

Er ist 53 Jahre alt, arbeitet seit 17 Jahren in derselben Firma und hat irgendwann mal Wirtschaftswissenschaften studiert: der typische Vorstand eines der 30 größten börsennotierten deutschen Konzerne.
Die Personalberater von Odger Berndtson haben die Geschäftsberichte der Dax-30-Firmen und die Lebensläufe der Spitzenmanager analysiert. Das Ergebnis: Auf den Top-Etagen herrscht allen Diskussionen um Vielfalt zum Trotz eine verblüffende Uniformität. Nichtakademiker haben nahezu keine Chance, und Frauen werden nicht CEO. Vier von fünf Vorständen stammen aus der Branche, die Hälfte sogar aus dem selben Unternehmen, in dem sie später auf die Chefetage berufen werden.
Die Kandidaten sind fast ausnahmslos Akademiker, die entweder Wirtschaftswissenschaften (50 Prozent), Ingenieurwesen (19 Prozent), Jura (13 Prozent) oder Naturwissenschaften (11 Prozent) studiert haben. Die Bedeutung der Promotion nimmt ab. Aktuell tragen 43 Prozent der Vorstände einen Doktortitel. 2005 waren es noch mehr als die Hälfte.
Das Eintrittsalter ins Unternehmen liegt bei rund 36 Jahren. Mit 48 Jahren erfolgt die Berufung in den Vorstand. Das Durchschnittsalter in der Vorstandsriege liegt bei 53 Jahren.
Der Ausländeranteil steigt, aber nur langsam: 2005 stammten 15 Prozent aller Vorstände nicht aus dem deutschsprachigen Raum, heute kommen immerhin 23 Prozent der Vorstände aus einem anderen Land als Deutschland, Österreich oder der Schweiz.
Vier von fünf Dax-Vorständen sind in der Branche groß geworden. Aber nur noch jeder Zweite hat seine Karriere im selben Unternehmen verbracht, in dem er dann zum Vorstand berufen wurde. 2005 lag der Anteil bei 62 Prozent.
Bei der Auswahl des Vorstandsvorsitzenden kommt Finanzchefs nicht die Kronprinzenrolle zu. Nur neun Prozent der Dax-CEOs hatten zuvor das Amt des Finanzvorstands inne. Frauen kamen bei der Berufung eines CEO bislang in keinem Fall zum Zuge.
Vorstandsgremien schrumpfen tendenziell. Aktuell liegt die Durchschnittsgröße bei sechs Personen. Auch die Zahl der Aufsichtsratsmandate nimmt ab: Hatte ein Vorstand 2005 noch bis zu fünf interne und externe Kontrolleursposten inne, so sind es inzwischen nur noch drei.
Eva Buchhorn ist Redakteurin beim manager magazin.
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Durchschnittsvorstand: Timotheus Höttges ist seit Januar 2014 Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. In seinem Lebenslauf vereint er so ziemlich alle Merkmale des durchschnittlichen Dax-30-Vorstands: Höttges ist Deutscher, Jahrgang 1962, hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit mehr als zehn Jahren im Konzern. Das Profil eines Dax-Vorstands hat sich über die Jahre kaum verändert.
Klare Worte sind für die Vorstandschefs der großen börsennotierten Konzerne ein Problem. Ihre Reden auf Hauptversammlungen ähneln oft eher Doktorarbeiten,
so das Ergebnis einer Untersuchung der Uni Hohenheim und des "Handelsblatts"
. Hier die zehn Bestplatzierten des Jahres 2013.
Platz 10: Martin Winterkorn, Volkswagen
Platz 9: Reinhard Ploss, Infineon
Platz 8: Elmar Degenhart (r.), Continental. Links neben ihm steht Wolfgang Reitzle, selbst Vorstandschef, und zwar bei Linde. Allerdings gehört er zu den Rednern, die jetzt am schlechtesten bewertet wurden.
Platz 7: Ulf Schneider, Fresenius
Platz 6: Dieter Zetsche, Daimler
Platz 5: Johannes Teyssen, Eon
Platz 4: Norbert Reithofer, BMW
Platz 3: Peter Terium, RWE
Platz 2: René Obermann, im Ranking noch für die Deutsche Telekom im Rennen
Platz 1: Kurt Bock, BASF, der überraschende Sieger nach einer eher schlechten Platzierung im Vorjahr
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