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Autoren-Protest II

aus DER SPIEGEL 12/1973

Sein Theaterstück »Wildwechsel« sei in Rainer Werner Fassbinders Verfilmung zu »Pornographie mit sozialkritischem Touch« verfälscht worden, so hatte der Dramatiker Franz Xaver Kroetz sich vorletzte Woche öffentlich beklagt (SPIEGEL 11/1973). In der letzten Woche schlug der angegriffene Regisseur zurück: »Lieber Franz Xaver Kroetz«, schrieb Fassbinder (ebenfalls öffentlich, in der Münchner »Abendzeitung"), »was geniert Dich denn zuzugeben, daß Du die Chance, gemeinsam mit mir ein mögliches. uns beide befriedigendes Drehbuch zu erarbeiten, ausgeschlagen hast?« Kroetz, so Fassbinder, habe ihm doch für die »Wildwechsel«-Verfilmung ausdrücklich freie Hand gelassen -- mit dem Bemerken, ihn interessiere das alte Stück nicht mehr, und unter anderem mit dem Satz: »Ich will bloß das Moos.« Und im übrigen, betonte der Regisseur. sei im Film »alles drin«. was auch im Stück drin sei: »Mag sein, daß Dich das geniert. Aber das wäre nicht nötig. so schlecht ist Dein Stück gar nicht, ehrlich.« Autor Kroetz wiederum. der kein »Freiwild« sein will, erhielt Beistand von Kollegen: Marieluise Fleißer. Günter Herburger. Martin Walser und einige andere Schriftsteller schlossen sich seinem Anti-Fassbinder-Protest an -- sie wollen ihn als »Teil gewerkschaftlicher Bemühungen um mehr Autorenrechte« verstanden wissen.

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