»Corona ist vorbei«
Radiosatire sorgt für Verwirrung in Berlin
Die Pandemie hat ein Ende! Mit einem fiktiven Ausblick ins Jahr 2022 wollte ein Berliner Radiosender Zuversicht verbreiten. Doch viele Zuhörer nahmen die Aktion offenbar ernst und bedrängten offizielle Stellen.
Berlin erlebt seinen »Krieg der Welten«: Als Orson Welles 1938 sein gleichnamiges Radiohörspiel über Angriffe von Außerirdischen auf die Erde sendete, dachten etliche Zuhörer, der Weltuntergang stünde tatsächlich bevor. In der Hauptstadt hat nun eine Radioaktion ähnliche Verwirrung gestiftet, obwohl sie für Zuversicht sorgen wollte: Unter dem Motto »Corona ist vorbei« sendete die Station 94,3 rs2 den gesamten Donnerstag über Nachrichten, wie sie aus dem Jahr 2022 hätten stammen können – eben aus einer Zukunft, in der die Pandemie endlich ausgestanden ist.
»Nix war mehr normal«, erklärt 94,3 rs2 seine Aktion. »Vermeldet wurden nur gute und verrückte News. Die WHO beendete die Pandemie, Berlin war ein Winterwonderland und die Ex-Kanzlerin kochte im eigenen Podcast für die Nation.« Wie der Berliner »Tagesspiegel« vermeldet, wurden die ausgedachten Nachrichten offenbar über die sozialen Netzwerke und allen voran den Messenger-Dienst WhatsApp weit verbreitet, allerdings ohne Hinweis auf den fiktiven Charakter.
Radioday mit unabsehbaren Folgen
Bei der Berliner Senatskanzlei und verschiedenen Bezirksämtern der Stadt, so der »Tagesspiegel«, hätten sich daraufhin »aufgeregte Bürger und Bürgerinnen« gemeldet und sich nach dem vermeintlichen Ende der Pandemie erkundigt. Eine Sprecherin des Lichtenberger Bezirksamtes erklärte: »Kolleg:innen an mobilen Ausgabestellen für kostenfreie OP-Masken wurden vereinzelt von einigen wenigen Bürger:innen auf die Sendungen des rs2 angesprochen und wurden darüber aufgeklärt, dass es sich dabei um Satire handelt und die Pandemie nicht vorbei ist.«
Nach Informationen des »Tagesspiegel« war die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) vorab informiert worden. Der Sender habe das Projekt als Radioday angekündigt, an dem die Botschaft verbreitet werden solle, dass die Pandemie irgendwann wieder vorbei und positive Nachrichten möglich seien. Die Medienanstalt hatte dem Privatsender dabei aufgegeben, dass eine Irreführung beim durchschnittlichen Zuhörer vermieden werden und die Parodie klar erkennbar sein muss.
Arnim Braun, Geschäftsführer der Firma Medienzentrum, zu der unter anderem der Sender 94,3 rs2 gehört, sagte dazu: »Wir wollten jede Irreführung vermeiden und bedauern die Vorkommnisse sehr.« Braun zufolge hatte der Sender am Vormittag sechsmal pro Stunde darauf hingewiesen, dass es sich bei den Meldungen um fiktive Nachrichten aus dem Jahr 2022 handelt. In den Clips, die in den sozialen Medien kursierten, sollen die entsprechenden Verweise aber gefehlt haben.