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Stephanie Huber

Tipps von der Karriereberaterin Hilfe, mein Kollege vergrault ständig neue Mitarbeiter!

Stephanie Huber
Ein Gastbeitrag von Stephanie Huber
Karl hat ein Problem: Er ist auf seinen besten und erfahrensten Mitarbeiter angewiesen – der aber treibt regelmäßig neu eingestellte Kollegen in die Flucht. Wie kann Karl endlich Frieden im Betrieb schaffen?
Foto: Niels Blaesi / DER SPIEGEL

Karl, 54 Jahre, Geschäftsführer, fragt: »Ein Kollege, der seit 29 Jahren in unserem Unternehmen ist, sorgt für enorme Unruhe. Zwei Kollegen haben bereits seinetwegen gekündigt und ich weiß nicht, wie lange deren Nachfolger noch durchhält. Die Führungsposition will der alte Kollege nicht, also muss ich dafür qualifizierte Leute einstellen – doch die lässt er gar nicht ankommen, sondern vergrault sie. Ich gebe es nur ungern zu, doch der Problemkollege hat deutlich mehr Fachwissen und Erfahrung als wir alle. Was kann ich tun, damit bei uns Ruhe einkehrt?«

Zur Autorin

Stephanie Huber arbeitet als Mediatorin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsmediation  und Konfliktmanagement, seit sie 2013 ihr Unternehmen verkauft hat – und dabei die Erfahrung machte, dass es Situationen gibt, in denen Worte nicht reichen, um vom Gegenüber verstanden zu werden. Dadurch angespornt fand sie ihre Berufung, Menschen aus Konflikten und Krisen zu führen.

Lieber Karl,

es hört sich so an, als ob bei Ihnen im Unternehmen ein Rivalitätskonflikt herrscht. Als ob Sie als Schäfer einen Leithammel vor den anderen gesetzt haben und nun der Alteingesessene alle anderen wegbeißt. Bei zweien war er bereits erfolgreich, bei Nummer drei ist er gerade dran. Besserung ist nicht in Sicht – es sei denn, Sie erkennen das Muster. Dann können Sie etwas ändern.

Wie sieht das herrschende Muster aus?

Machen Sie sich einen Plan. Erkennen Sie die Strukturen und Vorgehensweisen – aller Beteiligten. In Konfliktsituationen neigen wir oftmals dazu, nur das eine Problem, den aus unserer Sicht Schuldigen, zu sehen und verlieren den Blick für das große Ganze. Doch genau dieser Blick ist enorm wichtig. Denn dort liegt der Unterschied zwischen einer neutralen Person und einem Betroffenen: Die neutrale Person hat noch keine Meinung und somit noch einen Blick für das große Ganze.

Betrachten Sie alle Anteile, auch Ihren Anteil. Haben Sie als »Schäfer« die Herde ausreichend geführt? Egal, wie Sie an dieser Stelle antworten, schaffen Sie Vertrauen, sprechen Sie miteinander, bleiben Sie im Kontakt.

Hören Sie allen Beteiligten zu

Gute und konstruktive Gespräche zeichnen sich dadurch aus, dass man einander aufmerksam zuhört. Fragen stellen, also Interesse an der jeweiligen Sichtweise zu bekunden, ist ebenfalls Erfolg versprechend.

Finden Sie heraus, was den Kollegen bewegt und gehen Sie darauf ein. Sprechen Sie miteinander, aber nicht übereinander. Schaffen Sie Vertrauen. Es reicht nicht zu sagen »ihr seid keine Rivalen«, wenn das Gefühl bleibt, man nehme einander etwas weg.

Bewerten und interpretieren Sie nicht

Was Sie hören, sind Meinungen und Sichtweisen, diese sollten Sie in einem Klärungsgespräch nicht kommentieren oder gar bewerten. Auch etwas hineinzuinterpretieren, was Sie verstanden haben, ist nicht konstruktiv.

Versichern sich, ob Sie richtig verstanden haben

»Ich möchte sichergehen, ob ich folgendes richtig verstanden habe …« ist der wichtigste Satz in diesem Kontext. Wenn Sie dem Kollegen, der bereits länger in Ihrem Unternehmen ist, zuhören und mit ihm in einen Dialog auf Augenhöhe treten, dann füllen Sie Ihre Position aus. Führen Sie das Gespräch souverän und klar. Sie haben nicht geschrieben, dass er mit Ihnen als »Leithammel« ein Problem hat, sonst würde ich Ihnen zu einem anderen Weg raten. So müssen Sie Ihre Führungsrolle ausfüllen.

Schaffen Sie ein gemeinsames Projekt

Nutzen Sie einen Ort, der nichts mit dem Alltag in Ihrem Unternehmen zu tun hat. Sie könnten die beiden Herren zum Beispiel kurz vor Feierabend auf Kosten der Firma in den Biergarten nebenan schicken. Dort sollen Sie sich gemeinsam hinsetzen und die Aufgaben des nächsten Tags besprechen. Der Trick ist, das Treffen nicht im gewohnten Umfeld des Betriebs stattfinden zu lassen, sondern auf einem neutralen Terrain. Fordern Sie, dass bei diesen Treffen alle arbeitsrelevanten Punkte besprochen werden sollen.

Wenn du sie nicht überzeugen kannst, verwirr sie

Was immer hilft, wenn ein Gespräch droht, schiefzulaufen, oder Sie sich eine Pause verschaffen möchten, ist eine paradoxe Intervention. Klatschen Sie zum Beispiel in die Hände, lassen Sie etwas fallen oder rufen Sie ganz einfach »Kurze Pause, ich muss auf die Toilette«. Unterbrechen Sie die Situation, holen Sie Luft und beginnen Sie dann in einer anderen Energie, das hat schon oft geholfen.

Lieber Karl, immer dann, wenn es zu Konflikten kommt, sind menschliche Gefühle verletzt worden. Kristallisieren Sie heraus, was den Kollegen bewegt, dass er keinen anderen Leithammel akzeptiert. Vielleicht ist er sich seines Musters gar nicht bewusst und agiert unterbewusst oder unbewusst. Und dann handeln Sie gemeinsam und bringen Sie die Schäfchen ins Trockene. Viel Erfolg!

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