CEO of the Future So bauen wir ein deutsches Silicon Valley

Draufsicht: Das Silicon Valley in Kalifornien, Heimat von Apple, Facebook und Co.
Foto: David Vernon/ Getty ImagesEin deutsches Silicon Valley - geht das? Mit dieser Frage mussten sich junge Management-Talente im Wettbewerb "CEO of the Future" unter anderem befassen. Am kommenden Wochenende finden das Finale und die Ehrung der besten Teilnehmer in Kitzbühel statt - als Medienpartner des Wettbewerbs wird SPIEGEL ONLINE berichten.
Hier dokumentieren wir Auszüge aus den Essays, die die Teilnehmer über ein wichtiges Wirtschaftsthema der Zukunft geschrieben haben. Das Thema: "Ist ein Innovationspool nach Vorbild des Silicon Valley in Deutschland möglich? Was müsste dafür geschehen?"
- "Deutsche Gründer sind zu bodenständig"
"Ein Silicon Valley in Berlin? Nicht notwendig, denn nicht alles muss kopiert werden. Jedoch glaube ich daran, dass Deutschland 'Innovationszentrum' Europas werden kann. Warum ist es noch nicht geschehen? Vermutlich ist es eine Kombination zwischen psychologischen Faktoren und staatlicher Regelung. Risikokapital ist immer noch ein Fremdbegriff, die Kultur von 'Business Angels' existiert nicht. Für Arbeitskräfte ist Gründung - oder gar Mitarbeit bei einem Start-up - wenig attraktiv und unsicher.
Die meisten Neugründungen sind eher 'bodenständig' als 'digital-innovativ'. Wie könnten wir das ändern? Wir sollten die bekannten Stärken der deutschen Wirtschaft nutzen. Risikokapital sollte von Deutschlands starker Wirtschaft kommen - gleich, ob von börsennotierten Konzernen oder aus dem Mittelstand.
Auch die Innovationsthemen sollten von ihnen mitgetrieben werden: So haben Produktionsunternehmen Bedarf an frischen Ideen, die in Innovationshubs entwickelt werden können. Diese enge Zusammenarbeit zwischen deutscher Wirtschaft und Gründerszene ist nur mit staatlicher Förderung und Incentivierung möglich.

Was wird dieses Wachstum antreiben? Ein großer Hebel, der diese Entwicklung ermöglichen kann, wird oft übersehen. Deutschland ist ein extrem attraktiver Wohnort für höchst qualifizierte Arbeitskräfte auf der Suche nach gesellschaftlicher Stabilität. Die aktuelle strenge Einwanderungspolitik sollte daher selektiv gelockert werden, um dieses Innovationspotenzial zu nutzen. Die Voraussetzungen für Innnovationsführung in Europa liegen in starker Wirtschaft und ideenreichen Arbeitskräften - der erste Impuls sollte aber vom Staat kommen."
- Englisch muss Amtssprache werden
"Dass Start-ups an ausschließlich Deutsch sprechenden Ausländerbehörden verzweifeln, erlebe ich, wenn ich hochqualifizierte ausländische Freunde zum Ausländeramt begleite. Da ist es nicht verwunderlich, dass Holland und Schweden, in denen nicht nur Mitarbeiter der Ämter fließend Englisch sprechen, fünf- bis zehnmal so viele Zuwanderer wie Deutschland verzeichnen.
Englischsprachige Länder wie Israel, die USA, die Niederlande oder Singapur sind unter innovationsgetriebenen Ländern führend, was frühe Gründertum-Aktivitäten betrifft. Länder wie Deutschland, Italien oder Frankreich, die schlechte bis mittelmäßige Englischkenntnisse aufweisen, weisen die geringsten frühen Gründeraktivitäten auf.
59 Prozent der Deutschen würden die Einführung von Englisch als zweiter Amtssprache in allen EU-Ländern begrüßen. Englisch muss zweite Amtssprache werden, damit Deutschland weltoffen, attraktiv und wettbewerbsfähig bleibt."
- Aldi und Lidl sind keine Vorbilder
"Die Kernherausforderung ist, dass den meisten Innovationen und Unternehmensgründungen in Deutschland der Zugang zu Kapital in Form von Finanzmitteln, aber insbesondere auch in Form von Know-how bereits erfolgreicher Innovatoren und Gründer fehlt. Wurden 2012 in den USA 19,5 Milliarden Euro Risikokapital investiert, waren es in Deutschland mickrige 360 Millionen Euro - eine erschreckende Bilanz.
In den USA ist es üblich, dass bereits erfolgreiche Innovatoren Kapital an junge Innovatoren weitergeben. Zum Beispiel wird der bekannteste und erfolgreichste Risikokapitalinvestor Andreessen Horowitz durch zwei erfolgreiche ehemalige Unternehmer geleitet. Der LinkedIn-Gründer arbeitet nun als Partner beim Fonds Greylock Partners. Greylock ist bekannt dafür, nicht nur Geld zu geben, sondern auch erfahrene Manager in die Gremien der geförderten Unternehmen zu entsenden.
In Deutschland dagegen gibt es von den erfolgreichsten Innovatoren und Gründern, nämlich denen von Aldi und Lidl, noch nicht einmal Fotos. Wie sollen die dann gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und junge Innovatoren unterstützen?"