NEU IN DEUTSCHLAND Anton Betzner: »Der gerettete Ikarus«.
Florens Holler ist ein so sensibler junger Mann, daß ihm in einer Rundfunkanstalt fortwährend alles dämonisch, hohl, erschreckend vorkommt, obwohl sich die Leute, mit denen er während seiner kurzen Karriere - er hat sein Studium unterbrochen und ist Assistent im »Kulturellen Wort« geworden - zusammentrifft, als überaus gebildet und zitierfreudig erweisen. Schon darum kann es sich eigentlich nicht um eine leibhaftige Rundfunkstation handeln, obwohl sonst manches für den Südwestfunk spricht. Dessen Schlüsselroman zu schreiben, so wie Böll in der Satire »Doktor Murkes gesammeltes Schweigen« möglicherweise Anspielungen auf den Westdeutschen Rundfunk machte oder Walser in den »Ehen in Philippsburg« einiges über den Süddeutschen Rundfunk anzudeuten schien, war Betzner aber wohl außerstande. Der Roman hat nur mittleres Gewicht: Kitsch, Sentimentalität und Wehleidigkeit stehen nebeneinander. (Verlag Styria, Köln; 344 Seiten; 12,80 Mark.)