Top-Jobs Fröhlichen Frauen wird Führung kaum zugetraut

Lachen macht Spaß, kommt aber nicht immer gut an
Foto: CorbisHärter verhandeln, Netzwerke knüpfen und die Karriere strategisch planen, das sind die üblichen Tipps, die Frauen mitgegeben werden auf dem Weg nach ganz oben. Aber führen sie wirklich zum Erfolg? Eine Studie der Technischen Universität München weckt Zweifel daran: Wenn es darum geht, wer den nächsten Top-Job bekommt, sind Stereotype der entscheidende Faktor.
"Vor allem fröhlich wirkenden Frauen wird wenig Führungswille zugetraut", fasst Projektleiterin Isabell Welpe die zentrale Erkenntnis zusammen. Viel stärker als führungsbereit würden Frauen wahrgenommen, wenn sie stolz auf ihre eigene Leistung zeigen.
In dem Münchner Projekt untersuchten die Forscher seit 2011 die Auswahl und Beurteilung von Führungskräften. Demnach werden sie als stereotyp wahrgenommen - und zwar stereotyp männlich. "Führungskräfte sollen durchsetzungsstark, dominant und hart sein. Und Frauen gelten als ausgleichend, freundlich, sozial", so beschreibt Wirtschaftswissenschaftlerin Welpe die Klischees.
Die Wissenschaftler testeten mehrere Szenarien. Wenn zwei Angestellten die gleiche Aufgabe übertragen wurde, trauten alle Beobachter dem Mann grundsätzlich eher Führungsstärke und Führungswillen zu als seiner Kollegin - und da waren sich Frauen wie Männer einig. "Es ist eine Mär, dass Frauen immer Frauen fördern", sagt Welpe. "Manche Frauen-Stereotype sind bei den Frauen selbst sogar ausgeprägter." So akzeptierten die Studienteilnehmerinnen einen dominanten Führungsstil eher bei Männern und bewerteten Frauen, die wenig delegierten, besonders schlecht.

Frauenquote: Was spricht dafür, was dagegen?
Entgehen können Frauen der Vorurteilsfalle offenbar, indem sie eine gewisse Breitschultrigkeit an den Tag legen. Die Testteilnehmer sahen Szenarien, in denen Männer und Frauen entweder fröhlich waren, Stolz auf die eigene Leistung oder aber keinerlei Emotionen zeigten. Wirkten die Frauen stolz, wurden sie als führungswilliger beurteilt. Fröhliche Frauen dagegen schnitten deutlich schlechter ab.
Den Ergebnissen sollen nun Taten folgen; die Forscher arbeiten gerade an Schulungskonzepten für Unternehmen. "Wir wissen genug", sagt Forscherin Isabell Welpe. "Die Wirtschaft hat kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem." Das sehe man ganz deutlich am Bankensektor: "Das Argument, es gibt keine qualifizierten Frauen, funktioniert dort nicht." Schließlich gebe es inzwischen jede Menge Frauen, die typische finanzrelevante Berufe wie BWL oder Jura studierten.
Um gegenzusteuern, schlagen die Forscher strukturelle Veränderungen vor: zum Beispiel klare Anforderungsprofile für einen Posten, gemischte Teams sowie in Auswahlrunden immer einen, der darauf aufmerksam machen soll, wenn die Diskussion über einen Kandidaten in Geschlechterklischees abdriftet und das Können aus dem Blick gerät.
Nachfragen nach den Workshops, die ab Herbst zusammen mit Verbänden angeboten werden sollen, gebe es schon, sagt Welpe. Workshops für Frauen, um ihnen die Sache mit dem Stolz beizubringen, sind derzeit allerdings noch nicht geplant.