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BÜCHER Aus der Pleite

Raoul Hausmann: »Hurra! Hurra! Hurra!« Anabas; 56 Seiten; 6,80 Mark.
aus DER SPIEGEL 21/1971

Die Armut ist ein großer Glanz von Innen, mein Gott doch, Mutter, gib mir ganz miese Lumpen, damit niemand mir meinen Glanz ansieht« -- das ist der schwere Eisenhammer der Satire. nicht das leichte Florett.

Gehämmert wurde das vor mehr als 50 Jahren in Berlin, wo während des Ersten Weltkrieges die deutsche Dada-Fraktion in politische Bewegung kam. Damals kämpften die extravagantesten Experimentemacher und Avantgarde-Artisten in bunter Front gegen Krieg, Nationalismus, Ausbeutung: die Brüder Herzfelde, Walter Mehring, Richard Huelsenbeck und der zum »Dadasophen« geweihte Raoul.

Hausmann, als Lyriker Schöpfer von Gedichten wie »f m s b w t ö z ä u / p g g i v -- ...? m ü«. schrieb die »Hurra«-Satiren 1919 in der Zeitschrift »Die Pleite": Die Artikel beruhten, so Hausmann (unlängst 84jährig verstorben) im Nachwort. »auf Tatsachen, die aus der Tageszeitung bekannt waren«.

Der kleine Anabas-Verlag in Steinbach bei Gießen begründete mit Hausmanns »Hurra« (sowie mit den »Schriften zum Physiognomik-Streit« von Lichtenberg und Feuilletons von Georg Weerth) eine billige, solide kommentierte Reihe. die Beispiele des 18., 19. und 20. Jahrhunderts »zu einem aktuellen Organon deutscher Satire versammeln« soll. Ob aktuell oder nicht: Hausmanns grobschlächtige Witz-Artikel, in denen er »bestehende Ungerechtigkeiten ... zu dokumentieren« suchte, können auch als historische Texte mit Gewinn gelesen werden.

* Um 1920 mit Richard Huelsenbeck.

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