Gestorben Christa Ludwig, 93

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Eine Primadonna war sie nicht, die wohl wichtigste Mezzosopranistin des 20. Jahrhunderts. Denn mörderische Rollen wie Wagners Isolde mied sie klug – nach dem Rat ihrer Mutter, einer erfolgreichen Altistin. Dafür strahlte die geradezu überreiche Stimme der gebürtigen Berlinerin mehr als 40 Jahre lang in vielen großen Partien von Bach und Mozart bis zu Richard Strauss und Späteren. Ein magisch samtiges Timbre, natürliche Dramatik bis zur Dämonie von Wagners Ortrud oder Kundry, dazu ihr verlässlicher Fleiß ohne Allüren machten Christa Ludwig zur Wunschbesetzung großer Dirigenten wie Karl Böhm und vor allem Herbert von Karajan; auch Leonard Bernstein nannte sie »einfach die Beste«. Ab 1955 an der Wiener Staatsoper engagiert und bald weltweit gastierend, wurde sie in der Opern- und Operettenwelt durch ein großes, stetig erweitertes Repertoire zur Instanz, bezauberte das Publikum indessen ebenso gern mit Liederabenden. Zu ihrem Bühnenabschied gestand sie 1993 dem SPIEGEL: »Ich möchte endlich leben wie eine normale Frau. Fast 50 Jahre lang hab ich immer aufgepasst, dass ich gut bei Stimme war ...« Aber auch diese Andeutung mancher Strapazen brachte sie mit einem Lächeln vor, das, wie alles bei ihr, von Herzen kam. Christa Ludwig starb am 24. April in Klosterneuburg bei Wien.