

Süße Cupcakes und herzhafte Quiches: Bei Andrea Kollmorgen ist alles selbst gemacht. Doch die meisten Gäste kommen nicht nur wegen des leckeren Essens ins Pee Pees. Die Attraktionen des Cafés heißen Pelle und Caruso, haben vier Beine, ein weiches Fell und bezirzen die Kundschaft.
Vor einem Jahr eröffnete Andrea Kollmorgen Berlins erstes Katzencafé. Auch in München, Köln, Wien und London sind solche Bistros mittlerweile vertreten. Die Idee stammt aus Japan: Beim Schlemmen gleichzeitig mit Samtpfoten schmusen. "Ich habe vor einiger Zeit darüber gelesen, fand die Kombination irgendwie charmant. Außerdem hab ich drei Katzen zu Hause und bin schon deshalb ein Fan der Tiere", erzählt die 49-Jährige.
Als sie nach vier Jahren plötzlich ihren Job als Sekretärin bei einem ostdeutschen Chemieunternehmen verlor, entschloss sie sich, ihre Idee umzusetzen. Pelle und Caruso, beides europäische Kurzhaarkatzen, hat sie nach ganz bestimmten Kriterien ausgesucht: "Sie sind total verschmust, lieb, gehen offen auf Menschen zu und präsentieren sich gerne."
Auch ein passendes Objekt für ihr Katzencafé entdeckte Kollmorgen schnell: eine ehemalige Schwulenbar im Berliner Stadtteil Neukölln. "Das Café hat eine Fläche von etwa 60 Quadratmetern. Von der Größe her passend, denn laut Vorschrift des Veterinäramtes sollen jeder Katze mindestens 20 Quadratmeter zur Verfügung stehen."
Weitere Vorgaben der Ämter: Die Katzen brauchen einen geschützten Rückzugsraum, alle Lebensmittel müssen in verschließbaren Vitrinen stehen, die Hygiene im Laden wird immer wieder kontrolliert, und auch der Amtstierarzt schaut öfter vorbei.
Beim Schnurren abschalten
Schon in den ersten Wochen nach der Eröffnung zogen die getigerten Kater jede Menge Gäste an. Viele sind inzwischen zu Stammkunden geworden. Die Kundschaft schätze die angenehme Atmosphäre des Cafés. "Wir sind in einem belebten Bezirk. Doch wenn man hier reinkommt, ist es ruhig, nur die Miezen schnurren. Da kann man wunderbar abschalten."
Warum sich Menschen ausgerechnet in der Nähe von Katzen so wohlfühlen? "Nähe, Wärme und Geborgenheit - das sind unsere Grundbedürfnisse. Katzen mit ihrer ruhigen Art, dem kuscheligen Fell und einem wohligen Schnurren befriedigen diese Bedürfnisse", erklärt der Psychologe Manuel Tusch aus Köln.
Die leicht überlegene Attitüde der Tiere bringe sogar unruhige, grüblerische Geister zur Ruhe, so der Psychologe. "Katzen wissen genau, was sie wollen. Das verleiht ihnen eine souveräne und damit ruhige Aura. Diese Wirkung überträgt sich." Da haben selbst Tierschützer keine Einwände. Im Gegenteil: "Wenn Katzen in so einem Café artgerecht gehalten werden, spricht nichts dagegen", sagt Melitta Töller von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.
Hinsetzen und die Katze in Ruhe lassen
Die Tiere brauchen aber auch genug Ruhemomente. Dafür hat Andrea Kollmorgen ihnen einen eigenen Bereich mit Schlafplätzen eingerichtet, zu dem Cafégäste keinen Zutritt haben. Besucher müssen außerdem auf die Bedürfnisse der Katzen Rücksicht nehmen, sagt Töller. "Katzen zeigen sehr deutlich, was ihnen gefällt und was nicht. Das machen sie gern auch durch einen gezielten Pfotenhieb deutlich." Besucher sollten sich deshalb einfach einen Platz suchen und die Katzen in Ruhe lassen. Ob sie sich dem Menschen nähern wollen, entscheiden die Tiere selbst.
Für den richtigen Umgang mit Pelle und Caruso sorgt Kollmorgen mit ihrer Hausordnung. Darin steht, dass die beiden 15 Monate alten Kater nur gestreichelt, aber nicht herumgetragen, beim Schlafen gestört oder sogar am Schwanz gezogen werden dürfen. Auch Füttern ist verboten, und Hunde müssen draußen bleiben.
Von einer selbst gebauten Empore aus haben die beiden einen Überblick über alles, was sich in ihrem Zuhause bewegt. Prinzipiell reagierten sie auf jeden Gast gleich - haben aber eine Vorliebe, sagt Kollmorgen. "Sie finden große Rucksäcke und volle Einkaufstaschen toll. Darin stöbern sie immer herum."
Zum Schluss verrät die Unternehmerin noch, was es mit den Namen ihrer Kater auf sich hat. "Pelle hab ich so genannt, weil er anderen gern auf die Pelle rückt und überall dabei sein will. Und Caruso hat die Angewohnheit, morgens mit glockenheller Stimme zu maunzen."
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Alles für die Katz: Andrea Kollmorgen hat Berlins erstes Katzencafé eröffnet, das Pee Pees. Dort schmusen Gäste unter anderem mit Kater Pelle.
Hier schnurrt der Chef noch selbst: Kater Pelle lässt es sich gut gehen im Katzencafé. Eine eigene Hausordnung sorgt dafür, dass die Tiere genug Ruhe haben.
Nicht schnurzegal: Andrea Kollmorgen hat die Katzen Pelle und Caruso für ihr Café Pee Pees nach bestimmten Kriterien ausgesucht. Sie sind verschmust und gehen offen auf Menschen zu.
Animation auf Gegenseitigkeit: Kater Pelle lässt sich gerne zum Spielen animieren.
Der Sparringspartner ist ein Esel: In der Nähe von Lüneburg bieten zwei Schwestern Führungsstrategien mit Tieren an. Hier versucht Gruppenteilnehmerin Sophie den Esel Lottie vom Laufen zu überzeugen. Lesen Sie mehr...
Sascha mit Esel Adele: Der Wirtschaftsingenieur leitet Projekte, um das Arbeitszeitsystem seiner Firma zu verbessern. Dort muss er auch unangenehme Entscheidungen durchsetzen. Im Seminar muss er zunächst die Tiere überzeugen.
Teilnehmer am Esel-Seminar: Erbarmungslos notieren die Zuschauer jeden Seufzer und analysieren, ob einer das Tier als Belohnung zu früh oder zu spät gestreichelt hat.
Ein Zahntechnikermeister leistet Überzeugungsarbeit: Demnächst will Mark Mitarbeiter einstellen. Gut, wenn er schon hier lernt, ausreichend zu loben.
Wer es bei einem Esel schafft, der schafft es überall: Coach Andrea Duchek gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Maultieren und Mitarbeitern. Gemeinsam mit ihrer Schwester bietet sie das "Esel-Coaching" auf einem Bauernhof im Norden an.
Mindmap Esel: Nicht treiben, nicht zerren und keine Lebensmittel als Lockmittel.
Teilnehmerin Christina mit ihrem Esel: Ein Esel verharrt, prüft und analysiert die Situation. Manchmal hört er nicht, tut etwas anderes, fordert Klarheit und Präsenz. Alles Eigenschaften, die auch Mitarbeiter haben.
KarriereSPIEGEL-Autor Jonas Nonnenmann im Einsatz: Es es sei nicht ganz klar gewesen, ob er den Esel geführt habe oder der Esel ihn. Die Kritik mancher Teilnehmer, er habe den Esel etwas spät gestreichelt, sieht er allerdings ein.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden