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Studien zur Berufswahl Autoindustrie verliert massiv an Attraktivität als Arbeitgeber

Lange Zeit waren Autohersteller auf den Wunschlisten junger Berufseinsteiger ganz oben. Das hat sich deutlich geändert, zeigen zwei Studien. Auch bei ihrem neuen Favoriten sind sich Studenten und Schüler einig.
Porsche-Mitarbeiter

Porsche-Mitarbeiter

Foto: Jan Woitas/ picture alliance / dpa

Nach dem Software-Betrug in der Dieselaffäre haben die Tricksereien der Automobilhersteller bislang noch wenig Konsequenzen. Doch der Imageschaden für VW, Audi und Co ist womöglich größer als gedacht. Denn die gesamte Branche hat als Arbeitgeber massiv an Attraktivität verloren. Das geht aus zwei aktuellen Studien hervor, die Studenten und Schüler zu ihrer Berufswahl befragten.

Im Beliebtheitsranking unter Studenten stürzte die Automobilindustrie von Platz drei auf acht, wie die "Studentenstudie 2018" des Beratungsunternehmens EY ergab. Nur noch acht Prozent der rund 2000 Befragten aus 27 Universitätsstädten in Deutschland halten die Branche für attraktiv. Vor zwei Jahren waren es noch 22 Prozent.

Öffentlicher Dienst am beliebtesten

Stattdessen setzen Deutschlands Studenten laut Umfrage bei der Berufswahl stärker auf Sicherheit und einen Job beim Staat. Mehr als 40 Prozent halten mittlerweile einen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst für attraktiv. In der vorangegangenen Befragung vor zwei Jahren waren es noch 32 Prozent. Kultureinrichtungen (22 Prozent) und die Wissenschaft (20 Prozent) folgen inzwischen auf den Plätzen zwei und drei.

Einen Job beim Staat finden der Studie zufolge vor allem Juristen und Geisteswissenschaftler attraktiv. Die Mehrheit unter den Wirtschaftswissenschaftlern hingegen wünscht sich einen Job in einem Beratungsunternehmen oder bei Wirtschaftsprüfern.

Ingenieure wiederum begeistern sich hauptsächlich für die IT- und Softwarebranche. Vor allem hier büßt die Autoindustrie, die noch vor zwei Jahren mit großem Abstand den ersten Platz belegte, immens an Zuspruch ein. Allerdings sagt der Leiter der EY-Personalabteilung, Oliver Simon, "es wäre zu weit hergeholt, das allein auf den Dieselskandal zu schieben." Andere Branchen - insbesondere der IT-Bereich - seien auch attraktiver geworden.

Geld ist den Studenten seit der letzten Befragung zwar wichtiger geworden. Das Ziel, einen sicheren Job zu haben, überwiegt laut Studie aber weiter deutlich. "Junge Berufsanfänger in Deutschland haben während ihrer Studienzeit wirtschaftlich eigentlich nur eines erlebt: Es ging immer weiter nach oben", sagt Simon. Konjunktur rauf, Arbeitslosigkeit runter, Fachkräfte dringend gesucht: "Hochschulabsolventen finden in dieser Situation vergleichsweise einfach einen Job", sagt er. "Daher ist es schon verwunderlich, dass sie so auf Sicherheit bedacht sind und offenbar das Risiko weitgehend scheuen."

Allerdings sei die Unsicherheit in der Industrie auch sehr groß, ganze Branchen seien im Umbruch. "Der öffentliche Dienst wirkt da wie ein Hort der Beständigkeit inmitten des Umbruchs", sagt Simon.

Staat hängt Autosektor als Wunscharbeitgeber auch bei Schülern ab

Auch unter Schülern verdrängt der Staat die Automobilindustrie als beliebtesten Arbeitgeber, wie aus einer repräsentativen Studie des Trendence-Instituts hervor geht. Die Umfrage unter 20.000 Schülern ergab, dass 26 Prozent ihren ersten Job im Öffentlichen Dienst suchen wollen.

Details zu den Erhebungen

Der Automobilsektor liegt bei den Schülern nur noch auf Platz zwei. "Dabei spielt sicherlich der Dieselskandal eine Rolle. Das ist auch bei den Schülern angekommen", sagt Trendence-Geschäftsführer Holger Koch. "Aber das gilt nicht für alle Hersteller. Daimler hat etwa das beste Ergebnis eingefahren, dass das Unternehmen jemals hatte." Volkswagen hingegen habe in vier Jahren ein Drittel der Bewerber verloren.

Der beliebteste Arbeitgeber ist wie im Vorjahr die Polizei - gefolgt von Adidas, Bundeswehr, BMW und Audi. Mit dem Zoll sind erstmals drei Sicherheitsorgane unter den Top Ten.

"Jobsicherheit und der Wunsch zu helfen machen den Öffentlichen Sektor für Schüler so attraktiv", so Koch. Besonders für die Eltern sei das ein Entscheidungsfaktor. "Zwar lässt der Einfluss der Eltern nach, aber sie sind immer noch die wichtigsten Berater der Schüler." 2015 noch 77 Prozent der Schüler den Austausch mit den Eltern hilfreich, sind es nun noch 58 Prozent.

mit Material von dpa und AFP

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