NEU ERSCHIENEN Claude Mauriac: »Die Marquise ging um elf Uhr aus«.
Frivol und weit unterhaltsamer als seine Kollegen Alain Robbe-Grillet und Michel Butor monologisiert der Nouveau-Romancier und Sohn des katholischen Alt-Schriftstellers Francois Mauriac 300 Seiten lang über eine Pariser Straßenkreuzung. Er montiert Polizeiberichte über Folterungen, Hinrichtungen und Vergewaltigungen mit allgemeinen Meditationen über die weibliche Physis und über Liebe und Tod zu einem Panorama menschlicher Zu- und Unzulänglichkeiten. Das ironische Bekenntnis des Dichters Paul Valéry, der sich für unfähig erklärte, einen typischen Romansatz wie »Die Marquise ging um fünf Uhr aus« zu Schreiben und der damit den Roman als literarische Gattung verächtlich zu machen versuchte, wird von Mauriac offenkundig nicht geteilt, sondern auf dem Höhepunkt des Buches ("Die Marquise nahm den Neun-Uhr-Zug") und am Schluß ("Die Marquise ging nicht um fünf Uhr aus") genußvoll parodiert. (Nannen-Verlag, Hamburg; 312 Seiten; 19,80 Mark.)