Russland spottet über die Entscheidung Unesco setzt ukrainisches Borschtsch-Kochen auf Liste des bedrohten Welterbes

»Der Sieg im Borschtsch-Krieg ist unser«: Die Ukraine feiert eine Entscheidung der Unesco zur Kultur des Borschtsch-Kochens – auch die Regierung in Moskau reagierte.
Schale mit ukrainischem Borschtsch: Gefährdeter Genuss

Schale mit ukrainischem Borschtsch: Gefährdeter Genuss

Foto: Sergey Dolzhenko / EPA

Die Uno-Kulturorganisation Unesco hat die ukrainische Kultur des Borschtsch-Kochens auf ihre Liste des bedrohten Kulturerbes gesetzt. Das ukrainische Borschtsch-Kochen sei auf die Liste des dringend zu schützenden immateriellen Kulturerbes gesetzt worden, erklärte das Unesco-Welterbekomitee am Freitag. Zur Begründung verwies das Welterbekomitee auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen »negative Auswirkungen auf die Tradition«.

Der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkatschenko reagierte begeistert: »Der Sieg im Borschtsch-Krieg ist unser«, schrieb er im Onlinedienst Telegram. Kiew hatte die Einstufung als bedrohtes Kulturerbe gefordert, Russland hatte sich vehement dagegen gewandt.

Die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa sprach nach der Entscheidung von einem Beispiel für den ukrainischen »Nationalismus« und zog die Unesco-Entscheidung ins Lächerliche. Offensichtlich werde jetzt alles »ukrainisiert«, schrieb sie auf Telegram. »Was kommt als Nächstes? Werden Schweine als ein ukrainisches Nationalprodukt anerkannt?«

In der Ukraine gilt der Rote-Bete-Eintopf Borschtsch als Nationalgericht. Andere Varianten des Gerichts sind aber auch in Russland und anderen früheren Sowjetrepubliken sowie Polen (Barszcz) weitverbreitet.

Die durch den Krieg verursachte Flucht zahlreicher Menschen führe dazu, dass diese nicht mehr die notwendigen Zutaten anbauen und Borschtsch nicht mehr kochen sowie sich nicht zum Borschtsch-Essen versammeln könnten, erklärte das Welterbekomitee. Dies »untergräbt das soziale und kulturelle Wohlergehen der Gemeinschaft«.

Die ukrainische Version des Borschtsch sei aus dem Alltag des Landes nicht wegzudenken, betonte die Unesco. Das Gericht sei ein »integraler Bestandteil des ukrainischen Familien- und Gemeinschaftslebens.«

Der Gastronom Ievgen Klopotenko, ein in der Ukraine bekannter Fernsehkoch , hatte schon 2020 eine Initiative gestartet, um den Borschtsch als immaterielles Kulturerbe seines Heimatlandes anerkennen zu lassen. 2021 stellte das ukrainische Kulturministerium einen entsprechenden Antrag – analog zu koreanischem Kimchi oder neapolitanischer Pizza. Ein Anlass soll der Tweet  eines russischen Landes-Accounts gewesen sein, in dem Borschtsch als »eines von Russlands berühmtesten und beliebtesten Gerichten« bezeichnet wurde. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine startete Klopotenko eine Aktion unter dem Slogan »Make Borschtsch Not War«.

Der Bortschtsch ist der zweite ukrainische Eintrag auf der Unesco-Liste des dringend zu schützenden immateriellen Kulturerbes . 2016 wurden bereits die traditionellen Kosakenlieder aus der Region Dnipropetrowsk aufgenommen, deren Fortbestand aber vor allem wegen der alternden Bevölkerung als gefährdet angesehen wurde.

feb/AFP

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren