KarriereSPIEGEL-Adventskalender Eins, zwei, Bewerberpolizei
Darf ich im Bikini zur Arbeit gehen oder in Badehose? Ist es okay, den Kollegen mit Deo einzusprühen? Und eignet sich ein Hamster als Bürotier? Wahrscheinlich haben Sie sich diese Fragen noch nie gestellt. Beantwortet werden sie trotzdem - von Karriere-, Stil- oder Etiketteberatern. Sie geben jeden Tag alles, um anderen das Leben leichter zu machen. Und dann verstauben ihre Tipps bei uns in der Redaktion.
Schade eigentlich. Wären die Ratschläge halb so banal, wären sie doppelt so sinnvoll. Aber für einen Lacher taugen sie allemal. Wir haben die skurrilsten und pappnasigsten Tipps dieses Jahres gesammelt und im KarriereSPIEGEL-Adventskalender verstaut. Lesen Sie heute:
23. Dezember: Eins, zwei, Bewerberpolizei

Na, haben Sie auch an die passende Farbgestaltung ihrer Bewerbung gedacht?
Foto: CorbisMorgen, Kinder, wird's was geben - und bei uns schon heute. Und zwar einen der pappnasigsten und ungeheuerlichsten Karrieretipps des Jahres. Trommelwirbel, Tusch, Vorhang auf und Bühne frei für... Bewerbungsexpertin Sabine Neumaier aus Berlin. Sie hat es tatsächlich geschafft, bei einem so ausgelutschten Thema wie dem Aussehen der Bewerbungsmappe (Vermeiden Sie Rechtschreibfehler! Machen Sie keine Eselsohren ins Anschreiben! Schütten Sie den Kaffee ins sich hinein, nicht auf den Lebenslauf!) noch einen Aspekt zu finden, über den sich - völlig zu Recht - noch nie jemand Gedanken gemacht hat: die Hintergrundfarbe des Porträtfotos.
Andere fragen sich, ob man überhaupt ein Bild auf den Lebenslauf kleben sollte. Farbanalystin Neumaier kommt zu folgendem Schluss: "Wer zum Beispiel eine braune Mappe wählt, sollte möglichst auch ein Bild mit einem braunen Hintergrund nehmen." Erst wenn Bild und Mappe miteinander harmonierten, entstehe ein stimmiger Gesamteindruck.
Hat Sie damit etwa das geheime Kriterium enthüllt, nach dem Personaler den Bewerbungsberg auf ihrem Schreibtisch reduzieren? Lebenslauf nicht unterschrieben? Nicht so schlimm. Bewerbungsschreiben 15 Wörter zu lang? Kein Pluspunkt, aber okay. Falsche Hintergrundfarbe auf dem Porträtfoto? TILT, game over. Wer diesen Quatsch glaubt, wartet vermutlich auch noch immer auf den Weltuntergang…
- Dieser Tipp richtet sich an: Verschwörungstheoretiker
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 1 von 10
- Wie es danach weitergeht: Der Azteken-Kalender soll auch demnächst enden. Verschanzen Sie sich am besten in Ihrem persönlichen Schutzbunker, und lassen Sie das einfach mit dem Bewerben.
22. Dezember: Vorsicht, Brustflokati

Wer Karriere machen will, muss leiden
Foto: LUCAS JACKSON/ ASSOCIATED PRESSDie Feiertage rücken näher und damit auch die Frage: Was ziehe ich an? Wenn Sie ein Mann sind, wird jetzt sofort ihr Zeigefinger zucken, weil Sie diese Zeilen schnell wegklicken wollen. Ein großer Fehler! Denn mit Hemd, Jackett und Hose ist es auch bei Ihnen noch lange nicht getan. Überlegen Sie mal: Vielleicht liegt es ja an Ihrer textilen Wurschtigkeit, dass Sie seit drei Jahren nicht befördert worden sind.
Also, halten Sie durch und lesen Sie, welchen Tipp Stilberater Bernhard Roetzel aus Berlin Ihnen geben möchte: "Ich würde immer ein Unterhemd oder Shirt unter das Hemd ziehen oder entsprechend dicke Stoffe nehmen."
Sie wissen immer noch nicht, wo das Problem liegt? Auf Ihrer Brust! Der Pelz muss versteckt werden! "Gerade Männer mit dicht bewachsener Brust und dunklen Haaren sollten keine dünnen weißen Hemden tragen", sagt Roetzel. Auf T-Shirts oder Polohemden auszuweichen sei aber auch nur bedingt eine Alternative: "Sie sollten so hoch geschlossen sein, dass dichtes Brusthaar nicht herausquillt."
- Dieser Tipp richtet sich an: zottelige Zausel
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 8 von 10
- Wie es danach weitergeht: Ihr Brust-Flokati wird nicht von den Pelztieraktivisten der PETA geschützt. Also seien Sie ein Mann - und lassen Sie sich die Wolle herunterreißen. Ist ja schließlich für die Karriere. Und David Hasselhoff hat's auch gemacht.
21. Dezember: Nimm diese rote Pappkarte, Kollege

Wer wird denn gleich aus der Haut fahren? Basteln Sie doch lieber eine rote Karte!
Foto: CorbisAuf der Hitliste der Themen, bei denen wirklich jeder mitreden kann, steht das Großraumbüro auf Platz 1. Um das Modell als Vorhölle zu verteufeln oder als Paradies zu preisen, muss man noch nicht mal in einem gesessen haben - irgendwie weiß ja doch jeder, wie es so ist, von vielen Kollegen umgeben zu sein. Ein echtes Allroundthema also und - um Sie schon auf den passenden Beratersprech einzustimmen - eine Feld der Chancen, das nur darauf wartet, von Etiketteberatern beackert zu werden.
Gabriele Krischel, Etikettetrainerin aus Niederkassel, fackelt da nicht lange. Das Ergebnis ihrer Analyse: Die Störquelle Nummer Eins im Großraumbüro ist - Lärm! Und sie hat einen tollen Tipp dagegen: Zeigen Sie Ihren Kollegen doch einfach mal die rote Karte. "Das ist wörtlich gemeint", sagt Krischel: "Mitarbeiter können zum Beispiel ein Zeichen dafür vereinbaren, dass jemand zu laut telefoniert - zum Beispiel eine rote Pappe wie im Fußball."
Alternativ können Sie natürlich auch eine Winkerkelle nehmen. Sie wissen schon, das Ding, mit dem Polizisten auf Straßenkreuzungen wedeln. Oder Sie hauen auf den Panikknopf, ein super Kollegenhasser-Gadget. Einmal auf den Knopf gehauen, und schon zählt eine Stimme den Countdown - "Begin panic sequence in three... two... one..." Kreisch!
- Dieser Tipp richtet sich an: Möchtegern-Schiris
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 6 von 10
- Wie es danach weitergeht: Vorsicht mit Platzverweisen! Dafür sind nur echte Chefs zuständig!
20. Dezember: Irgendwem geht's immer schlechter

Hey, wir leben noch! Wenn das mal kein Grund zur Freude ist.
Foto: CorbisDieser Tag ist verkorkst. Erst die verbale Steinigung durch den Chef - telefonisch zwar, aber so laut, dass die Kollegen jedes Wort verstehen. Dann die Pralinen von seiner Assistentin. Für den Kollegen Kleinstaller, nicht für Sie. Er habe sich weit über das erwartbare Maß engagiert, säuselt sie. Kleinstaller! Und woher zum Teufel weiß die Kantinenbolognese, dass Sie heute ein weißes Hemd tragen?
Sie sitzen in Ihrer Ecke und brodeln. Es fehlt nicht viel, und gleich platzt Ihre Fontanelle. Oder Sie polieren Kleinstaller die Fresse. Verdient hätte er's, seit er die Leitung der Arbeitsgruppe Betriebssport übernommen hat. Dieser Schleimbeutel, dieser Kriecher, mitten rein!
So weit darf es natürlich nicht kommen. Sie brauchen professionelle Hilfe. Und wo findet man die? Wie bei allen wirklich wichtigen Angelegenheiten gibt es in Deutschland dafür nur eine Antwort: beim TÜV.
Kerstin Reviol ist fachliche Leiterin der Arbeits- und Organisationspsychologie beim TÜV Süd. Ihr Tipp gegen miese Laune: "Fragen Sie sich: Welche Probleme habe ich nicht?" Das finden Sie schwierig zu beantworten? Dann gibt Ihnen Frau Reviol noch zwei Schlagworte als Hilfestellung: "Krankheit und Krieg etwa." Sie sind verblüfft? Na also, dann wirkt's ja!
- Dieser Tipp richtet sich an: Miesepeter
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 7 von 10
- Wie es danach weitergeht: Weil es gestern mit dem Singen so gut geklappt hat, alle im Chor: "Some things in life are bad. They can really make you mad. Other things just make you swear and curse. When you're chewing on life's gristle, don't grumble, give a whistle. And this'll help things turn out for the best. And always look on the bright side of life..."
19. Dezember: Die Zeit heilt gar nix

Na, wer wird sich denn gleich hängenlassen? Liebeskummer ist doch super!
Foto: Jens Kalaene/ picture alliance / dpaZwei Tage vor dem prophezeiten Weltuntergang wird es Zeit, mal über die Liebe im Büro zu philosophieren. Also über die unglückliche Liebe, versteht sich. Alles andere ist ja langweilig. Überlassen wir das Wort also den Liebeskummer-Expertinnen Birsen Köse, Diplom-Psychologin aus Berlin, und Anna Schoch, Psychotherapeutin aus München.
Beide sind sich einig: Wer Liebeskummer hat, sollte versuchen, seine privaten Problemen zu Hause zu lassen und den Job als Ablenkung zu begreifen. Na, vielen Dank auch, werden Sie jetzt denken: Wer kann schon mit tränenerstickter Stimme eine überzeugende Präsentation halten?
Auf das Mitleid von Psychotherapeutin Schoch können Sie jetzt allerdings nicht zählen: "In dieser Situation gibt es gar nichts Besseres als einen Job, der einen fordert. Arbeit ist das beste Heilmittel!" Ihre konkreten Tipps: Stoßen Sie neue Projekte an - und machen Sie auch mal Überstunden. Zu Hause wartet ja eh niemand auf Sie.
Das finden Sie jetzt taktlos? Dann schauen Sie mal, welchen Spruch Psycho-Kollegin Köse zur Linderung von Liebeskummer empfiehlt: "Zeit heilt alle Wunden." Für solche Großmutter-Kalenderblatt-Weisheiten wird der Dank trauriger Kolleginnen und Kollegen Ihnen sicher ewig nachschleichen.
- Dieser Tipp richtet sich an: Einsame Herzchen
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 6 von 10
- Wie es danach weitergeht: Und jetzt alle im Chor: "Last Christmas, I gave you my heart, but the very next day you gave it away. This year, to save me from tears, I'll give it to someone special..."
18. Dezember: Heute habe ich leider ein Foto für dich

Die Öhrchen stehen Ihnen aber ausgezeichnet, Frau Kollegin
Foto: CorbisDie Sekretärin hat plötzlich rosa Plüschohren auf dem Kopf, Herr Karlsson aus dem Vertrieb tanzt auf dem Tisch und kippt Frau Walther den Rotwein über ihre weiße Bluse - für einen Hobbyfotografen ist die Weihnachtsfeier der Firma die Gelegenheit, die Kenntnisse aus dem letzten VHS-Kurs Reportagefotografie in die Praxis umzusetzen. Schön nah rangehen und - zack!
Das ist ein großer Spaß, es kann ja nichts passieren: Bei Weihnachtsfeiern ist das Licht so schummrig, und Sie werden so betrunken sein, dass Sie die Kamera ohnehin nicht ruhig halten können. Auf Ihren Wackelbildern wird man deshalb nichts, aber auch gar nichts erkennen können. Ehrlich! Das hier gezeigte Foto hat ein Profi-Fotograf gemacht.
Carolin Lüdemann, Karriereberaterin und Mitglied im Deutschen Knigge-Rat, ahnt allerdings Schlimmes und steuert folgenden Rat bei: "Bloß keine peinlichen Fotos von Kollegen in sozialen Netzwerken hochladen!"
Haben Sie schon tausendmal gehört? Es ist nur eine von unzähligen Varianten der mantraartigen Warnung vor dem angeblichen "Karrierekiller Internet" - weil man sich mit freizügigen Bildern und Informationen um alle beruflichen Chancen bringe. Da hat man nur einmal mit der Bierdose, der Schampusflasche oder gar mit dem Joint in der Hand Polka getanzt, und schon ist die Karriere im Eimer. Denn Sie wissen ja: a) Dieses böse, böse Internetz vergisst nichts, b) Auch Chefs können googeln, c) Verkneifen Sie sich also besser jede Lebensregung.
Sogleich schiebt Frau Lüdemann ihrem Exklusiv-Tipp zwei Erklärungen nach: "Oft lassen sich die Bilder anschließend kaum noch aus dem Netz tilgen. Wer weiß schon, wo sie gelandet sind und wer sie gesehen hat." Und wenn Hysterie Ihnen so gar nicht liegt, bedenken Sie bitte wenigstens: "Mitarbeiter präsentieren online auch ihr Unternehmen. Peinliche Bilder schaden daher auch dem Image der Firma."
- Dieser Tipp richtet sich an: Party People
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 11 von 10
- Wie es danach weitergeht: Liebe Frau Lüdemann, heute haben wir definitiv kein Foto für Sie
17. Dezember: Kein Schwein ruft mich an

So einfach lassen sich Benimmberater nicht zum Schweigen bringen
Foto: CorbisWie reagieren Sie, wenn das Telefon klingelt? Vermutlich nehmen Sie den Hörer ab, lauschen und sprechen dann hinein, im Idealfall abwechselnd statt gleichzeitig mit ihrem Gesprächspartner. So ist es üblich, seit Alexander Graham Bell vor fast 150 Jahren das Telefon zum Patent anmeldete.
Okay, das heißt aber noch lange nicht, dass man daraus kein Problem machen könnte. Wie es Karriere- und Benimmberater schaffen, auch zu den simpelsten Routinehandlungen noch sonderbare Tipps zu verblasen, zeigt Etikette-Expertin Bettina Geißler aus Norderstedt in folgendem Beispiel:
1. Problem schaffen
"Es wird komplett unterschätzt, wie wichtig es ist, sich am Telefon korrekt zu melden", behauptet Etikette-Frau Geißler. "Man ist noch in Gedanken und nimmt den Hörer schon hoch. Der Anrufer kann dann oft nicht einmal den Namen verstehen."
2. Wichtigkeit unterstreichen
Sich am Telefon hektisch oder undeutlich zu melden, sei nicht nur unhöflich, sondern auch unklug, so Geißler. "Der erste Eindruck zählt."
3. Allerweltstipp formulieren
"Idealerweise meldet man sich mit 'Guten Tag, Name des Unternehmens, eigener Name, und zwar den vollständigen'", erklärt Geißler.
Wirklich gut, dass sie mal darüber geredet hat - an dieser Stelle möchten wir uns bei Bettina Geißler recht herzlich bedanken, fernmündlich schönen Gruß in die Hamburger Vorstadt.
- Dieser Tipp richtet sich an: Einsiedler
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 10 von 10
- Wie es danach weitergeht: In diesem Fall hilft nur noch eines: Stecker herausziehen.
16. Dezember: Trauen Sie keiner Statistik, die Sie nicht selbst gefälscht haben

Juchu, es hat funktioniert! Diese stumpfsinnige Umfrage wurde tatsächlich abgedruckt
Foto: CorbisMit der Eigenwerbung ist das so eine Sache. Wie bekommt man seinen Firmennamen in die Medien, wenn dieser Name ziemlich kryptisch ist, man nichts von Belang zu verkaufen hat und zudem die Angestellten sich hartnäckig weigern, bei "Deutschland sucht das Supertalent", "Bauer sucht Frau" oder einer ähnlichen Dumpfbackenshow mit Knalleffekt mitzumachen?
Darauf kann es nur eine Antwort geben: Man startet eine Umfrage! Das geht ganz einfach, denn ein bisschen Pseudosozialwissenschaft kann doch jeder. Hier die "Do-it-yourself"-Anleitung, inspiriert von einer Studie, die kürzlich ein Frankfurter Marktforschungsinstitut betrommelte.
1. Denken Sie sich eine scheinbar wissenschaftliche Fragestellung aus. Sie sollte so allgemein formuliert sein, dass sie prinzipiell jeden interessieren könnte, und sich zugleich abstrakt genug anhören, dass man ein wissenschaftlich gehaltvolles Ergebnis dahinter vermutet. Hier das Paradebeispiel: Welche Faktoren beeinflussen eigentlich das Verhältnis zwischen Chef und Mitarbeiter?
2. Formulieren Sie die einzelnen Fragen stets so, dass nur eine Antwort möglich ist.
3. Echte Empirie ist für Schwächlinge. Mit der Definition einer Grundgesamtheit halten Sie sich nicht auf; pfeifen Sie auf Repräsentativität. Fragen Sie einfach ihre engsten Freunde und Verwandte oder auch die Laufkundschaft auf Ihrer Homepage. Wer da Kreuzchen setzt, ist völlig egal - Sie haben die Fragen ja gleich so formuliert, dass Sie die Antworten schon kennen.
4. Sammeln Sie die Antworten ein und verkaufen sie beherzt so, als wären es sensationelle Erkenntnisse, die die Welt voranbringen. Im konkreten Fall: Mitarbeiter fühlen sich ihrem Chef vor allem dann eng verbunden, wenn sie von ihm fair und respektvoll behandelt werden. Wer dagegen täglich vom Boss angeschrien und eingeschüchtert wird, baut irgendwie keine richtige Bindung auf. Das erscheint Ihnen selbst banal? Egal. Schicken Sie die Ergebnisse...
5. ...an eine renommierte Nachrichtenagentur. Die schaut sich das nicht näher an, bastelt dazu aber bestimmt eine tolle Schlagzeile à la "Mitarbeiter wollen vom Chef fair behandelt werden".
6. Lehnen Sie sich zurück, googeln Sie die Zeile und freuen Sie sich über 425 Einträge.
- Dieser Tipp richtet sich an: Egomanen
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 5 von 10
- Wie es danach weitergeht: Wie wäre es mit einer Umfrage, die den Zusammenhang zwischen Trinkwasserkonsum und Toilettengang untersucht?
15. Dezember: Mit dem Essen spielt man nicht

Huch, was würde da der Knigge-Fachmann sagen?
Foto: CorbisIhr Chef hat sich in diesem Jahr etwas ganz Besonderes für die Weihnachtsfeier einfallen lassen: ein Besuch im Gourmettempel. Das von ihm ausgewählte Restaurant hat die beeindruckende Bilanz von zwei Michelin-Sternen und 15 Gault-Millau-Punkten.
Jetzt zittern Sie hoffentlich vor Ehrfurcht. Nein? Mmh, schade. Wären alle so kaltblütig wie Sie, wären ja Hunderte Etikette-Trainer auf einmal arbeitslos... Und das wäre ziemlich traurig, denn wer würde dann folgende Tipps geben?
Ratschlag Nummer 1: Falten Sie die Serviette auseinander!
Agnes Jarosch vom Deutschen Knigge-Rat kann auch begründen, warum Sie das tun sollten: "Eine aufgetürmte Serviette ist ja oft auch eine Kommunikationsbarriere." Jetzt sind Sie sicher sprachlos. Aber keine Sorge, Hans-Michael Klein, Vorsitzender der Deutschen Knigge-Gesellschaft aus Essen, hilft Ihnen mit einer neuen Vokabel aus: Im Fachjargon heißt das Entfalten der Serviette "aufbrechen".
Ratschlag 2: Legen Sie sich die Serviette auf den Schoß
Klingt so simpel, erfordert aber höchste Konzentration und Präzision, jedenfalls wenn man es Benimmwart Klein recht machen will: "Die Serviette wird rechteckig gefaltet auf die Oberschenkel gelegt - und nicht als Dreieck. Auch nicht auf Bügelfalte, sondern mit einem Zentimeter Versatz, damit man sie besser anheben kann."
Ratschlag 3: Wenn Sie aufstehen müssen, legen Sie die Serviette links neben den Teller
Die Begründung für die Seitenwahl hätte man sich denken können: Rechts ist einfach kein Platz, da stehen ja schon die Gläser. Knigge-Frau Jarosch hakt aber noch mal nach: "Das bedeutet ein gewisses Pannenrisiko, wenn die Serviette auf dieser Seite geparkt wird."
Ratschlag 4: Heben Sie die Serviette nicht vom Boden auf
Fällt die Serviette vom Schoß vor die Füße unter den Tisch, sollte man sie ignorieren, empfiehlt Jarosch: "Sie ist ja kein Hindernis und stört optisch auch nicht." Und kleckern tun Sie natürlich sowieso nicht, oder?
Ratschlag 5: Tupfen, nicht wischen!
Den Mund reinigen Sie mit der Serviette durch "zartes Tupfen", erklärt Knigge-Mann Klein. Achtung: Auch vor dem Trinken sollte getupft werden, damit man keine Fettflecken am Glas hinterlässt. Denn, so Klein: "Das Essen macht die Lippen fettig."
- Dieser Tipp richtet sich an: Leckermäuler
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 7 von 10
- Wie es danach weitergeht: Von den Portionen im Sternerestaurant werden Sie ohnehin nicht satt. Bleiben Sie einfach zu Hause und schieben Sie sich eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Die dürfen Sie auf der Couch essen, sogar ohne Serviette.
14. Dezember: Sie haben da was...

Ob mit Nudel oder schiefem Gebiss: Vicco von Bülow alias Loriot sieht immer gut aus
Foto: ddp images
"Hildegard, ich möchte Ihnen heute etwas sagen. Ich möchte Ihnen sagen, dass ich, dass ich mehr als bloße Sympathie für Sie empfinde. Mehr als Freundschaft. Und ich…"
"Sie haben…"
"Nein, sagen Sie noch nichts! Es gibt Augenblicke im Leben, wo die Sprache versagt. Wo ein Blick mehr bedeutet als viele Worte."
"Sie haben…"
"Vielleicht fühlen Sie, was ich meine. Hildegard…"
"Sie haben da was am Mund."
Diese Zeilen kommen Ihnen bekannt vor? Sie stammen aus dem berühmten Nudel-Sketch von Loriot. Der ist zwar schon etwas älter, das Thema aber zeitlos, deshalb an dieser Stelle ein Lob auf die tapfere Hildegard. Sie hat kniggemäßig alles richtig gemacht. Denn grundsätzlich gilt: "Auf alles, was dem anderen peinlich werden könnte, darf man ihn aufmerksam machen", sagt Lis Droste, Etikette-Trainerin aus Frankfurt, wenig überraschend.
Ein Faden am Ärmel, ein Fleck auf dem Hemd - wer höflich ist, weist den anderen darauf hin. Das gilt bei Kollegen genauso wie bei Geschäftspartnern. "Über solche Hinweise freut man sich schließlich, niemand möchte so herumlaufen", sagt Droste. Sie gibt aber zu: Brenzlig wird es, wenn am anderen mehr zu bemängeln ist als Fleck oder Faden.
Für solche Wechselfälle des Gesellschaftslebens hält sie aber eine Geheimwaffe bereit. Damit der Hinweis selbst nicht peinlich werde, sei nämlich Fingerspitzengefühl gefordert, so die Etikette-Trainerin. Wenn jemand etwas zwischen den Zähnen habe, "dann reicht vielleicht ein 'Schauen Sie doch bitte mal in den Spiegel'."
- Dieser Tipp richtet sich an: Pastafaris und andere, die von Nudeln verfolgt werden
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 8 von 10
- Wie es danach weitergeht: "Kalt heute, nicht wahr? Da kann man froh sein, wenn der Hosenstall dicht schließt."
13. Dezember: Geh doch!

Time to Say Goodbye: Den besten Zeitpunkt für den Absprung bestimmen die Kollegen
Foto: dapdGuten Morgen, herzlich willkommen am Arbeitsplatz und bei der Lektüre von SPIEGEL ONLINE. Spukt auch Ihnen schon jetzt, zum Einstieg in den Arbeitstag, diese Frage im Kopf herum: Wann darf ich endlich nach Hause gehen?
Die einfache Antwort könnte lauten: Wenn die Arbeit getan ist. Aber wo - wie in diesem Adventskalender - Berater einer Rolle spielen, gibt es keine einfachen Antworten.
Überlegen Sie doch mal, welchen Eindruck es auf Ihre Kollegen macht, wenn Sie vor oder nach ihnen das Büro verlassen... Sie gehen pünktlich um 17 Uhr? Da haben Sie Faulenzer bestimmt wieder in der Fallabwicklung geschludert, und die anderen dürfen es morgen ausbaden! Sie gehen erst um 21 Uhr? Sie Ameisentätowierer brauchen für alles aber auch immer eine kleine Ewigkeit. Es ist Ihnen wumpe, was die Kollegen denken? Na, na, na, da spielen Sie als Berufsanfänger mit dem Feuer.
Wie Sie nun die karrieretechnisch günstigste Zeit zum Verlassen des Büros errechnen, erklärt Karriereberater Jürgen Hesse: "Berufseinsteiger sollten abends nicht als Letzter im Büro Schluss machen, das Büro aber auch nicht als Erster verlassen." Gehe man als Letzter, wirke das auf den Chef und die Kollegen schnell unsouverän. Es entstehe der Eindruck, dass der Anfänger seine Arbeit nicht effektiv erledige. Als Erster zu gehen, sei aber auch befremdlich. Ideal sei in diesem Fall "der goldene Mittelweg irgendwo zwischen beiden Extremen".
Weise gesprochen.
- Dieser Tipp richtet sich an: Mitarbeiter mit Heimweh und einer Abneigung gegen das Mittelmaß
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 9,5 von 10, aber mindestens
- Wie es danach weitergeht: Mit einer Runde Kollegen-Mikado, wenn's dumm zugeht. Denn falls Ihre Kollegen diesen Tipp auch schon kennen, sitzen Sie alle bis spät in die Nacht im Büro. Und warten, dass endlich jemand den Anfang macht und sich traut, nach Hause zu gehen.
12. Dezember: Zeig her deinen Träger

Einfarbig ist dieser Bikini schon mal, mit Seitenträgern ginge er glatt als Büro-Outfit durch
Foto: MARK BLINCH/ REUTERSKein Arbeitgeber hat etwas gegen sportliche Mitarbeiter. Warum auch? Gute Schwimmer zum Beispiel kommen auch dann gut zurecht, wenn der Firma das Wasser bis zum Hals steht. Mit dem Schwimmtraining ist das aber so eine Sache, denn sportlich ist oft schon die Anreise: Um 21 Uhr macht die Schwimmhalle zu, vor 19 Uhr kommen Sie aber kaum vom Schreibtisch weg.
Zeit sparen lässt sich natürlich, wenn man das Bade-Outfit gleich morgens drunterzieht. Doch da schrillen schon die Alarmglocken, rein knigge-mäßig: Für Frauen wartet hier nämlich ein echtes Fettnäpfchen! Und wir fragen: Was ist denn nun schon wieder?
"Bikiniträger gehen im Büro gar nicht", sagt Knigge-Beraterin Karin Felicitas Hallinger aus Landsberg bei Augsburg seufzend. Da denke der Chef: Die wartet nur drauf, dass sie ins Wasser kann. Nicht ganz so streng mit den Kleidervorschriften nimmt es Personal Shopperin Sonja Grau aus Ulm. Bikini statt Dessous sei im Büro schon mal erlaubt, vorausgesetzt es entspricht ihren detaillierten Vorstellungen: "Es sollte ein unauffälliges, einfarbiges Modell mit Seitenträgern sein, das nicht im Nacken schließt." Schaut dann der Träger unter der Bluse hervor, werde er als BH-Träger wahrgenommen.
Und diesen Anblick kennen Ihre Kollegen ja wohl, oder?
- Dieser Tipp richtet sich an: Wasserratten
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 9 von 10
- Wie es danach weitergeht: Gar nicht, denn die Unterwäsche ganz wegzulassen ist definitiv keine Option.
11. Dezember: Einfach mal die Klappe halten

Jetzt bitte geschlossen halten - der Aufzug tut's ja auch
Foto: CorbisVolle fünf Minuten müssen Sie warten, bis der Aufzug kommt. Dann quetscht sich eine ganz Kollegenhorde in die Kabine, allesamt genervt. Mit Mühe kommen Sie an den Knopf für den 13. Stock. Die Schalttafel leuchtet wie ein Christbaum in der Fußgängerzone: Zwischenstopp in der 1, 2, 5, ... das Meeting können Sie sich in die Haare schmieren.
Als Sie denken, schlimmer könne es kaum kommen, dringt eine bekannte Stimme zu ihnen durch: "Na, haben Sie nach unserer Weihnachtssause noch ein Taxi bekommen?", schnarrt es. Tatsächlich: Hinter dem Dicken aus dem Rechnungswesen lugt die Platte von Herrn Schmollinger hervor. Reden will er! Im Aufzug! Geht es noch unverschämter?
Unmöglich! Zumindest Carolin Lüdemann, Karriereberaterin und Mitglied im Deutschen Knigge-Rat, ist sich da ganz sicher. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold - diese Regel gelte vor allem im Fahrstuhl. Denn: "Die Zeit für ein Gespräch ist einfach zu kurz." Wie man's nimmt, die Fahrt mit Schmollinger ist mit acht Zwischenstopps so lang, dass es für eine Projektpräsentation reicht. Trotzdem: Im Lift sollte man lieber schweigen, findet Lüdemann, "die Gespräche können oft peinlich werden". Meist redeten ja nur zwei Personen - und die anderen Leute im Fahrstuhl hörten zu.
- Dieser Tipp richtet sich an: Schwatzdrosseln und Labertaschen
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 7,5 von 10
- Wie es danach weitergeht: Später spricht Sie der Abteilungsleiter an: "Gute Entscheidung, dass Sie heute morgen nicht im Meeting waren. Was dabei rumgekommen ist, hätte Ihnen selbst der Schmollinger sagen können."
10. Dezember: Erste Hilfe für Unterkuschelte

Zähne zeigen: Ob dieser Pitbull der richtige Bürohund ist?
Foto: Rolf Rick/ picture-alliance/ dpaDas Büro ist ein ungemütlicher Ort. Keine Couch zum Herumfläzen, keine Kissen zum Drücken, und die Kollegen reagieren immer so komisch auf Ihre Kuschelavancen. Ganz klar, ein Streicheltier muss her. Was darf's denn sein: Katze, Hamster, Frettchen?
Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund hat sich mit dieser Frage eingehend beschäftigt. "Eine Katze will eher ihre Ruhe haben und sich ihren Aufenthaltsort selbst aussuchen." Auch Kleintiere wie Hamster kämen als Bürotiere kaum in Frage. Schon die Fahrt zur Arbeit stresse sie, und "außerdem sitzen die ja im Käfig und können deshalb nicht so ohne weiteres gestreichelt werden".
Als Bürotier eignet sich laut Tierexperte Tünte vor allem ein Hund. Hunde seien flexibel, könnten sich schnell auf neue Umgebungen einstellen und lebten gern im Rudel. Allerdings: "Einen Kampfhund aus dem Tierheim zu holen und an ein fremdes Büro gewöhnen zu wollen, geht wahrscheinlich eher schief."
Das Büro ist ein ungemütlicher Ort. Keine Couch zum Herumfläzen, keine Kissen zum Drücken, und die Kollegen reagieren immer so komisch auf Ihre Kuschelavancen. Ganz klar, ein Streicheltier muss her. Was darf's denn sein: Katze, Hamster, Frettchen?
- Dieser Tipp richtet sich an: Unterkuschelte
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 9,5 von 10
- Wie es danach weitergeht: Erfahren Sie demnächst vom Tierberater Ihres Vertrauens: Blindschleiche, Plapperschlange oder Schnatternatter? Das richtige Kriechtier fürs Büro.
9. Dezember: Ein Kompliment, ein Kompliment

Herzlichen Glückwunsch! Und wieder waren Sie fabelhaft
Foto: CorbisSie haben alles, aber auch alles richtig gemacht. Das wissen Sie. Die anderen wissen es auch. Aber natürlich sagt mal wieder keiner was, klar. Und dann auf einmal das: Der Chef kommt ins Büro. "Gute Arbeit! Weiter so."
Hat er das jetzt wirklich gesagt? Gibt's denn das, ein Kompliment, aus heiterem Himmel! Welch ein Triumph. Aber was nun? Wie immer in solchen Fällen versetzen Sie sich in Clint Eastwood, den Helden Ihrer Kindheit. Sie legen den Kopf schief, stemmen die Hände in die Hüfte und pressen ein "Ach, das war doch gar nichts" hervor. Oder sogar: "Vielen Dank an das gesamte Team". Und machen damit alles, aber auch alles falsch.
Karriereberaterin Claudia Enkelmann aus Königstein im Taunus sagt's: "Das ist schlecht." Niemand glaube an einen Arbeitnehmer, der nicht selbst von seiner Leistung überzeugt sei. Noch schlimmer als "Das war doch gar nichts" sei allerdings die Antwort "Wenn Sie wüssten, wie schwer das für mich war". Sie empfiehlt, Lob einfach "mit einem netten, kleinen Lächeln" anzunehmen und sich zu bedanken.
- Dieser Tipp richtet sich an: High Potentials wie Du und ich
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 8 von 10
- Wie es danach weitergeht: Bei der Ordensverleihung im Großraumbüro dürfen Sie sich gern einen Hocker als Siegerpodest zurechtrücken.
8. Dezember: Auch ein öder Job kann Freude machen. Nach Feierabend.

Gelangweilt bei der Arbeit? Schlafen Sie doch einfach mal ne Runde
Foto: CorbisIhre Arbeitstage ziehen sich wie Kaugummi. Bei Wikipedia haben Sie sich schon systematisch von A wie Annemarie bis G wie Geldbrandkäfer vorgearbeitet. Sie haben sich auf Ebay den Status Powerseller erkämpft, jeden einzelnen Buchstaben ihrer Tastatur mit einem Wattestäbchen gereinigt, und SPIEGEL ONLINE aktualisieren Sie ohnehin im Sekundentakt.
Trotzdem fühlen Sie unterfordert. Sie haben das Gegenteil von Burnout, nämlich Boreout. Sie leiden unter Bürostress durch Langweile.
Nun könnte man Ihnen natürlich raten, einfach den Job zu wechseln. Annekatrin Hoppe, Professorin für Arbeitspsychologie an der Berliner Humboldt-Universität, hat aber eine viel bessere Idee: "Betroffene können eine neue Sprache lernen." Das Lernen in der Freizeit fordere den Intellekt des Arbeitnehmers heraus und kompensiere die Unterforderung im Job. Wie? Sie haben Fremdsprachen schon in der Schule gehasst? Dann hat Psychologin Hoppe für Sie einen anderen Tipp: Suchen Sie sich neue Eindrücke im Museum. Oder widmen Sie sich einer anspruchsvollen Sportart.
- Dieser Tipp richtet sich an: Gelangweilte
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 10 von 10
- Wie es danach weitergeht: Ihnen fällt doch noch eine Fremdsprache ein, die Sie schon immer mal lernen wollten: Klingonisch. Das Üben der Kehlkopflaute im Büro macht Spaß; wenn Sie Glück haben, feuert Sie der Chef sogar, und Sie dürfen sich endlich doch einen neuen Job suchen.
7. Dezember: Niesen nur mit links

Auch Niesen will gelernt sein
Foto: Peter J Jordan/ dpa/dpawebSie haben sich trotz Erkältung ins Büro geschleppt. Das ist sehr nobel von Ihnen, aber Lob dürfen Sie dafür nicht erwarten. Was, wenn sich nun Herr Hofer bei Ihnen ansteckt, so kurz vor der Präsentation, die möglicherweise über seine Beförderung entscheidet? Vermutlich ist Ihnen das egal, oder eigentlich auch ganz recht, schließlich ist die Bilderbuchkarriere dieses verklemmten Schlipsträgers ohnehin unerträglich. Damit wäre dann der Punkt Ansteckungsgefahr abgehakt.
Doch damit ist es nicht getan! Noch lange nicht! Niesen muss nämlich gelernt sein. Etikette-Trainerin Karin Hallinger erklärt Ihnen den Prozess in drei Schritten:
1. Sobald Sie erste Anzeichen eines Kribbelns in der Nase verspüren, wenden Sie vorsorglich Ihrem Chef den Rücken zu. Denn: Sie dürfen auf gar keinen Fall in seine Richtung trompeten. "Das kommt noch aus Zeiten, in denen es einen König gab", erklärt Hallinger. Dahinter stecke der Gedanke, dass es weniger schlimm für die Gemeinschaft ist, wenn ein Rangniedrigerer wegen Krankheit ausfällt. Nach dieser Logik dürfen Sie Kollege Hofer also getrost ein paar Spritzerchen Nasensekret mitgeben - allerdings kommt hier schon die nächste Regel…
2. Heben Sie die Hand. Nein, nicht die rechte, die linke. Halten Sie sie vors Gesicht und niesen Sie hinein. In die linke Hand ist das erlaubt. Aber nur in die. Denn: "Die rechte Hand nimmt man zur Begrüßung", sagt Hallinger.
3. Haaa…tschi. Jetzt dürfen Sie sich auch schnäuzen. Aber bitte verstecken Sie danach sofort wieder die Taschentuchpackung. Und Ihr Nasenspray, die Grippetabletten und was die freundliche Apothekerin Ihnen sonst noch alles in die Tüte geworfen hat. "So etwas auf den Tisch zu stellen, ist unmöglich", sagt Hallinger. Krankheiten seien schließlich kein angenehmes Thema - die Kollegen sollten deshalb nach Möglichkeit damit nicht behelligt werden.
- Dieser Tipp richtet sich an: Erkältungsopfer
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 7 von 10
- Wie es danach weitergeht: Ja, dann bleiben's halt einfach zu Hause und feiern krank. Dann können Sie nach Herzenslust röhren und rechts, links, zusammen oder immer abwechselnd die Hände heben. Wobei: Möglicherweise brauchen Sie schon für den ersten Tag ein Attest. Und gelten fortan als Mimöschen oder gar als Low Performer. Was das für Folgen hat, erklärt Ihnen dann ein Karriereberater.
6. Dezember: Schenke lieber unpersönlich

Warum stellt sich der Kollege nur so an? Das Erdmännchen freut sich doch auch über Maden
Foto: Peter Steffen/ picture alliance / dpaTante Annegret bekommt den Norweger-Schal vom Kirchenbasar, Onkel Klaus den Bierkrug, den es 2007 für den Drittplatzierten beim Kegeln gab - aber was schenkt man nur den lieben Arbeitskollegen? An Ideen mangelt es nicht: Bei Teamleiter Torben drängt sich der Gedanke an "Das kleine Arschloch" auf. Und für Sekretärin Gabi wäre Woody Allens "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" eine sinnvolle Gabe. Oder vielleicht doch eher der Sado-Maso-Schinken "Shades of Grey"?
Imagetrainerin Imme Vogelsang aus Hamburg hat sich über Geschenke im Büro mal so ihre Gedanken gemacht. Und ist zu dem Schluss gekommen: Der Spaß hört schon beim Blumenstrauß auf.
"Geschenke an Geschäftspartner und Kollegen sollten nicht zu persönlich sein", sagt sie. Blumen und Parfum könne höchstens eine Kollegin der anderen schenken. Männer sollten sich eher an Krimis, Romane oder Sachbücher halten. Das darf dann auch ruhig ein Finanzratgeber sein oder das neueste Werk von Peter Scholl-Latour. Denn, so Imagetrainerin Vogelsang: "Selbst wenn der andere bisher kein ausgewiesener Kenner des Themas ist, ist es ein Zeichen der Wertschätzung, ihm das Interesse daran zuzutrauen."
Im Fall von Sekretärin Gabi geht "Shades of Grey" also in Ordnung.
- Dieser Tipp richtet sich an: Geschenkesucher
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 3 von 10
- Wie es danach weitergeht: Nach den Feiertagen werden Sie mit echten Kollegenhasser-Gadgets malträtiert. Der PC wird verrückt spielen, Schaumstoffraketen werden auf Sie niederprasseln und die Buchstaben von Ihrer Tastatur verschwinden.
5. Dezember: Urlauber einfach mal urlauben lassen

Sie wären jetzt auch gern am Strand wie ihr Kollege? Ja nee, is' klar.
Foto: CorbisDer Kaffee ist schon wieder alle. Die neue Kollegin ist schwanger, gleich nach der Probezeit, haben Sie ja gleich gesagt. Und das Projekt wurde abgelehnt, da müsste man auch mal drüber reden - nur ist der Schreibtisch gegenüber leer. Kollege Haumann hat Urlaub.
Menno!
Drei lange Wochen, was da alles passieren kann. Zum Glück haben Sie Haumanns Handynummer. Sie tippen schon die ersten Zeilen einer SMS, der Zeigefinger kreist über dem "Senden"-Knopf... Doch nein, halten Sie ein! Das können Sie nicht verantworten! Warum, erklärt Ihnen Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung: "Eine Nachricht oder ein Anruf haben bloß den Effekt, dass der Mitarbeiter gedanklich sofort wieder im Büro ist. So kann er im Urlaub nicht abschalten, und die Erholung ist gleich wieder dahin."
Das ist ja auch der Sinn der Sache - Ihr Kollege hat schließlich Erholung weder nötig noch verdient. Aber als Mitarbeiter der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung hat Windemuth selbstverständlich noch ein argumentatives Ass im Ärmel: "Der Kollege kann in seiner Abwesenheit ja ohnehin nichts machen." Darauf wären Sie jetzt nicht allein gekommen, oder?
- Dieser Tipp richtet sich an: Quasselstrippen und Labermäuler
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 8 von 10
- Wie es danach weitergeht: Haumann reicht bei seiner Rückkehr aus dem Urlaub eine dreistellige Roaming-Abrechnung ein - auf Ihre Kostenstelle.
4. Dezember: Wer früher aussteigt, darf länger laufen

Schietwetter? Jetzt stellen Sie sich nicht so an! Laufen hält fit, Kleider trocknen auch im Büro
Foto: dapdSchon die fünf Stufen hinauf zur Lieblingskneipe lassen Sie schnaufen, die Jeans kneift mächtig, und Ihre Krankenkasse schickt Ihnen jedes Jahr die berüchtigte Hüftgold-Broschüre mit Abnehmtipps? Dann könnte es sein, dass Sie zu dick sind.
Direkt überraschen wird diese Diagnose Sie vermutlich nicht. Sie haben ja schon längst Erklärungen für ihre Power-Plautze parat: das lange Sitzen im Büro, die vielen Überstunden, das fettige Kantinenessen. Keine Zeit zum Joggen, kein Geld fürs Fitnessstudio.
Pah, alles faule Ausreden! "Bewegung in den Alltag integrieren" heißt die Zauberformel.
Wiete Hirschmann, Arbeitsmedizinerin vom TÜV Rheinland, sagt Ihnen, wie's geht: Auf dem Weg zur Arbeit steigen Sie einfach eine Haltestelle zu früh aus Bus oder U-Bahn aus. Wie, Sie fahren mit dem Auto? So einfach schütteln Sie eine Frau vom TÜV nicht ab: Autofahrern empfiehlt Hirschmann, "in einiger Entfernung vom Büro zu parken". Der kurze Spaziergang zur Arbeit sei schließlich gut für die Gesundheit.
- Dieser Tipp richtet sich an: moppelige Büroarbeiter
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 9 von 10
- Wie es danach weitergeht: Für den morgendlichen Winterspaziergang entlang der vierspurigen Ausfallstraße empfiehlt der TÜV Stirnlampen und Warnwesten.
3. Dezember: Finger weg vom letzten Keks

Zuschnappen könnte schlimme Konsequenzen haben
Foto: Z5335 Jan Woitas/ dpaFür die Teilnahme am Meeting gibt's nur ein Argument: die Schokokekse. Ein gutes Argument, denn die leckeren mit der Füllung rückt die Sekretärin nur heraus, wenn der Chef dabei ist. Natürlich greifen alle beherzt zu, einmal, zweimal - und zack: Schon liegt auf dem Teller nur noch ein einsamer Keks. Eine brenzlige Situation, die Fingerspitzengefühl und überlegtes Handeln erfordert. Also: Was tun Sie?
a) Gar keine Frage: Schnappen und runter damit.
b) Die anderen werden sich bestimmt auch nicht trauen. Nach dem Meeting trödele ich einfach so lange herum, bis alle draußen sind, und stopfe mir den Keks unauffällig in den Schlund.
c) Ich frage freundlich: Will jemand den letzten Keks?
d) Ich verkrieche mich in meine mentale Höhle, die mir mein Psychotherapeut bei der letzten Sitzung gezeigt hat, und grüble den Rest des Meetings, warum ausgerechnet ich nie einen Keks abbekomme.
Als in unzähligen Teambuilding-Seminaren geschulter Büromensch wissen Sie natürlich, dass a), b) und d) gar keine guten Optionen sind. Nassforsch, hinterrücks oder gar introvertiert wollen Sie schließlich auf keinen Fall rüberkommen. Also c).
Mööööööööpp.
Das ist auch falsch. Meint zumindest Carolin Lüdemann, Karriereberaterin in Stuttgart und Mitglied im deutschen Knigge-Rat. "Will jemand den letzten Keks?" sei eine scheinheilige Frage, auf die man keine ehrliche Antwort erwarten könne. Damit signalisiere man nämlich, dass man Lust hätte, den Keks zu essen. Und das sei unhöflich. Schokoliebhaber müssen jetzt ganz tapfer sein, denn daraus folgt: Der letzte Keks muss liegenbleiben. Sie sollten das aber positiv sehen: Auch die Reinigungskraft freut sich über eine kleine Stärkung.
- Dieser Tipp richtet sich an: Schokoholics
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 4 von 10
- Wie es danach weitergeht: Ernährungsministerin Ilse Aigner nimmt sich der Sache an und lässt eine App programmieren, mit der in Teams der letzte Keks verlost wird.
2. Dezember: Kaufen Sie Ihre Hemden doch mal passend

Das Hemd sitzt. Hat Reiner Calmund etwa schon unser Türchen geöffnet?
Foto: A2902 Achim Scheidemann/ dpaSpeckröllchen sind unter Stoff schon schlimm genug. Grausam wird es, wenn die letzte Barriere zwischen Ihnen und der Umwelt fällt: Hochgerutschte Hemden geben den Blick frei auf verirrte Härchen, Leberflecken, fahle Hautfalten. Das muss doch nicht sein, meint Personal-Shopperin Sonja Grau aus Ulm.
Sie hat nachgemessen: Hemden, die 20 bis 25 Zentimeter unter den Gürtel reichen, bleiben auch dann noch in der Hose, wenn man versucht, mit den Fingern die Zehen zu berühren oder den vermissten Bleistift aus dem Spalt zwischen Regal und Wand herauszufischen. Etwas fülligere Zeitgenossen könnten zudem auf ein Hemd mit Rückenfalte zurückgreifen, das sei "quasi eine Stoffreserve für den Träger".
- Dieser Tipp richtet sich an: Couchpotatoes, Informatiker und alle anderen, die sich mit Hemden nicht so auskennen
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 8 von 10
- Wie es danach weitergeht: Hochgeschlossene Overalls in Über- und Untergrößen gibt es im gutsortierten Fachhandel, sie bedecken zuverlässig jede Körperregion.
1. Dezember: Sorry meine Liebe, aber du stinkst

Der Duft mancher Kollegen ist einfach...umwerfend.
Foto: CorbisAbteilungsleiterin Meier ist gefürchtet im Büro. Nicht nur wegen ihrer verwegenen Ideen ("Wir könnten doch mal alle zusammen Bowling spielen"), sondern vor allem wegen ihres atemberaubenden Mundgeruchs. Die Kollegen macht das ungemein produktiv: Weil niemand will, dass Meier über die Schulter guckt oder aus nächster Nähe einen Ratschlag gibt, erledigen alle ihre Arbeit so schnell und gewissenhaft wie nie. In absehbarer Zeit wird Meier das Unternehmen also nicht verlassen. So kann es aber auch nicht weitergehen. Was tun?
Agnes Jarosch, Mitglied im Deutschen Knigge-Rat, weiß es: Abteilungsleiterin Gerke muss ran. In der Hackordnung des Unternehmens steht sie mit Meier auf einer Stufe, außerdem hat sie das gleiche Geschlecht - laut Jarosch eine gute Ausgangsbasis, um Kritik zu äußern.
Ein Opfer ist also gefunden, nun kommt der schwierige Part: Ein Vertrauenspakt muss geschlossen werden. Der Dialog könnte so aussehen, schlägt Jarosch vor:
Gerke (vorsichtig): "Sag mal, Gudrun, wenn bei mir das Deo versagt oder ich eine Laufmasche habe, dann würdest du mir das doch sagen, oder?"
Meier: "Na klar. Ist doch selbstverständlich."
Gerke: "Ich finde es super, dass wir dieses Vertrauensverhältnis haben."
(Meier freut sich wie ein Schnitzel)
Gerke: "Du, wo wir gerade dabei sind, muss ich dir auch was sagen. Du riechst aus dem Mund ziemlich übel."
- Dieser Tipp richtet sich an: Alle, die auf der Arbeit olfaktorisch herausgefordert sind
- Punkte auf der Ach-was-du-nicht-sagst-Skala: 7 von 10
- Wie es danach weitergeht: "Wo wir gerade dabei sind: Nenn mich nicht Gudrun, du Spinatwachtel!"

Autorin Verena Töpper (Jahrgang 1982) ist KarriereSPIEGEL-Redakteurin.
