BÜCHER Aus der Traum
Einige Nachrichtenhelferinnen öden oder ängstigen sich während des letzten Kriegswinters auf ihrem Außenposten, tief in Polen. Schließlich sind sie alle tot, bis auf die Ich-Erzählerin, die aber wahrscheinlich bald erfrieren wird.
Die Verfasserin Hildegard Gartmann mag hier die eigenen Kriegserinnerungen abgeladen haben. Trotzdem ist schwer zu begreifen, warum die grauenhaften Eindrücke und die naiven, monotonen Überlegungen von damals als »Dokumentarroman« verbreitet werden. Wegen der Wirklichkeit, die jemand aus dem Gedächtnis wiederherzustellen sucht? Aber darin müßte fast jeder Roman »Dokumentarroman« heißen. Oder weil Frau Gartmann außer dem Gedächtnis höchstens Ihre Phantasie anstrengt, weil sie den Stoff, den Rohstoff eigentlich, so liegen läßt, wie sie ihn vorgefunden hat?
Da kommt alles, wie"s kommt. Erst ist viel vom Essen die Rede und von entgangenen Glücksmöglichkeiten, und so war das ja auch. Später, das sind dann schon speziellere, extremere Erfahrungen, werden Körperteile eben Operierter von den Mädchen auf den Müll geworfen oder nackte Polen, die sich in Todesangst vor einem wahnsinnigen SS-Mann paaren, schaudernd angestaunt.
Hildegard Gartmann kann nicht mehr tun. Sie fällt in den Slang jener traurigen Mädchentage zurück: »Nur kurz war unsere Freude. Aus der Traum.« Oder sie schwingt sich mutig empor, in den Himmel der Groschenromane: »Der Druck einer starken Hand läßt mich in meiner Traumwelt verweilen,«