Fortbildung für Angestellte Budgets für Weiterbildungen versickern in vielen Firmen

Etats, um Mitarbeitende zu schulen, kommen häufig nicht dort an, wo sie eigentlich gebraucht werden
Foto: treety / iStockphoto / Getty ImagesDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Unternehmen, die in ihre Mitarbeitenden investieren, sind wirtschaftlich erfolgreicher. Zu diesem Schluss ist die Unternehmensberatung McKinsey nach der Analyse von 1800 börsennotierten Firmen in aller Welt gekommen. In Deutschland scheint es da noch viel Potenzial zu geben – denn beim Thema Weiterbildung hakt es gewaltig. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Bilendi, die von der Lernplattform Studytube in Auftrag gegeben wurde und dem SPIEGEL vorab vorliegt. Befragt wurden knapp 700 Personalerinnen und Personaler, mehr als 400 Führungskräfte und 900 Angestellte aus Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden.
Die wichtigsten Ergebnisse:
92 Prozent der Personalerinnen und Personaler geben an, dass es in ihren Firmen ein Budget für Weiterbildung gibt, aber nur 62 Prozent der Mitarbeitenden ist bekannt, dass ein solches Budget vorhanden ist.
Eine konkrete Strategie für die Weiterbildung des eigenen Personals fehlt in jeder fünften Firma.
Wenn Weiterbildungen angeboten werden, können die dort erworbenen Fähigkeiten nur in 28 Prozent der Fälle danach auch im Unternehmen eingesetzt werden. Viele Arbeitgeber machen ihre Mitarbeitenden also fit für andere Jobs – und verpassen das Ziel der Mitarbeiterbindung.
Nur 54 Prozent der Führungskräfte und 40 Prozent der Mitarbeitenden haben konkrete Lern- und Entwicklungsziele mit ihren Vorgesetzten vereinbart.
Coachings gibt es für Führungskräfte dreimal so häufig wie für Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung.
Zumindest in den Human-Ressource-Abteilungen sind sich viele Angestellten der Defizite offenbar bewusst. 73 Prozent der befragten HR-Verantwortlichen stimmten dem Satz zu: »Wenn wir nicht in Weiterbildung und berufliche Weiterentwicklung investieren, dann können wir die benötigten Talente nicht für uns gewinnen und an uns binden.« 43 Prozent sagten zudem, in ihrem Betrieb werde zu wenig in Schulung und Ausbildung investiert.
Kopflose Weiterbildung, versickernde Budgets und Trainings höchstens für Führungskräfte? In den Niederlanden sei man da schon deutlich weiter, dort stünden die Weiterbildungsbedürfnisse der Angestellten sehr viel stärker im Fokus, heißt es von dem Auftraggeber der Studie; die Lernplattform Studytube hat ihren Hauptsitz in Amsterdam und wurde dort 2010 gegründet.