Start-up-Studie Deutschland fehlt der Gründergeist
Jahr für Jahr gibt es weniger Unternehmensgründungen. Wirtschaftsexperten machen dafür eine schlechte Gründerkultur in Deutschland sowie zu geringes Risikokapital verantwortlich. Das geht aus einer Studie der HHL Leipzig Graduate School of Management hervor.
Die private Hochschule hat im Auftrag der FDP vorhandene Studien ausgewertet sowie in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählte Experten befragt. Darunter fielen Gründer, Investoren, Vertreter von Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie von Großunternehmen.
"Die Bedingungen für innovative Start-ups sind in Deutschland nicht gut genug, um eine Trendwende zu mehr Gründungen einleiten zu können", sagte HHL-Rektor Andreas Pinkwart.
Im Jahr 2014 wurden laut der Studie 422.000 Unternehmen gegründet, 2015 nur noch 388.000. Für das laufende Jahr gehe das Institut für Mittelstandsforschung erneut von einem Rückgang aus. Dies gelte zumindest für gewerbliche Gründungen. In der Landwirtschaft und unter freien Berufen wie Künstlern und Rechtsanwälten gebe es hingegen einen Zuwachs.
Die wichtigsten Ursachen
In der Befragung bemängelten die Experten,
- es fehle an einer Kultur des Scheiterns (79 Prozent);
- die Gesellschaft beäuge Gründer häufig kritisch (58 Prozent);
- potenzielle Gründer scheuten das Risiko und bevorzugten eine Festanstellung (47 Prozent).
Diejenigen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, seien jedoch deutlich positiver gestimmt. Das ging bereits aus dem Start-up Monitor 2015 hervor.
Die Experten kritisierten auch die Rahmenbedingungen:
- 68 Prozent der Studienteilnehmer fordern eine Reduzierung der Bürokratie.
- 47 Prozent geben an, es stehe zu wenig Kapital zur Verfügung.
Der bürokratische Aufwand zur Unternehmensgründung ist laut der Studie in Deutschland vergleichsweise hoch. 10,5 Tage bräuchte ein Gründer hierzulande für die Formalia, in Frankreich und Großbritannien reichten hingegen 4 beziehungsweise 4,5 Tage, in Kanada sogar 1,5.
Braucht der Gründer externes Kapital, greift er laut Sekundäranalyse vor allem auf private Darlehen (43 Prozent) zurück. Knapp 23 Prozent bekommen Förderkredite, ein Fünftel bekomme Zuschüsse von der Bundesagentur für Arbeit.
Wagniskapital gebe es zu wenig. Im europäischen Vergleich steht Deutschland dabei am Ende der Skala. Im Jahr 2014 seien in Schweden 0,065 Prozent des BIPs in Risikoinvestitionen geflossen, in Großbritannien 0,04 Prozent, in Deutschland 0,025 Prozent. Weniger war es demnach nur noch in Österreich und Luxemburg.