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Gestorben Christoph Stölzl, 78

aus DER SPIEGEL 3/2023
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Andreas Pein / laif

Er war ein Konservativer, wie sie in Deutschland selten sind. Nicht nur umfassend gebildet und besessen von der Vergangenheit, sondern auch ewig neugierig auf die Gegenwart. Aufgewachsen in München, wurde er 1980 Leiter des Münchner Stadtmuseums. Bundeskanzler Helmut Kohl machte ihn 1987 zum Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums, damals eines der Schreckgespenster der bundesrepublikanischen Debatte: Die Linke fürchtete Kohls »geistig-moralische Wende« und sorgte sich vor einer Renationalisierung Deutschlands. Es ist Stölzl zu verdanken, dass das neue Museum nicht zu einem Ort ideologischer Grabenkämpfe wurde. Stölzl sah, dass die Wiedervereinigung Möglichkeiten der Neuerfindung bot – eine Ausstellung wie »Mythen der Nationen: Ein europäisches Panorama« von 1998 präsentierte die Nation als untergegangene Pathosmaschine. Nach seinem Abschied 1999 wurde er kurz Mitglied der Chefredaktion der Zeitung »Die Welt« und im Jahr 2000 für ein Jahr Berliner Kultursenator – er ver­hinderte, dass Daniel Barenboim die Stadt verließ. 2010 wurde er Direktor der Weimarer Musikhochschule. Christoph Stölzl starb am 10. Januar im bayerischen Evenhausen.

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