Bewährt sie sich in den kommenden zwei Jahren, winkt ihr die Einstellung auf Lebenszeit. Und auch das Gehalt ist für Berufseinsteiger nicht schlecht. Es liegt für Angestellte in New York bei rund 60.000 Euro pro Jahr, steuerfrei. Dafür musste sich Dier aber auch gegen 213 Bewerber aus aller Welt durchsetzen.
Für das Young Professionals-Programm der Vereinten Nationen, das sie gerade durchläuft, durften sich Deutsche fünf Jahre lang gar nicht bewerben. "Das geht streng nach Quoten", sagt Hellmut Meinhof vom Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen der Bundesagentur für Arbeit. Ist eine Nation ausreichend stark vertreten, gibt es einen Einstellungsstopp.
Über 200 Bewerber auf zwei Stellen
Mit 193 Mitgliedstaaten sind die Vereinten Nationen die größte internationale Organisation der Welt. Im vergangenen Jahr arbeiteten dort 11.442 Menschen im höheren Dienst, darunter 437 Deutsche.
Über das Nachwuchsförderprogramm werden jedes Jahr andere Stellen ausgeschrieben. Derzeit werden etwa Architekten, Wirtschaftswissenschaftler oder Politikwissenschaftler gesucht. Aus allen zugelassenen Ländern schicken Bewerber ihre Unterlagen ein, dann folgen ein schriftlicher und ein mündlicher Test.
Die Chancen, genommen zu werden, sind ausgesprochen klein. Auf die zwei Stellen von Dier und ihrem Kollegen haben sich insgesamt 214 Menschen beworben. 43 machten den schriftlichen Test, drei wurden zum mündlichen Gespräch eingeladen und am Ende zwei genommen.
Dier beschäftigt sich schon seit langem theoretisch mit internationaler Politik. Sie hat in Oxford Politikwissenschaft studiert, anschließend promoviert und in der Schweiz und in Berlin zu dem Thema geforscht. "Irgendwann wollte ich wissen, wie internationale Politik praktisch stattfindet", sagt sie. "Fast jeder hier will mitgestalten und bringt Idealismus mit."
Mobilität ist Pflicht
Der zweite Weg, einen Job bei den Vereinten Nationen zu ergattern, läuft über die Bundesregierung. Jedes Jahr werden 60 sogenannte Beigeordnete Sachverständige gesucht. Bis zu drei Jahre lang zahlt die deutsche Regierung das Gehalt, danach müssen die Beigeordneten Sachverständigen sich um eine reguläre Stelle bei den Vereinten Nationen kümmern. "80 Prozent schaffen den Übergang", sagt Meinhof. Auch die Einstiegschancen stehen besser: Auf jede der Stellen bewerben sich zwischen 20 und 30 Menschen.
Schließlich bleibt noch der Quereinstieg über Stellenanzeigen, rund 1000 Jobs sind derzeit weltweit ausgeschrieben. "Doch das heißt nicht, dass die Positionen tatsächlich offen sind", sagt Meinhof - viele seien bereits intern vergeben. Immerhin 50 bis 60 Leute vermittelt sein Büro auf diese Weise jedes Jahr an die Vereinten Nationen.
Direkt nach der Uni steigt kaum jemand in der internationalen Organisation ein. Erwartet werden zwei bis drei Jahre Berufserfahrung, Auslandssemester und Englisch oder Französisch fließend; eine weitere Fremdsprache oder ein Praktikum bei den Vereinten Nationen sind von Vorteil. Das Studienfach ist nicht entscheidend. Vom Politologen über den Informatiker bis zum Physiker erhalten Fachkräfte aus allen Bereichen eine Chance.
Die Schattenseiten des Jobs: "Es ist selbstverständlich, bis spät abends und am Wochenende zu arbeiten", sagt Dier. Und ein Ortswechsel von Zeit zu Zeit ist fast Pflicht. Dennoch würde sie sich sofort wieder bewerben: "Es ist eine großartige Erfahrung, mit Menschen aus so vielen Nationen zusammenzuarbeiten."