Mobile Bewerbung Für Personaler Top, für Bewerber Flop

Eben mal die Bewerbung abgeschickt: Das Smartphone macht's möglich
Foto: CorbisFür Arbeitgeber ist die mobile Bewerbung wie ein Überraschungsei: Man weiß nicht genau, was drin ist, aber Schokolade gibt's auf jeden Fall. Jeder zweite Deutsche im Alter zwischen 20 und 29 Jahren surft mit seinem Smartphone im Internet - da wird doch wohl der eine oder andere Jobinteressent abzugreifen sein. Die begehrten Talente sollen sich nicht mehr an den Schreibtisch setzen müssen, um eine Bewerbung abzuschicken. Sie zücken einfach ihr Smartphone, und schon sind sie mitten drin im Auswahlprozess.
Wo auch immer sich in diesen Tagen Personalverantwortliche treffen, fällt früher oder später das Schlagwort Mobile Recruiting. "Das Thema wird für Unternehmen, die viele Mitarbeiter suchen, immer wichtiger", sagt Stephan Böhm, Professor für Telekommunikation und Mobile Media an der Hochschule Rhein-Main. Vor allem große Arbeitgeber wie die Deutsche Telekom, Siemens oder Accenture wollen über die mobile Bewerbung Mitarbeiter gewinnen.
Allein die Bewerber spielen noch nicht so recht mit. Laut einer Befragung der Hochschule Heilbronn und des Softwareherstellers Softgarden können sich mehr als 800 von 1200 Jobinteressenten nicht vorstellen, sich per Smartphone oder Tablet zu bewerben. Der Aussage, "Ich finde die mobile Bewerbung schlecht", stimmten 65 Prozent der Befragten zu.

Bewerben mit Xing und LinkedIn: "Der rote Faden fehlt völlig"
Was ist eigentlich eine mobile Bewerbung? Hier liegen die Vorstellungen noch weit auseinander. Viele verstehen darunter das, was man früher am heimischen Rechner gemacht hat: Man formuliert ein Anschreiben, hängt Lebenslauf und Zeugnisse an. So begründete jeder Fünfte seine Ablehnung der mobilen Bewerbung damit, der Bildschirm sei zu klein oder die Tastatur eigne sich nicht zum Schreiben langer Texte.
Zeugnisse und Arbeitsproben bitte später
Dass es wenig verlockend ist, mit Mini-Tasten ein Motivationschreiben zu tippen, während einem der Sitznachbar in der U-Bahn über die Schulter lugt, wird kein Personaler bestreiten. Doch das wird auch gar nicht verlangt. Für die mobile Bewerbung reicht in der Regel ein Klick: Dadurch wird der Lebenslauf, der bei einem Business-Netzwerk oder einem Job-Portal hinterlegt ist, automatisch gesendet. Das genügt dem Recruiter, um sich ein erstes Bild vom Bewerber zu machen. "Alle weiteren Details klären wir im zweiten Schritt", sagt Julia Rohleder, die das Recruiting beim Versandhandel Otto leitet.
Der Konzern bietet seit Oktober unter Stellenangeboten einen Button an, über den man einen Link zum Xing-Profil senden kann. Im ersten Monat bekam der Konzern auf diesem Weg 20 Bewerbungen. "Wir sind uns sicher, dass es in Zukunft noch mehr werden", so Rohleder. Schließlich suche schon jeder Fünfte per Smartphone nach Stellen. Die mobilen Jobsucher müssen nun für die Bewerbung nicht mehr das Gerät wechseln.
"Solche Funktionen senken die Barrieren, es einfach mal zu versuchen, besonders für Kandidaten mit Wechselwunsch", sagt Böhm. Allerdings reiche es auf Unternehmensseite nicht, eine schicke App ins Netz zu stellen: "Bewerber erwarten eine schnelle Reaktion. Da ist dann wieder die Personalabteilung gefragt."
In der Studie der Hochschule Heilbronn sagte nur jeder Zehnte, er sei bereit, länger als sieben Tage auf eine Reaktion auf seine Online-Bewerbung zu warten. Allerdings reicht den meisten eine automatisch generierte Eingangsbestätigung als erstes Feedback. Eine Absage oder Einladung zum Vorstellungsgespräch erwarten nur sieben Prozent der Befragten innerhalb einer Woche. Spätestens nach vier Wochen ist die Geduld erschöpft: Nur ein Prozent der Befragten findet eine längere Wartezeit akzeptabel.

Bewerbungen: Wo geht's denn hier zum Job?