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FILM Blutige Hände

aus DER SPIEGEL 16/1968

Die Straße von Korinth (Frankreich). Fleißig herzt Shanny (Jean Seberg) im Athener Hilton den gewohnt müden Agenten-Gatten (Christian Marquand). Doch diesmal ruht er sanft in alle Ewigkeit.

Die Agentenkomödie siecht dahin. Claude Chabrol, der früh schon einen Hang zu Pulver und Blei verriet ("Schrei, wenn du kannst"), belebt die sterbende Spezies mit finstrer Komik und skurrilen Figuren:

Ein greiser Liebhaber pornographischer Filme fällt der spionierenden Shanny zum Opfer, sowie ein Ephebe, der bei einem Schönheitswettbewerb nur Zweiter blieb, »weil Fragen gestellt wurden«. Widerstandsfähiger ist ein Kastrat.

Auch Hellas ist nicht mehr wie einst. In den Kapitellen antiker Säulen installierten Nato-Feinde Sender, die Raketenbasen stören sollen. In der Schweiz, verrät der Sabotage-Chef, ein fetter Steinmetz, dienen Milchdosen diesem Zweck, in Spanien sind es Mandolinen.

Der Regisseur überlebt den Film nicht. Er tritt im Gewande eines Popen auf und läßt sich von drei Männern morden, die sich gleichfalls unter Soutanen tarnen. Die blutbefleckten Hände reinigen sie in geweihtem Wasser.

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