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Arbeitsleben Jeder dritte Homosexuelle wird im Job diskriminiert

Viele Homosexuelle und Transmenschen outen sich nicht - und wer es wagt, wird häufig von Kollegen und Vorgesetzten diskriminiert, wie eine Studie zeigt. Auch zwischen Branchen gibt es Unterschiede.
Viele Homosexuelle outen sich lieber nicht im Job

Viele Homosexuelle outen sich lieber nicht im Job

Foto: Cavan Images / DEEPOL / plainpicture

30 Prozent der Homosexuellen erleben Diskriminierung im Arbeitsleben. Bei Transsexuellen sind es sogar mehr als 40 Prozent, 7 Prozent berichten sogar von häufiger Diskriminierung. Eine gemeinsame Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bielefeld hat die Arbeitsbedingungen von LGBTQI*-Menschen untersucht. Darunter fallen schwule, lesbische, queere, bi-, trans- und intersexuelle Personen und (das soll das Sternchen symbolisieren) solche, die sich keiner dieser Identitäten eindeutig zuordnen möchten.

Fast ein Drittel dieser Menschen hat sich im Berufsleben nicht geoutet – vor Kollegen ist dabei die Hemmschwelle allerdings etwas geringer als bei Vorgesetzten, und auch zwischen den Branchen gibt es große Unterschiede. In Land-/Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau, verarbeitendem Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung, Abfallentsorgung und Baugewerbe liegt die Quote derer, die offen mit ihrer sexuellen Orientierung umgehen, bei gerade mal 57 Prozent, in Handel, Gastgewerbe und Kunst dagegen bei mehr als drei Viertel. Die Studie basiert auf Daten des sozioökonomischen Panels, einer Langzeitstudie, für die jährlich Zehntausende Menschen befragt werden, sowie Onlinebefragungen, insgesamt von rund 16.880 heterosexuellen und 4300 LGBTQI*-Menschen zwischen 18 und 65 Jahren.

Die letztere Gruppe erwies sich dabei als höher qualifiziert als der Durchschnitt der Arbeitnehmer; der Anteil der Fach- oder Hochschulabsolventen liegt hier bei 60 Prozent, in der übrigen Bevölkerung bei 42 Prozent. Homosexuelle und Transmenschen arbeiten überproportional häufig im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Kultursektor. Andere Branchen, wie das produzierende Gewerbe, Forst- und Landwirtschaft, haben einen niedrigeren Anteil dieser Gruppe; auch klassische Berufsausbildungen im dualen System machen Homosexuelle und Transmenschen seltener als Heterosexuelle (27 zu 39 Prozent).

"Von sozialpolitischem Interesse ist insbesondere die Frage, inwieweit die ungleiche Verteilung über die Wirtschaftszweige selbst gewählt beziehungsweise auf den Bildungshintergrund zurückzuführen ist oder aber auf strukturelle Hürden im Arbeitsmarkt hinweist", heißt es in der Studie; so könnten homosexuelle und Transmenschen bestimmte Berufsfelder meiden, in denen Diskriminierung wahrscheinlicher ist oder die Schwelle fürs Outen höher.

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Bei der Wahl des Arbeitgebers ist ein "offenes Betriebsklima" für LGBTQI*-Menschen ein besonders wichtiges Kriterium; weiter oben auf der Prioritätenliste stehen lediglich noch eine "interessante Tätigkeit" sowie "sichere und gesunde Arbeitsbedingungen". "Insbesondere Unternehmen, in denen LGBTQI*-Menschen seltener vertreten sind oder sich nicht outen, können durch die Schaffung eines diskriminierungsarmen Arbeitsumfeldes zu einer Verbesserung der Arbeitsmarktsituation dieser Menschen beitragen", so Lisa de Vries, eine der Studienautorinnen.

mh
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