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Berlioz-Oper als Saison-Höhepunkt

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aus DER SPIEGEL 52/1983

»Die Trojaner kommen«, plakatierte die Oper Frankfurt, als ginge es um die Rückkehr der Jedi-Ritter. Der Spielplan mußte umgekrempelt werden, das Opernhaus stand tagelang kopf: 14 Monate nach Hamburg wagte sich jetzt auch Frankfurt an das (fast ungekürzt) über vierstündige Monstrum »Die Trojaner« von Hector Berlioz, eine Art welscher »Götterdämmerung« und eine Rarität des Repertoires. Für das wagemutigste Musiktheater der Bundesrepublik wurde die deutsch gesungene Aufführung zum Höhepunkt der Saison. Zwar glückte es der DDR-Regisseurin Ruth Berghaus nicht ganz, die pazifistische Tragödie vollends vom Sockel altphilologischer Würde zu kippen - zu verkrampft setzte sie Bodybuilder, einen im Break-Dance zuckenden Amor und rätselhafte Accessoires gegen die antike Friedensbewegung (sängerisch Spitze: Anja Silja als Kassandra). Um so schlüssiger betrieb der Dirigent Michael Gielen musikalische Denkmalspflege: Er versagte sich blechernen Größenrausch und führte den Frankfurtern souverän vor Ohren, was sie an ihm, dem 1987 scheidenden Hausherrn, verlieren werden.

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