Fachkräftemangel Deutschlands Firmen schlampen bei der Personalplanung

Arbeiter in Raffinerie: Nur etwa jeder siebte Betrieb plant beim Personal langfristig
Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / dpaLieber klagen als planen: Das ist offenbar die Devise vieler Arbeitgeber in Deutschland. Jeder zweite Personalverantwortliche klagt über den Fachkräftemangel, aber nur etwa jeder siebte plant seine Personalentwicklung länger als drei Jahre in die Zukunft.
Das hat eine großangelegte Studie des Bundesarbeitsministeriums und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ergeben, die heute in Berlin vorgestellt wird. Die Ergebnisse liegen dem SPIEGEL bereits auszugsweise vor.
Von den 1219 befragten Personalleitern sagten 60 Prozent, sie erwarteten in den nächsten zwei Jahren einen Fachkräfteengpass in ihrem Betrieb. Hohe Lohnkosten, hohe Fehlzeiten und Überalterung wurden auch als mögliche Personalprobleme genannt, aber jeweils nur von rund 25 Prozent der Befragten.
Plan ja, aber nicht für lange Strecken
Ein Instrument, um Fachkräfteengpässe zu vermeiden, sei eine vorausschauende Personalplanung, so die Autoren der Studie. Sie fragten die Personalchefs deshalb auch: "Liegt in Ihrem Betrieb ein Personalplan vor?" Selbst in kleineren Betrieben mit 50 bis 99 Mitarbeitern konnte jeder Zweite die Frage bejahen. In großen Betrieben ab 250 Mitarbeitern lag die Zustimmungsquote sogar bei 80 Prozent. Insgesamt haben fast zwei Drittel der Firmen einen Personalplan.
Doch auf die Frage nach der Langfristigkeit der Personalplanung ergab sich über alle Branchen hinweg ein düsteres Bild: Nur 22 Prozent der Betriebe mit einem Personalplan haben diesen für mehr als drei Jahre ausgearbeitet. Bezogen auf die Zahl aller Firmen ist das nur rund jede siebte.

Bewerbermarkt: Wie Unternehmen Talente umgarnen
Als Strategie im Wettkampf um die begehrten Talente nannte jeder dritte Personalchef Social Media. Betriebe, die Fachkräfteengpässe erwarten, nutzen mit 20 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit Plattformen wie Twitter, Facebook, Xing oder LinkedIn, um Bewerber zu finden. Jeder zehnte Betrieb rekrutiert außerdem Fachkräfte im Ausland.
Um die Mitarbeiter nicht an die Konkurrenz zu verlieren, setzen zwei Drittel aller Betriebe auf Mitarbeitergespräche - was bei den Angestellten offenbar gut ankommt. Für den zweiten Teil der Studie wurden 7508 Arbeitnehmer befragt. In den Firmen, in denen Mitarbeitergespräche geführt werden, waren die Angestellten engagierter und zufriedener und fühlten sich der Firma stärker verbunden.
Arbeitgeber interessiert sich für Weiterentwicklung
Über alle Firmen hinweg sagte die Mehrzahl der befragten Angestellten, ihr Arbeitgeber sei spürbar an ihrer Weiterentwicklung interessiert. Von den befragten Arbeitern stimmten 24 Prozent der Aussage nicht zu: "Unser Betrieb ist spürbar daran interessiert, mein berufliches Wissen und meine Fertigkeiten weiterzuentwickeln" - und 21 Prozent waren sich nicht ganz sicher.
Mehr als die Hälfte der Firmen koppelt einen Teil des Gehalts ihrer Mitarbeiter an beruflichen Erfolg. Das finden die Mitarbeiter nur dann gut, wenn nicht nur die Leistung eines Einzelnen oder der Firma insgesamt, sondern auch die Leistung eines Teams belohnt wird.
17 Prozent der Angestellten führen mehrmals im Monat in ihrer Freizeit berufliche Telefonate oder beantworten E-Mails. 30 Prozent der Angestellten arbeiten gelegentlich von zu Hause aus, wobei dies selten vertraglich geregelt ist. Und wer zu Hause Überstunden macht, bekommt diese in der Regel auch nicht bezahlt.
Mehr als 40 Prozent der Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitern möchten mehr Frauen in Führungspositionen haben. Um das zu erreichen, setzen die Firmen vor allem auf flexible Arbeitszeitmodelle, Teilzeit für Führungskräfte und spezielle Weiterbildungsangebote.