Unternehmen und Demografie Ein Drittel wirbt um ältere Arbeitnehmer

Mitarbeiter von Rheinmetall: Oft zu hohe Belastungen im verarbeitenden Gewerbe
Foto: dapdKnapp ein Drittel der deutschen Unternehmen bemüht sich derzeit darum, ältere Mitarbeiter an den Betrieb zu binden. Das geht aus einer Untersuchung des Ifo-Instituts in München und der Personalberatung Randstad hervor.
Immer wieder ist in der Politik von der "Verlängerung der Lebensarbeitszeit" die Rede, das höhere Eintrittalter zur gesetzlichen Rente wird ab 2012 schrittweise eingeführt ("Rente mit 67"). Andererseits klagen die Unternehmen wieder verstärkt über einen Mangel an Fachkräften. Kurz: Dem Jugendwahn, dem manches Unternehmen in den vergangenen Jahren anhing, scheinen in Zukunft Grenzen gesetzt.
Deshalb gingen die Autoren der Studie der Frage nach, wie sich die deutsche Wirtschaft darauf vorbereitet: Wie bemühen sich Betriebe um ältere Arbeitnehmer? Das wollten Ifo und Randstad von rund 1000 Personalchefs von Unternehmen der unterschiedlichsten Größen wissen.
28 Prozent von ihnen gaben an, die erfahrenen Kollegen mit gezielten Maßnahmen an das Unternehmen binden zu wollen. Dabei war der Anteil im Verarbeitenden Gewerbe mit einem Viertel am geringsten. Außerdem kümmern sich größere Unternehmen mit 250 oder mehr Mitarbeitern deutlich häufiger um diese Fragen als kleinere.
Altersgerechte Arbeitsplätze und weniger Stress
Die insgesamt 72 Prozent der Firmen, die die Frage nach einer längeren Bindung älterer Mitarbeiter grundsätzlich verneinen, haben dafür sehr unterschiedliche Gründe. Viele beschäftigen ihre Mitarbeiter ohnehin schon bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter. In einigen Berufen, gerade auch im Verarbeitenden Gewerbe, sind die körperlichen Belastungen zu hoch, um ältere Mitarbeiter lange einzusetzen.
Zu den Maßnahmen, die Mitarbeiter an ihr Unternehmen binden sollen, gehören vor allem flexible Arbeitszeiten und der Versuch, das Aufgabengebiet an die Bedürfnisse der Älteren anzupassen. Meist werden dabei stressige oder körperlich anstrengende Arbeiten reduziert. Jeder dritte Betrieb, der sich gezielt um die älteren Semester kümmert, schafft eigens altersgerechte Arbeitsplätze. Zu den Instrumenten gehören außerdem finanzielle Anreize, Teilzeitmodelle und Fortbildungsprogramme.
Die Umfrage machten die Forscher im Rahmen des vierteljährlich erstellten Ifo-Randstad-Flexindex. Der erfasst, wie stark deutsche Unternehmen ihre Arbeit flexibilisieren, etwa durch Überstunden, Zeitarbeit, Minijobs oder Outsourcing. Als Tendenz fiel im ersten Quartal dieses Jahres auf, dass Unternehmen immer weniger Überstunden einsetzen, dafür aber verstärkt Arbeitszeitkonten zum Einsatz kommen. Bei Überstunden wird die Mehrarbeit bezahlt, während auf Arbeitszeitkonten gesammelte Arbeitsstunden für freie Tage verwendet werden.
Möglicherweise ist der Schwenk die Konsequenz aus den guten Erfahrungen mit Arbeitszeitkonten in der Wirtschaftskrise: Viele Kündigungen konnten vermieden werden, weil Unternehmen ihre Mitarbeiter in der Auftragsflaute einfach nach Hause schickten, um ihre prallvollen Arbeitszeitkonten abzubummeln.