Steuerberater über seinen Job »Die Wahl der Steuerklasse ist einer der größten Irrtümer«
Er arbeitet meist 60 Stunden die Woche, und wenn er es dann abends auf eine Party geschafft hat, wird er doch wieder mit der Frage konfrontiert, um die sich sein Job dreht: Wie kann ich Geld bei der Steuer sparen?
Aber Leon Keul nimmt das niemandem übel. Er hat Spaß daran, sich durch den, wie er es nennt, »Dschungel« der Steuergesetze zu wühlen: »Ich sehe das nicht als Arbeit, das ist eher eine kleine Berufung.«

Leon Keul
Foto: Bernhardt Link / Fotostudio FarbtonwerkDas Finanzamt mit einer Argumentation zu überzeugen, das zählt für ihn zu den schönsten Momenten seines Jobs.
Für Angestellte, die nur Einkünfte aus nicht selbstständiger Arbeit haben, gebe es allerdings wenig Spielraum, gibt er zu: »Da lohnt es sich in vielen Fällen auch nicht, einen Steuerberater zu engagieren.«
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Wenn es nach ihm ginge, würde er ohnehin den Arbeitnehmer-Pauschbetrag auf 5000 Euro erhöhen, dann könnten sich die meisten Angestellten nämlich die Steuererklärung sparen, und auch der Fiskus hätte weniger Arbeit: »Ich glaube, das wäre eine Win-win-Situation«, sagt Keul. »Aber das sind politische Diskussionen.«
Voraussetzung für die Zulassung zur Steuerberaterprüfung sind in der Regel ein abgeschlossenes wirtschafts- oder rechtswissenschaftliches Studium oder eine kaufmännische Ausbildung und mehrere Jahre Berufserfahrung.
Die Teilnahme an Vorbereitungslehrgängen ist nicht verpflichtend, aber ohne diese ist die Prüfung kaum zu schaffen.
Die Prüfung ist bundeseinheitlich geregelt: Es müssen an drei Tagen hintereinander jeweils sechsstündige Klausuren geschrieben werden zu den Themen Verfahrensrecht, Ertragssteuerrecht und Buchführung und Bilanzwesen. Und danach folgt dann noch eine 90-minütige mündliche Prüfung, bei der man einen Kurzvortrag halten und Fragen beantworten muss.
Die Durchfallquoten sind sehr hoch: 2020/21 haben sich 5009 Kandidatinnen und Kandidaten für die Prüfung angemeldet. 4343 sind dann zur schriftlichen Prüfung erschienen und nur 1814 haben bestanden.
Dass viele Menschen allein schon von den umständlichen Steuerformularen abgeschreckt sind, versteht er. In vielen Fällen wisse er mittlerweile auswendig, in welche Zeile was gehört, »aber auch bei mir kommt es durchaus vor, dass ich suchen muss, wo man was einträgt«.
Im Podcast verrät er, welche zwei Steuertipps er am häufigsten auf Partys gibt, wieso er 12.000 Euro für die Prüfung zum Steuerberater ausgegeben hat und wie es ist, mit Hunderten Menschen in den Berliner Messehallen mehrere sechsstündige Klausuren zu schreiben.
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