
MBA-Programme: Die neuen Trends
MBA-Programme Business Schools in der Krise
Sich sozial zu engagieren ist in. Geldgierig und skrupellos sein ist out. Diese Botschaft ist mittlerweile auch bei den Business Schools angekommen. Mit Ethikkursen, sozialen Projekten oder gar einem Managereid, den die MBA-Absolventen schwören, künftig der Allgemeinheit dienen zu wollen, versuchen sie, ihre soziale Ader zu beweisen.
Kritiker wie Thomas Sattelberger, der ehemalige Personalvorstand der Telekom, halten das häufig für Kosmetik und beschwören den Untergang der MBA-Ausbildung. Bestätigt sehen sie sich durch die abnehmenden Studentenzahlen an etlichen Schulen in den USA und in Großbritannien.
Auch bei der MBA-Ausbildung gibt es so etwas wie einen Schweinezyklus. Ist die Wirtschaftlage schlecht, nutzen viele die Zeit für ein Weiterbildungsstudium wie den MBA, sei es, weil sie gerade sowieso arbeitslos oder weil ihre Karrierechancen in der Krise nicht groß sind. Die Bewerberzahlen steigen. Zieht die Wirtschaft wieder an, suchen sich viele lieber einen lukrativen Job, um Geld zu verdienen. Die Zahl der MBA-Bewerber sinkt.

Die nächste Generation: Qualifiziert, begehrt und selbstbewusst
Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle: Die teils dramatischen Rückgänge internationaler Studenten in Großbritannien dürften vor allem auf die Verschärfung der Visa-Regeln zurückzuführen sein. MBA-Absolventen dürfen nun nach ihrem Studium nicht mehr im Land bleiben und arbeiten. Bis vor kurzem war das noch für ein paar Jahre erlaubt.
Doch nicht alle Schulen haben über mangelnde Bewerberzahlen zu klagen: Die Tuck School am Dartmouth College in New Hampshire etwa verzeichnet gerade eine Rekordnachfrage. Die Bewerberzahlen seien um rund neun Prozent gestiegen, die Bewerber seien qualifizierter als je zuvor, sagt Paul Danos, Dekan der Schule. "Tuck hat derzeit eines der besten Jahre."
Den MBA gibt's auch im Internet
Einen wichtigen Trend sieht Danos in der Globalisierung der MBA-Programme. In den MBA-Klassen der amerikanischen Topschulen kommt mittlerweile jeder dritte Student aus dem Ausland. Im Unterricht werden internationale Fallstudien behandelt und wer will, kann an einem Austauschprogramm teilnehmen. Sogar die Harvard Business School schickt ihre Studenten bis nach Argentinien oder Indien, um eine Woche lang an Projekten zu arbeiten. Für die Schule, die bis 2011 fast ausschließlich auf die Lehrmethode der Fallstudie setzte, ist das so etwas wie eine Revolution.
Allerdings haben europäische Top-Schulen wie das IMD in Lausanne oder Insead mit Standorten in Paris, Singapur und Abu Dhabi in puncto Internationalität der Studenten und Professoren noch immer die Nase weit vorn. "Die Nachfrage nach unserem MBA bleibt in Europa, Asien und den USA hoch, mit dem größten Wachstum in Asien", sagt Dipak C. Jain, bis März Dekan von Insead.
Auch beim Stichwort Online-MBA punkten die europäischen Schulen. "Die neuen Technologien entsprechen einfach besser den Bedürfnissen der Teilnehmer und liefern zudem noch reichhaltigere Lernerfahrungen", sagt Santiago Iñiguez de Onzoño, Dekan der Dean IE Business School in Madrid, die führend in Sachen Online-MBA ist.
Nachziehen konnten auch die deutschen Schulen: Die WHU schaffte es 2012 erstmals ins MBA-Ranking des britischen "Economist", der Mannheim Business School gelang der Sprung ins Ranking von "Businessweek" und im Januar landete sie als erste deutsche Business School überhaupt unter den Top 100 weltweit im Ranking der "Financial Times".
Mehr Sinn als Gehalt
Verändert haben sich aber nicht nur die MBAs, sondern auch der Jobmarkt: Die Zahl der Stellen im Finanzsektor hat abgenommen, dafür kommen deutlich mehr Absolventen in der Hightech-, Energie- oder Konsumgüterbranche unter. Oder sie gründen gleich ihre eigene Firma. "Wir sehen, dass immer mehr MBAs in Organisationen wollen, die auch einen sozialen Wert schaffen, selbst wenn sie dabei weniger verdienen", sagt Christoph Loch, Direktor der Judge Business School an der Cambridge University.
Das hat auch Daniel Weninger beobachtet, der für seine MBA-Abschlussarbeit an der WHU in Koblenz mehr als 200 MBA-Interessenten nach ihren Zielen befragte. An erster Stelle nannten die angehenden MBA-Studenten persönliches Wachstum und Lernen, gefolgt von der Entwicklung der Führungsfähigkeiten, Karrieremöglichkeiten und dann erst ein besseres Gehalt. "In unserer MBA-Klasse gab es einige, die vorher in einer Bank waren und nicht mehr zurückwollten, obwohl sie dort vielleicht mehr verdient hätten", sagt Weninger.

KarriereSPIEGEL-Autorin Bärbel Schwertfeger ist freie Journalistin in München. Sie schreibt seit 20 Jahren über das Thema MBA - auch in ihrem "MBA-Journal".