Auszeichnung als Spitzenvater "Kuchen backe ich nicht"

"Spitzenvater" Patrick Neumann mit seiner Partnerin Frauke Sanders
Foto: Baganz / BaGerade war Weltfrauentag, höchste Zeit also, an die Leistungen der Männer zu erinnern. Und so hat die Großbäckerei Mestemacher jetzt in Berlin den "Spitzenvater des Jahres" ausgezeichnet, unter der Schirmherrschaft von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD).
Das Bewerbungsverfahren war aufwendig: Spitzenväter dürfen nur von Menschen vorgeschlagen werden, die nicht mit ihnen verwandt sind - und die einen neunseitigen Fragebogen ausfüllen. Für die Richtigkeit der Angaben müssen zwei weitere Personen bürgen. Knapp 70 Väter haben es so in die Auswahl des Pumpernickel-Bäckers geschafft, zwei haben den mit 5000 Euro dotierten Preis gewonnen.
SPIEGEL ONLINE: Herr Neumann, Sie dürfen sich jetzt offiziell "Spitzenvater" nennen. Freuen Sie sich?
Neumann: Ja, aber ich tue mich etwas schwer damit, einen Preis für etwas Selbstverständliches entgegenzunehmen. Es gibt wahrscheinlich Väter, die diese Auszeichnung mehr verdient hätten.
SPIEGEL ONLINE: Für welche Leistung wurden Sie denn ausgezeichnet?
Neumann: Ich arbeite 20 Stunden pro Woche, meine Partnerin Vollzeit. Morgens und abends kümmere ich mich um unsere beiden Söhne und den Haushalt. Ich wasche, koche, räume auf, aber ich mache nicht alles allein. Ich ersetze nicht die klassische Hausfrau. Wir haben keine Rollenumkehrung, wir teilen uns einfach die Arbeit. Jeder macht, was er am besten kann. Ich habe zum Beispiel vor den Kindern keinen Kuchen gebacken, und ich fange auch jetzt nicht damit an.
SPIEGEL ONLINE: Kriegen die Kinder dann keinen Geburtstagskuchen?
Neumann: Doch, den backt meine Lebensgefährtin.
SPIEGEL ONLINE: Die kriegt aber keinen Preis. Für Mütter gibt es so etwas nicht.
Neumann: Ja, das ist eine komische Situation, dessen bin ich mir bewusst. Aber vielleicht ist die Auszeichnung ein kleiner Ansporn für andere Väter, die Aufteilung von Kindererziehung und Hausarbeit zu überdenken.
SPIEGEL ONLINE: In Ihrer Spitzenvaterbewerbung heißt es, Sie verbringen im Durchschnitt jeden Tag 7,5 Stunden mit Betreuung und Erziehung der Kinder. Haben Sie die Zeit mit der Uhr gestoppt?
Neumann: Nein, natürlich nicht. Das ist nur so eine Schätzung. Ich mache morgens Frühstück und kümmere mich darum, dass die Kinder gewaschen und angezogen in die Kita kommen. Zwischen 15 und 16 Uhr hole ich sie wieder ab, dann unternehmen wir was. Und zwischen 17 und 18 Uhr kommt meine Lebensgefährtin nach Hause.
SPIEGEL ONLINE: Wer hat Sie denn für den Preis vorgeschlagen?
Neumann: Das war eine Kollegin meiner Lebensgefährtin. Sie arbeitet als Gleichstellungsbeauftragte und hat mitbekommen, wie wir das mit Job und Familie regeln.
SPIEGEL ONLINE: Bei der Bewerbung müssen aber sehr detaillierte Fragen beantwortet werden: Wie das Frauenbild des Vaters aussieht, welche Hausarbeiten er wann wie lange macht, wie er die Kinder erzieht. Woher weiß das die Kollegin ihrer Frau?
Neumann: Die Bewerbung hat sie in Rücksprache mit meiner Partnerin ausgefüllt. Ich wusste davon, aber ich habe mich nicht länger damit beschäftigt. Für mich ist unsere Arbeitsaufteilung ja wie gesagt selbstverständlich. Ich würde mich freuen, wenn der Preis in ein paar Jahren gar nicht mehr vergeben werden müsste.