Ein Verlag und seine NS-Vergangenheit Bauers braune Jahre

Grundstückskäufe, wirtschaftlicher Aufschwung, Anbiederung an die Machthaber: Wie sehr hat der Bauer-Verlag vom Nationalsozialismus profitiert?
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BAUER MEDIA GROUP

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Bevor Paul Dessauer Hamburg am 15. Mai 1940 endlich verlassen konnte, hatte er sechs Wochen im KZ Oranienburg verbracht. Die Nazis hatten ihn dort eingesperrt, sie warfen dem jüdischen Kaufmann vor, er wolle Kapitalflucht begehen. Für Dessauer gab es in Deutschland keine Perspektive mehr. Über sein Vermögen konnte er nicht mehr frei verfügen, jeden Geldtransfer musste er sich genehmigen lassen, das sah eine Sicherungsanordnung der Oberfinanzdirektion vor.

Dass die Dessauers im Land verwurzelt waren, mancher für Deutschland im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte und verwundet worden war, spielte keine Rolle mehr.

Um seine Ausreise finanzieren zu können, hatte Dessauer Ende 1938 sein Grundstück im Stadtteil Eppendorf verkaufen müssen, inklusive des dazugehörigen Textilkaufhauses Hoheluft.

Der Käufer: Alfred Bauer, damals Chef des Bauer-Verlags. Das 1875 gegründete Familienunternehmen nennt sich heute Bauer Media Group, gibt 600 Magazine in 17 Ländern heraus und gilt mit über zwei Milliarden Euro Umsatz als größtes Zeitschriftenhaus Europas.

So geschwätzig die Bauer-Titel ("Das Neue Blatt", "Bella", "Tina") daherkommen, so verschwiegen ist die Unternehmerfamilie. Die Firmengeschichte von der Gründung bis in die Siebzigerjahre wird auf der Website des Konzerns in acht Zeilen abgefertigt – zum Nationalsozialismus steht dort kein Wort.

Wie sehr aber hat Bauer vom Nationalsozialismus profitiert? Darüber ist bis heute kaum etwas bekannt. Und es sagt viel über das Interesse des Verlages an der eigenen Historie, dass Bauer "keinerlei Dokumentation über unsere Geschichte" besitzt, wie ein Sprecher sagt.

Dabei sorgten die braunen Jahre für entscheidenden Auftrieb im Verlag. Das ergab eine Recherche des SPIEGEL und des NDR-Medienmagazins "Zapp". Die in Archiven zusammengetragenen Dokumente ergeben ein Bild, das nicht besonders schmeichelhaft ist.

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