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Verfassungsschutz Peinliche Datenpanne beim Bewerbungsverfahren

Geheimhaltung? Sollte eigentlich eine der Fähigkeiten des Bundesamts für Verfassungsschutz sein. Beim aktuellen Bewerbungsverfahren allerdings kam es zu einem Patzer.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln: Vertrauenswürdiger Arbeitsgeber?

Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln: Vertrauenswürdiger Arbeitsgeber?

Foto: Oliver Berg/ DPA

"Im Verborgenen Gutes tun": Dem Slogan, mit dem das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) neue Mitarbeiter anlocken will, kann die Behörde nicht immer selbst gerecht werden. In einem Bewerbungsverfahren für den deutschen Inlandsgeheimdienst ist es nach SPIEGEL-Informationen zu einer Datenschutzpanne gekommen.

Ausgangspunkt ist eine E-Mail von Ende Juni, mit der eigentlich nur eine Wegbeschreibung an Kandidaten verschickten werden sollte, die zu einem Assessment-Center eingeladen waren. Doch die Mail wurde so verschickt, dass über 140 E-Mail-Adressen im Empfängerfeld für jeden Empfänger lesbar waren. Üblicherweise stehen die Adressen in solchen Nachrichten im BCC-Feld, doch in der Nachricht, die dem Spiegel vorliegt, waren alle E-Mail-Adressen im Empfängerfeld aufgelistet.

Fünf Minuten nach der ersten Mail erreichte die Bewerberinnen und Bewerber eine zweite E-Mail: "Personalgewinnung-BfV möchte die Nachricht zurückrufen." Auch in dieser Mail standen wieder sämtliche E-Mail-Adressen offen lesbar im Empfängerfeld.

Ein Amt verweist ans andere

Eine Sprecherin des Bundesverfassungsschutzes dementiert, dass es eine Datenschutzpanne beim BfV gegeben habe und verweist an das Bundesverwaltungsamt, das sich im Auftrag des Verfassungsschutzes um das Bewerbungsverfahren kümmert. Das Bundesverwaltungsamt bestätigte den Vorgang. Als Konsequenz wolle man in Zukunft für E-Mails im Bewerbungsverfahren nur noch auf ein System zurückgreifen, das "offene Versendungen ausschließt".

"Als ich die ganzen Adressen da lesen konnte, fand ich das schon happig", sagte eine Person, die sich beworben hatte und die E-Mail empfangen hatte, gegenüber dem SPIEGEL. "Die ganzen letzten Monate war Datenschutz immer wieder ein Thema - und dann so was." Nach den Erfahrungen im Bewerbungsverfahren komme der Verfassungsschutz inzwischen nicht mehr als Arbeitgeber in Frage.

Auch Headhunter im Einsatz

Das Bundesamt bemüht sich aktuell um die Besetzung zahlreicher offener Stellen. Aus Unterlagen des Bundesrechnungshofs geht hervor, dass Ende letzten Jahres über 1000 Planstellen beim BfV unbesetzt waren. Das Recruiting dürfte für den Inlandsgeheimdienst besonders deshalb kompliziert sein, weil die Behörde wachsen will und weil Fachkräfte für spezialisierte Aufgaben häufig nur schwer zu bekommen sind. Das BfV plante laut Spiegel-Recherchen auch einen für deutsche Geheimdienste unüblichen Weg einzuschlagen und externe Headhunter zur Rekrutierung neuer Agentenzu engagieren. Aktuell kommen allerdings keine Headhunter zum Einsatz, wie eine Sprecherin des Verfassungsschutz erklärte.

Die zum Assessment-Center eingeladenen Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich auf offene Stellen im Personalmanagement beim Bundesamt für Verfassungsschutz beworben. Ob die Behörde in dem Bewerbungsverfahren die Dienste eines externen Dienstleisters nutzte oder alles intern erledigt wurde, wollte eine Sprecherin aus Sicherheitsgründen nicht beantworten.

Das Assessment-Center, das am vergangenen Wochenende stattfinden sollte, habe das Bundesverwaltungsamt abgesagt, so eine Sprecherin. Die Ausschreibung werde wegen des Fehlers aufgehoben.

Anmerkung der Redaktion: Der Text wurde im eine Stellungnahme einer BfV-Sprecherin ergänzt.

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