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Zahlen und Fakten: So gefährlich ist der Arbeitsplatz

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Gefahren am Arbeitsplatz "Kugelschreiber sind Todesmaschinen"

Sie haben Angst vorm Fliegen, vor Gewittern oder Haien? Ha! Wirklich gefährlich ist es an Ihrem Arbeitsplatz: Autor Thorsten Wiese erklärt, bei welchen Jobs die meisten Verletzungen drohen - und warum wir uns vor Kulis in Acht nehmen sollten.
Zur Person
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Thorsten Wiese (Jahrgang 1975) ist Journalist und Autor. In Hamburg hat er Anglistik, Journalistik und Soziologie studiert - und dabei auch seinen Statistikschein bestanden. Sein neues Buch hat er gemeinsam mit Cordt Balthasar geschrieben: "Warum Kugelschreiber tödlicher sind als Blitze. Verblüffende Statistiken über die Gefahren und Risiken unseres Lebens"

KarriereSPIEGEL: In Ihrem Buch schreiben Sie, Kugelschreiber seien regelrechte Todesmaschinen. Sollten wir im Büro einen Schutzanzug tragen?

Wiese: So gefährlich ist die Lage nicht. Wir wollten zeigen, dass die wahren Gefahren häufig woanders liegen, als wir denken.

KarriereSPIEGEL: Nämlich auf dem Schreibtisch?

Wiese: Ja, der Kugelschreiber ist ein gutes Beispiel. Wir fummeln und nuckeln daran herum, nehmen Einzelteile in den Mund. Allein in Deutschland ersticken deshalb schätzungsweise jedes Jahr mindestens 300 Menschen. Zum Vergleich: Pro Jahr sterben weltweit zwölf Menschen durch Haiangriffe und in Deutschland vier durch Gewitter. Dagegen sind 300 deutsche Kugelschreibertote ziemlich viel.

KarriereSPIEGEL: Sie als Autor und Journalist leben ein recht gefährliches Leben?

Wiese: Mein Job ist in den vergangenen Jahren deutlich sicherer geworden. Eine Computertastatur verschluckt man nicht so leicht wie einen Kugelschreiber. Damit hatte ich bisher nur einen Unfall: Im Flugzeug ist mir ein Stift in der rechten Hosentasche ausgelaufen, der Leinenstoff war anschließend nicht mehr zu retten.

KarriereSPIEGEL: Sie haben Dutzende Statistiken zu Risiken, Unfällen und Todesursachen gelesen: Welcher Beruf ist der gefährlichste?

Wiese: Das hängt stark davon ab, wie genau man gefährlich definiert. Die höchsten Todesraten gibt es laut US-Arbeitsministerium bei Holzfällern und Hochseefischern. Ein britisches Versicherungsunternehmen bescheinigt hingegen Fensterputzern, den gefährlichsten Job zu haben - noch vor Soldaten, Feuerwehrleuten und Polizisten.

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KarriereSPIEGEL: Und in Deutschland?

Wiese: 2011 starben laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung insgesamt rund 400 Menschen bei der Arbeit und weitere 500 auf dem Weg dorthin. Doch auch die Gefahr von Verletzungen ist hoch: Jeder vierte Deutsche schafft es nicht bis zur Rente. Bei Dachdeckern, Bergarbeitern und Gerüstbauern ist es sogar jeder Zweite, der durch Arbeitsunfälle berufsunfähig wird.

KarriereSPIEGEL: Sie berufen sich in Ihrem Buch auf unterschiedliche Quellen mit unterschiedlichen Methoden zur Datenerhebung. Die Zahlen sind nur schwer vergleichbar.

Wiese: Wir erheben keinen Anspruch darauf, eine Doktorarbeit vorgelegt zu haben. Wir zeigen nur die unterschiedlichen Statistiken und wollen Zusammenhänge verdeutlichen.

KarriereSPIEGEL: Mehr als 14.000 Arbeiter haben sich 2011 laut Ihren Recherchen bei einem Arbeitsunfall dauerhaft oder schwerwiegend verletzt. Was sind die häufigsten Ursachen?

Wiese: Dabei denkt man gerne an die Hand in der Kreissäge, den Sturz vom Gerüst und den Unfall mit der Nagelpistole, oder?

KarriereSPIEGEL: Und wie ist es in Wirklichkeit?

Wiese: Tatsächlich ist der Fußboden der gefährlichste Kollege. Die meisten Unfälle passieren, weil ein Arbeiter auf ebener Fläche ausrutscht oder stolpert. 2011 gab es laut Deutscher Gesetzlicher Unfallversicherung 71.893 meldepflichtige Unfälle, die mit dem Fußboden zu tun hatten. Fünf davon endeten tödlich. Nehmen Sie sich also in Acht vor dem Fußboden. Und vor dem Montag.

KarriereSPIEGEL: Vor dem Montag?

Wiese: Statistisch gesehen passieren an keinem Tag der Woche mehr Arbeitsunfälle. Da stecken wir im Montagsblues, hängen mit den Gedanken noch im Wochenende. Und sind dadurch nicht so aufmerksam wie sonst. Aber ich will die Leser auch nicht verschrecken. Oder kam das Buch bei Ihnen zu furchteinflößend an?

KarriereSPIEGEL: Nachdem ich Ihr Kapitel zum Berufsleben gelesen hatte, wollte ich mir die Decke über den Kopf ziehen und im Bett liegen bleiben. Wäre doch gesünder, oder?

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Das Interview führte Anna-Lena Roth (Jahrgang 1985), Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE.

Wiese: Mir ist zumindest keine Statistik zum Tod durch Faulenzen bekannt. Andererseits lauern auch im Haushalt gefährliche Risiken. Nicht zu arbeiten tötet also auch.

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