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"Make it so" Was Sie vom besten Captain der Sternenflotte lernen können

Was würde Jean-Luc Picard tun? Zum Start der neuen "Star Trek"-Serie fünf Tipps für Führungskräfte, mit denen Sie fast jede Herausforderung im Job meistern können.
Picards Wirkungsstätte: Raumschiff Enterprise NCC 1701-D

Picards Wirkungsstätte: Raumschiff Enterprise NCC 1701-D

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ddp images

Wie könnte man sein Unternehmen und sein Team besser aufstellen als mit Ratschlägen direkt aus der Zukunft? Wer etwas über Führung lernen will, wird im 24. Jahrhundert fündig - bei Jean-Luc Picard, dem wohl besten Kapitän der Sternenflotte und Kommandanten des Raumschiffs Enterprise.

Für alle, die mit "Star Trek" nicht so vertraut sind: Mit der zweiten Serie "Next Generation" übernahm 1987 ein neuer Captain das Kommando – der kultivierte Jean-Luc Picard ersetzte den hemdsärmeligen Haudegen James T. Kirk. Sieben Staffeln, 178 Episoden wurden bis 1994 ausgestrahlt, es folgten vier Kinofilme. Am Freitag startet die neue Serie "Picard" (eine Rezension lesen Sie hier). Aber: "Die Welt aus 'Next Generation' existiert nicht mehr. Es ist anders. Nichts ist wirklich sicher. Nichts ist wirklich geschützt." sagte Picard-Darsteller Patrick Stewart (79) dem US-amerikanischen Magazin "Variety ".

Man kann sich noch immer kaum eine Führungspersönlichkeit vorstellen, die den Herausforderungen dieser deutlich düstereren Welt besser gewachsen wäre als Picard. Denn er ist ein Krisenmanager: Andauernd ist das Schiff kaputt, wird von feindlichen Übernahmen oder internen Querelen bedroht - und dann ist da noch die Kommando-Ebene der Sternenflotte, die weit entrückt vom Tagesgeschäft von der Erde aus sinnlose oder aus Unkenntnis gefährliche Anweisungen gibt und Chef und Crew immer wieder mit Gewissensfragen konfrontiert: den Dienstweg einhalten oder gegen klare Befehle verstoßen?

Fünf Lehren, wie es Picard tun würde:

Lehre 1: Nehmen Sie Leute ins Team, die völlig anders ticken als Sie

Man muss schon mutig sein, um jemanden ins innerste Führungsteam aufzunehmen, die Stimmungen und manchmal sogar Gedanken lesen kann: Counselor Deanna Troi kümmert sich als Empathin um das psychische Wohlergehen der Mannschaft. Erster Offizier ist der eher impulsive William Riker. Zweite Frau in Picards Kernteam ist die Ärztin und alleinerziehende Mutter Beverly Crusher; für die Sicherheit zuständig ist der einem völlig anderen Kulturkreis entstammende Klingone Worf, als Zweiter Offizier ist der ironieresistente Androide Data an Bord, Chefingenieur Geordi La Forge ist von Geburt an blind, kann aber mit technischen Hilfsmitteln sehen. Diese Diversität sorgt für eine bereichernde Vielfalt an Perspektiven. Picard hört sich die Meinung jedes einzelnen an und trifft dann seine Entscheidung. Wie er selbst sagt: "Führung funktioniert nur gut, wenn meine Offiziere sagen, was sie denken." Die Verantwortung übernimmt aber der Chef selbst – mit der knappen Anweisung "make it so".

Lehre 2: Holen Sie sich unabhängige Beratung – und lassen Sie sich coachen

Als erfahrene Führungskraft weiß Picard, dass Organisationen zu Betriebsblindheit neigen. Zwar hat er einen eigenen Counselor im Team, aber es gibt noch externe Hilfe: Eine wichtige Rolle spielt die Leiterin der Schiffs-Bar, sie heißt GUinan und wird gespielt von Whoopi Goldberg. Sie hat keine formale Funktion, ist nicht Mitglied der Sternenflotte und steht außerhalb aller hierarchischen Strukturen – so kann sie jedem im Team als unabhängige Beraterin helfen. Das funktioniert auch deshalb gut, weil die Bar "Zehn Vorne" einen geschützten Raum jenseits der Arbeitswelt bietet.

Lehre 3: Bleiben Sie professionell, aber zeigen Sie Herz – und Humor

Auf dem Raumschiff arbeiten die Leute nicht nur, sondern leben auch zusammen. Da bleiben enge Beziehungen kaum aus (zwei Führungskräfte heiraten dann auch); andererseits muss der Chef Mauschelei vorbeugen. Private Gespräche führt Picard deshalb oft in einer Zweier-Konstellation; auf der Brücke bleibt der Umgang meist professionell. Aber es gibt Ausnahmen. "Das ist das letzte, was mir passieren dürfte. Weinen", sagt Sicherheitschefin Natasha Yar, als ein überlegenes Wesen sie auf eine virtuelle Strafbank verbannt. Picard legt ihr tröstend die Hände auf die Arme: "Halb so wild, ab sofort gibt es hier auf der Brücke eine neue Standardregel: Wenn man sich auf der Strafbank befindet, sind Tränen erlaubt." Und als sein Erster Offizier einmal bekennt, er komme sich vor wie ein Idiot, stimmt Picard freudig zu: "Ja richtig, das sollen Sie auch." Ein bisschen Spaß darf Führung schließlich auch machen.

Lehre 4: Wenn der Sinn klar ist, bleibt das Team loyal

"Purpose" ist das neue Business-Zauberwort unserer Gegenwart: Scharen von Beratern leben ausschließlich von der Sinnfrage; und das nicht schlecht. Picard war in dieser Hinsicht ein Vordenker aus der Zukunft: "Der Erwerb von Reichtum ist nicht mehr die treibende Kraft in unserem Leben. Wir arbeiten, um uns selbst zu verbessern - und den Rest der Menschheit." Aus diesem Antrieb heraus erwachsen Transparenz und Teamgeist. "Ehrlich gesagt ist es gut möglich, dass wir nicht überleben", muss Picard einmal der Crew offenbaren, "aber ich möchte, dass Sie wissen, dass es hier um mehr geht, als sich irgendjemand von Ihnen vorstellen kann. Ich weiß, dass Sie Ihre Zweifel an mir, aneinander, an diesem Schiff haben. Obwohl wir nur kurze Zeit zusammen waren, weiß ich, dass Sie die beste Besatzung in der Flotte sind. Und ich würde jedem von Ihnen mein Leben anvertrauen. Also bitte ich Sie um einen großen Schritt - mir zu vertrauen."

Lehre 5: Authentisch wirken Sie, wenn Sie es sind

Zwei Gesten Picards haben es in die Welt der allgegenwärtigen Memes geschafft. Da ist zum einen die berühmte Face Palm, das An-den-Kopf-Fassen, mit dem Picard einer beklagenswerten Deckungsungleichheit von Sein und Sollen Rechnung trägt – eine Geste, die ihn überaus menschlich macht, vor allem, weil er sonst meist die Contenance bewahrt. Die zweite Geste ist eine knappe Darstellung von Unternehmungslust und Entschlossenheit: Wenn Picard sich erhebt, zieht er oft mit beiden Händen sein Hemd gerade nach unten, um den korrekten Sitz zu gewährleisten – quasi ein spiegelbildliches Gegenstück zum knappen nach-oben-Zupfen von Bügelfaltenhosenbeinen heutiger sich setzender Anzugträger. Mit der Geste wird Picard sofort im Raum präsent, ohne allzu demonstrativ das Alphamännchen zu geben: Brust raus, Schultern breit, Ellenbogen nach außen. Ein souveräner Auftritt, der sich aus der Erkenntnis speist, der richtige Mensch am richtigen Ort zu sein. Die Bodenhaftung verliert Picard auch bei aller Selbstsicherheit nicht: "Es ist gut möglich, keine Fehler zu machen und dennoch zu verlieren. Das ist kein Zeichen von Schwäche, das ist das Leben." 

Picard zum Weiterlesen (und -gucken)
  • In den USA startet „Picard“ im Pay-TV auf CBS am 23. Januar, in Deutschland am 24. Januar bei Amazon Prime (wöchentlich eine neue Folge).

  • Der Wirtschaftswissenschaftler Meik Führing hat ein Buch über "Führung und Management in den unendlichen Weiten" (Rainer Hampp Verlag 2017) verfasst, in dem auch Picards Führungsstil analysiert wird.

  • Der Twitter-Account @PicardTips  des Künstlers Joe Sondow gibt gute Ratschläge im Sinne des Kapitäns wie „Picard Ethics Tip: Target their weapons“ oder „Suppress your inner alarm. Be the calmest person in the room.“

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