Zur Ausgabe
Artikel 59 / 83

FILM Blut im Wasser

aus DER SPIEGEL 21/1971

Deep End (Deutschland/ USA, Farbe). Die psychischen Regungen jugendlicher Außenseiter haben es dem Polen Jerzy Skolimowski, 33, angetan. Skolimowski, der sich 1967 mit seinem »Start« in Berlin den »Goldenen Bären« holte, rückt also in seinem siebenten Spielfilm einen 15jährigen Mike ins Bild, der in einer Londoner Badeanstalt als Wärter und bisweilen auch als hilfloses Sexualobjekt reifer Hausfrauen dient.

Mike liebt seine Kollegin Susan. Susan ist 23, verlobt und durchtrieben. Aber das alles schreckt den Jungen nicht. Er stellt ihr nach, er läßt sich von ihr hänseln und quälen, bis sie dann doch bereit ist, sich ihm unterzulegen

und zwar am »deep end«, am tieferen Ende des gerade ausgeleerten Schwimmbeckens. Resultat: Mike versagt und haut ihr, als Susan auf seine Impotenz mit nachsichtiger Herablassung reagiert, eine Flutlichtlampe auf den Kopf. Rot färbt sich das einfließende Wasser vom Blut der toten Wärterin.

Skolimowski hat dieses Pubertätsdrama inmitten einer düsteren Erwachsenenwelt feinfühlig und präzis in Szene gesetzt. Er zeigt sein Hallenbad als Tempel der Geilheit, er photographiert das nächtliche Soho mit seinen Huren. Striplokalen und Porno-Kinos als babylonischen Alptraum. Er gibt, wenn auch auf recht konventionelle Weise, dem Film, was des Filmes ist: die Fähigkeit. Gefühle und Denkvorgänge in eine spannende Handlung umzusetzen.

Zur Ausgabe
Artikel 59 / 83
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten