Koalitionspoker Mindestlöhne auch für Praktikanten

Mehr als nur Kopieren: Praktikanten leisten oft ganze Arbeit - für wenig Geld
Foto: CorbisSie geben alles und sind sich für keine Aufgabe zu schade. Dafür kriegen sie meist ein gutes Zeugnis, vielleicht einen Job - und ganz sicher keine große Bezahlung. "Praktikant" klingt nicht nur so ähnlich wie "Prekariat".
Doch das soll sich ändern: Praktikanten mit abgeschlossener Ausbildung sollen nach dem Willen von Union und SPD künftig ebenfalls von den Mindestlöhnen in ihren Branchen profitieren. Das teilte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles am Mittwochabend in Berlin nach einer zweiten Verhandlungsrunde der Koalitionsarbeitsgruppe Arbeit/ Soziales mit.
Es müsse für solche Praktika außerhalb von Schule und Studium eine angemessene Vergütung geben. Da, wo ein Mindestlohn gelte, müsse dann auch einer für die Praktikanten gezahlt werden. Deren finanzielle Situation solle so verbessert werden.
Da ist durchaus Luft nach oben: Laut Praktikantenreport waren 2012 40 Prozent der Praktika in Deutschland unbezahlt. Der Bericht basiert auf den Einträgen der Nutzer von meinpraktikum.de aus dem Jahr 2011. Spitzenreiter der Ausbeuterbranchen sind demnach Gesundheit, Öffentlicher Dienst und Bildung - hier arbeiten jeweils 80 Prozent der Praktikanten ohne Bezahlung. Besser gestellt ist, wer sich für Unternehmensberatungen interessiert oder in die Konsumgüterindustrie reinschnuppern möchte: Hier werden neun von zehn der Kurzzeitmitarbeiter für ihren Einsatz bezahlt.

Generation Praktikum: Arbeit ist das ganze Leben
Im Schnitt verdienen Praktikanten laut Erhebungen des Staufenbiel Instituts 600 bis 800 Euro. Wie viele Stunden sie dafür arbeiten, ist oft unklar. Schließlich dient das Testarbeiten nicht zuletzt dazu, den neuen Kollegen und Vorgesetzten zu zeigen, wie ernsthaft man an der Aufgabe interessiert ist und dass Überstunden kein Thema sind.
Vor kurzem warf der Tod eines deutschen Praktikanten in London die Frage nach den Arbeitsbedingungen auf. Der Wirtschaftsstudent war während eines Bankpraktikums nach mehreren angeblich durchgearbeiteten Nächten unter der Dusche gestorben.
Ebenfalls im Umfeld der Koalitionsverhandlungen kündigte Ursula von der Leyen (CDU) an, man wolle für junge Menschen den Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf "nahtloser gestalten". Die noch amtierende Arbeitsministerin sagte, für 1,5 Millionen junge Menschen ohne Schul- und Berufsausbildung sollten Geld bereitgestellt werden, um sie "konsequent nachzuschulen".