Welche Kernfrage wird das kommende Jahrhundert bewegen? Und weiß vielleicht schon irgendwo jemand Antworten? In den ruhmreichen Zeiten der Aufklärung wurden solche Debatten unter Europas Intellektuellen öffentlich geführt. Die Kulturzeitung »Lettre International« ließ sich von großen Vorbildern wie Rousseau, Herder oder Schopenhauer inspirieren und will es nun gleich weltweit wissen: Mit den Goethe-Instituten und der Arbeitsgemeinschaft für die Kulturstadt Weimar 1999 hat sie einen globalen Essay-Wettbewerb ausgeschrieben. Insgesamt 100 000 Mark Prämien warten auf Denker und Gelehrte, die im Laufe des kommenden Jahres eine Preisfrage bearbeiten. »Dient die Informationsrevolution eher der Wahrheit oder eher der Lüge?« - das möchte zum Beispiel der britisch-polnische Philosoph Leszek Kolakowski wissen; der Poet Durs Grünbein aus Berlin läse gern Beweise für »den Aberglauben des Satzes: Umsonst ist der Tod«, und Olga Sedakowa aus Rußland schlägt vor: »Was haben wir bezüglich des menschlichen Wesens vergessen?« Präziser noch fragt der algerische Intellektuelle Nourredine Saadi: »Wird das 21. Jahrhundert die Zeit der Frauen sein?« Costas Tsoclis aus Griechenland überlegt schlicht und rätselhaft: »Kulturelle Pyramide oder kultureller Vulkan?« Und der Italiener Michelangelo Pistoletto schlägt gar vor, zu erkunden: »Ist dies die Menschheit, in der du dich wiedererkennst?« 113 solcher Leitfragen standen zur Auswahl. Um welche es gehen soll, wird diesen Donnerstag im Berliner »Haus der Kulturen der Welt« verkündet. Per Internet (http://www.weimar1999. de/essay-contest) wird das Ergebnis nachzulesen sein - und später findet man dort auch die Antworten.
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Artikel 96 / 122
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