Belästigungsvorwürfe Deutsche Oper sagt Konzert von Plácido Domingo ab

Opernstar Plácido Domingo
Foto:Laszlo Balogh/ AP
Die Deutsche Oper Berlin hat geplante Auftritte des Starsängers Plácido Domingo abgesagt. Nach Domingos persönlicher Entschuldigung wegen sexueller Übergriffe habe das Haus sich zur Absage entschieden, sagte Intendant Dietmar Schwarz am Dienstag. Die Deutsche Oper habe bisher an der Vermutung von Domingos Unschuld festgehalten. Da aber der Sänger selbst die Übergriffe eingestanden habe, sei sein Auftritt gegenüber den Frauen nicht mehr vertretbar. "Es tut uns sehr leid, dass es am Ende so ist", sagte Schwarz bei der Vorstellung des Programms für die Saison 2020/2021.
Domingo sollte im kommenden Jahr in einer Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis Oper "Don Carlos" auftreten. Der 79-Jährige hatte sein Debüt an der Deutschen Oper 1967 gefeiert. Er wollte hier deswegen eine Abschiedsvorstellung geben. Mehrere Opernhäuser hatten Domingo bereits wegen der Vorwürfe aus dem Programm genommen, so zum Beispiel das Teatro de la Zarzuela in Madrid. Engagements an der Los Angeles Opera und der Metropolitan Opera in New York hatte Domingo selbst beendet.
Im August letzten Jahres waren Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen den gefeierten Opernsänger publik geworden. Insgesamt etwa 20 Frauen warfen Domingo seitdem vor, ihnen Küsse aufgezwungen, sie begrapscht oder ohne ihr Einverständnis gestreichelt zu haben.
Der spanisch-mexikanische Sänger hatte sich Ende Februar bei den Frauen entschuldigt. Er übernehme die volle Verantwortung für sein Handeln. Eine Untersuchung des US-Verbands der Musikkünstler (AGMA) hatte zuvor die Vorwürfe zahlreicher Sängerinnen bestätigt. Kurz nach der Veröffentlichung seiner Entschuldigung relativierte Domingo allerdings seine Aussagen und sah sich falsch verstanden. Er hätte mit seinem Statement nicht eingeräumt, etwas Falsches getan zu haben.
Auch in Hamburg wird der Tenor nicht zu sehen sein - an der Hamburger Staatsoper hätte Domingo im März und April mehrere Auftritte gehabt, auch sie werden ausfallen. Allerdings nicht wegen der Vorwürfe gegen Domingo. "Die Absage erfolgt aufgrund von medizinischen Empfehlungen bezüglich Alter und Komorbidität, was ein hohes Risiko im Falle einer Infektion mit Covid-19 bedeutet", teilte die Staatsoper am Dienstag in Hamburg mit.