Der Softwarearchitekt
"Die Nachfrage ist seit Jahren größer als das Angebot"
Vom Telemediziner bis zum Drohnenpiloten: Durch die Digitalisierung fallen nicht nur Jobs weg, es entstehen auch neue. Vier Menschen haben SPIEGEL ONLINE von ihrem Berufsalltag erzählt.
"Unsere Berufsbezeichnung haben wir von Architekten übernommen: Wir erarbeiten Baupläne und Modelle, um Apps, Programme oder Datenbanken zu entwickeln. Teams, in denen jeder allein vor sich hin programmiert, stoßen sich irgendwann an unklaren Zielen und Anforderungen. Jedes Unternehmen, das Software entwickelt und mehr als fünf Mitarbeiter hat, braucht daher einen Softwarearchitekten. Dazu gehören nicht nur bekannte Onlineportale, Banken und Versicherungen: Auch in Haushaltsgeräten, Autos und automatischen Milchschäumern bei Kaffeeketten wie "Starbucks" arbeitet komplexe Software - an der Entwicklung haben Softwarearchitekten mitgewirkt.
Zur Person
Foto: Tim Keller
Gernot Starke, 55, hat Informatik studiert und sich auf systematische Softwareentwicklung spezialisiert. Mittlerweile arbeitet er als Berater und Trainer für Softwareprojekte. Außerdem hat er den Verein "International Software Architecture Qualification Board" mitgegründet.
Unsere Arbeit ist eine Mischung aus konstruieren, programmieren und moderieren zwischen unseren Kunden, Entwicklungsteams oder Aufsichtsgremien. Beispielsweise habe ich für Krankenversicherungen die Abläufe entworfen, mit denen Passfotos auf die Versicherungskarten gedruckt werden können - oder bei Onlineshops dafür gesorgt, dass die gewünschten Artikel schnell genug angezeigt werden.
Wer als Softwarearchitekt arbeiten will, muss kommunikativ sein. Außerdem unterscheidet uns von reinen Strategieberatern, dass wir technischen Sachverstand mitbringen, also auch programmieren können: Viele Softwarearchitekten haben ein abgeschlossenes Informatikstudium.
Softwarearchitekten arbeiten teilweise freiberuflich, meist jedoch sind sie bei mittleren bis großen Unternehmen angestellt. In Jobbörsen wimmelt es aktuell nur so von Angeboten. Von Kollegen weiß ich, dass Headhunter teilweise sogar während der normalen Arbeitszeit angerufen haben, um sie abzuwerben. Die Nachfrage ist seit Jahren größer als das Angebot - und auch in Zukunft wird es immer mehr Unternehmen geben, die an der Entwicklung von Software arbeiten."