Szenen aus Abu Ghuraib Protest gegen Folter-Kunstwerk bei der Berlin Biennale

Szene von 2004: US-Soldat im Gefängnis Abu Ghuraib in der Nähe von Bagdad
Foto: POOL/ APIn einem offenen Brief kritisieren 15 Künstlerinnen und Künstler ein Kunstwerk der Berlin Biennale. Es zeigt Fotos von Folterszenen aus dem Gefängnis Abu Ghuraib im Irak. Der französische Künstler Jean-Jacques Lebel hat in den Rieckhallen des Museums Hamburger Bahnhof aus den von US-Soldaten aufgenommenen Fotos von Erniedrigungen und Folterungen an irakischen Gefangenen ein Labyrinth des Schreckens gebaut: Großformatige Ausschnitte hängen als leinwandgroße Ausdrucke an Wänden und im Raum. »Lösliches Gift. Szenen aus der Zeit der amerikanischen Besatzung in Bagdad«, heißt die Installation. Vor dem Betreten des abgetrennten und von außen nicht einsehbaren Raumes werden Besucherinnen und Besucher auf die grausamen Darstellungen hingewiesen.
Gegen die Arbeit wandte sich die Leihgeberin eines Werkes, Rijin Sahakian, in einem von 15 Künstlerinnen und Künstler unterzeichneten offenen Brief. Darin heißt es unter anderem, die Biennale habe mit der Ausstellung der Arbeit »Fotos von unrechtmäßig inhaftierten und brutal behandelten irakischen Körpern« unter der US-Besatzung verwendet. Diese würden zu kommerziellen Zwecken benutzt ohne Zustimmung der Opfer und ohne Mitwirkung der an der Biennale teilnehmenden irakischen Künstler. Deren Werke seien ohne ihr Wissen neben der umstrittenen Arbeit installiert worden.
Biennale reagiert: Gespräche mit den Künstlern, Stellungnahme geplant
Vonseiten der Biennale wurde am Mittwoch darauf hingewiesen, dass den beiden irakischen Künstlern andere Orte für ihre Arbeiten angeboten worden seien. Eine Arbeit sei bereits umgehängt worden, bei dem zweiten Werk gebe es noch Gespräche mit dem Künstler. Kurator Kader Attia bereite eine Stellungnahme für die Biennale vor.
Im Gefängnis Abu Ghuraib hatten Angehörige der US-Truppen irakische Gefangene misshandelt. Der Skandal wurde durch erste Veröffentlichungen 2004 bekannt. Bei der juristischen Aufarbeitung in den Folgejahren gab es unter anderem Haft- und Disziplinarstrafen für zahlreiche US-Soldatinnen und Soldaten.
Die zwölfte Version der Berlin Biennale unter dem Titel »Still Present!« zeigt an sechs verschiedenen Orten bis zum 18. September Arbeiten von 70 Kunstkollektiven, Künstlerinnen und Künstlern. Die Berlin Biennale hat den Anspruch, mit einem politischen Profil für eine engagierte Kunst zu stehen, »die sich den drängenden Fragen der Gegenwart stellt«.