NEU IN DEUTSCHLAND BIaue Liebe
Ein Mann und eine Frau (Frankreich). Im winterlichen Seebad Deauville trifft die junge Witwe Anne den jungen Witwer Jean-Louis. Daraus wird eine triviale Romanze und ein fashionabler Cineasten-Film.
Der französische Regisseur Claude Lelouch, 29, der sein Lichtspiel selbst schrieb, photographierte und schnitt, bekam dieses Jahr dafür in Cannes eine halbe »Goldene Palme« - auch der Film hinterläßt geteilte Gefühle.
Lelouch erzählt eine Liebe, die an Vergangenheit krankt. Anne (Anouk Aimée) war mit einem Sensations-Darsteller verheiratet, der aus Versehen in einer Kino-Schlacht fiel. Rennfahrer Jean-Louis (Jean-Louis Trintignant) verlor seine Frau bei Le Mans; sie beging Selbstmord, als er sich auf der Piste überschlug.
Beide haben ihre Kinder im Internat von Deauville. Bei einem Besuch lernen sie sich kennen und lieben, aber Gedanken an die verschiedenen Gatten stehen dem Glück im Weg.
Das süßsaure Leben verfilmte Lelouch extravagant. Er läßt die Tricks der Neuen Welle schäumen, Rückblenden drängen sich ein, die Künstler sprechen oft selbstgemachte Dialoge, Traum und Wirklichkeit, Banalität und Brillanz gehen durcheinander.
Die Unordnung auf der Leinwand steuert Lelouch geschmäcklerisch: Er setzt die Szenen je nach Motiv in Farbe - Gelbstich für Familienbilder, Blaustich für die Liebe und Rotstich bei beschämtem Bettgeflüster.
Anouk Aimée in »Ein Mann und eine Frau": Bettgeflüster mit der Witwe