Rückkehr nach Sabbat-Jahr Daimler wehrt sich gegen Ex-Terrorhelfer

Verurteilter Kollege: "Das können wir unseren Mitarbeitern nicht zumuten"
Foto: Bernd Weissbrod/ dpaDer Autobauer Daimler wehrt sich gegen die Wiedereinstellung eines Helfers des Terrornetzwerks al-Qaida. Der Mann, Sermet I., hat fast zwei Jahrzehnte bei Daimler gearbeitet, ist inzwischen aber rechtskräftig verurteilt.
Sermet I. hatte eine Auszeit genommen, Geld und militärische Ausrüstung für das islamische Terrornetzwerk gesammelt und will nun vor dem Landesarbeitsgericht in Stuttgart seine Wiedereinstellung bei dem Autobauer durchsetzen. "Das können wir auch unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nicht zumuten", so die Position des Daimler-Konzerns.
In erster Instanz vor dem Stuttgarter Arbeitsgericht unterlag der Mann. Für Ende April beginnt der Prozess in der zweiten Instanz vor dem Landesarbeitsgericht. Dabei will sich das Unternehmen "mit allen gebotenen juristischen Mitteln zur Wehr setzen", wie eine Sprecherin ankündigte: "Wir halten die Wiedereinstellung eines verurteilten Terrorhelfers für unzumutbar." Auch einen Vergleich lehnt der Konzern kategorisch ab: "Wir können nicht ausschließen, dass die dann zu zahlende Abfindungssumme genutzt würde, um eine terroristische Vereinigung zu unterstützen."
Bargeld, Nachtsichtgerät, Entfernungsmesser
Sermet I. ist deutscher Staatsbürger aus dem Raum Stuttgart. Er wurde 1993 als Auszubildender im Pkw-Werk Sindelfingen eingestellt und arbeitete dort später als Lackierer. Mitte 2010 wurde der Mittdreißiger zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Das Oberlandesgericht (OLG) Koblenz befand ihn der Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung schuldig. Der Bundesgerichtshof verwarf im Mai 2011 die Revision, damit wurde das Urteil rechtskräftig.
Laut Urteil war der Mann von 2005 bis zu seiner Festnahme Anfang 2009 für al-Qaida tätig. Er saß einen Teil seiner Haftstrafe ab, ist mittlerweile aber wieder auf freiem Fuß.

Arbeitsrechts-Urteile: Abgemahnt, gefeuert, geklagt
Daimler hatte mit Sermet I. Ende 2007 ein Sabbat-Jahr vereinbart und ihm die Wiedereinstellung zugesagt. Während des Sabbat-Jahrs ging er ins Ausland, jobbte nach Unternehmensangaben in einem Mercedes-Benz-Werk in Malaysia und wurde bei seiner Rückkehr nach Deutschland Anfang 2009 festgenommen. Er war erwischt worden, wie er einem Qaida-Mitglied Bargeld, ein Nachtsichtgerät und einen Entfernungsmesser übergeben wollte.
Das OLG in Koblenz gab bei der Urteilsverkündung eine "positive Prognose" für den Mann ab, wie ein Sprecher des Landesarbeitsgerichts sagte. Er habe sich "glaubhaft vom Terrorismus losgesagt". Daran hegt Daimler jedoch "ernsthafte Zweifel", wie die Sprecherin sagte.