Streit um Tagungseinladung "Wir richten uns nicht an Menschen mit Blech im Gesicht"

Junge Frau mit Nasen- und Lippenpiercing
Foto: CorbisEr wollte wohl junge Menschen begeistern, für Hochtechnologie, Nanostrukturen - und für sein eigenes Unternehmen, die Zoz Group aus Wenden im Sauerland. Also lud Firmenchef Henning Zoz auch die lokalen Schulen ein, zum neunten mehrtägigen deutsch-japanischen Symposium über Nanostrukturen, das seit Sonntag in Wenden stattfindet.
"Wir richten uns insbesondere an Physik- und Chemie-Leistungskurse und jene jungen Menschen, die technologisch in diesem Land demnächst Zukunft gestalten wollen/sollen/müssen", schreibt Henning Zoz in einer E-Mail "an lokale Schulen und Bildungseinrichtungen", die SPIEGEL ONLINE vorliegt.
Allerdings, so schreibt Zoz weiter: "Wir richten uns nicht an Menschen mit bunten Haaren, Blech im Gesicht und jene, die die Füße nicht heben und die Hose kaum auf den Hüften halten können und/oder eines ordentlichen Sprachgebrauches kaum mächtig sind." Als "Aushängeschild Deutschlands in der Welt" würden die Veranstalter "angemessene Kleidung und Auftreten" erwarten.
Neben Managern war auch der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) eingeladen, er sollte die hochkarätig besetzte Tagung eröffnen. Doch dazu kam es nicht. Duin sagte am Freitag kurzfristig ab, nachdem er erfahren hatte, welche Schüler der Unternehmer dabei haben wollte - und welche nicht.

NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD): "Völlig daneben"
Foto: Rolf Vennenbernd/ picture alliance / dpa"Ich kannte diese Einladung nicht, finde sie auch vollkommen daneben. Ich hatte zugesagt, weil ich Herrn Prof. Zoz als innovativen Unternehmer kenne. Seine 'Gesichtskontrolle' verleiht der Veranstaltung einen Charakter, den ich nicht billigen oder gar unterstützen möchte. Ich habe daher meine Teilnahme abgesagt", so Minister Duin.
Laut Berichten von Regionalmedien will Zoz, der selbst vier Kinder hat, trotz der Kritik aus dem Ministerium "keine Silbe zurücknehmen". Zwar hätte er dafür nicht den Rahmen dieser Veranstaltung nutzen sollen, räumte Zoz laut "Bild"-Zeitung ein , der Appell sei aber ernst gemeint und auch an Eltern gerichtet gewesen: "Kinder haben ein Recht auf Unversehrtheit. Dafür sind die Eltern verantwortlich."
Wie "Der Westen" berichtet, freue sich der Unternehmer sogar über die Diskussion , die er ausgelöst hat. Es sei ihm dabei nicht um Äußerlichkeiten gegangen, sondern vielmehr um das "Erscheinungsbild als Zeichen einer inneren Einstellung".
Wer was im Job tragen darf, beschäftigt auch immer wieder Arbeitsgerichte - je nach Begründung dürfen tatsächlich Bewerber mit sichtbaren Tattoos oder Piercings abgelehnt werden. Kürzlich wurde bekannt, dass die Bundespolizei erwägt, die Zugangsvoraussetzungen zu lockern, um auch für Bewerber mit Tattoos attraktiv zu bleiben.
In dem Video zeigen verschiedene Arbeitnehmer wie sie mit Restriktionen in ihrem Job umgehen - und präsentieren ihre Tätowierungen: