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BÜCHER Bepuderte Hexe

Constantin Jelenski: »Leonor Fini«. Keller; 172 Seiten, 105 Abbildungen; 95 Mark.
aus DER SPIEGEL 52/1968

Dem Schriftsteller Jean Genet erschienen ihre Bilder »wollüstig und mit Arsenik bepudert«, der Schriftsteller Marcel Jouhandeau erblickte in ihnen »eine Unterwelt, in der sich das verlorene Paradies spiegelt«. Es ist -- diese Prachtmonographie über die in Deutschland bisher kaum bekannte Malerin belegt es -- ein feminines Paradies, in dem nur ab und zu ein androgyner Jüngling schläft.

Leonor Fini, 1908 in Buenos Aires geboren, in Triest aufgewachsen, in Paris und einem zerfallenen Kloster auf Korsika zu Hause, hat in ihren Leinwand-Träumen immer das Ewig-Weibliche verherrlicht: weibliche Schimären, Sphinxe, Göttinnen und Mädchen; Mädchen allein, zu zweit und in Scharen; halbentblößte, nackte und prunkvoll bekleidete Mädchen unter gewaltigen Hüten; Mädchen zwischen Tierkadavern, Vogelschädeln und faulenden Pflanzen in morastigem Dunkel; Mädchen vor perlmuttern schimmernden Kulissen -- in einer romantisch-surrealistischen Szenerie, die an italienische Manieristen und englische Präraffaeliten, an Moreau, Beardsley und Klimt, an Dali, Oelze und Odilon Redon erinnert.

Sie sei, »mehr wie eine Hexe als eine Priesterin, der Natur verhaftet«, sagt Leonor Fini. In ihrer Malerei aus drei Jahrzehnten, anfangs monochrom und altmeisterlich glatt, später körnig, gemasert, geschabt und üppig koloriert, ist die Natur eine elegante Dame, die in »Baudelairescher Atmosphäre« (Fini) von Ruhe, Luxus und Wollust träumt.

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