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FILM Coup im Supermarkt

aus DER SPIEGEL 21/1970

Götter der Pest

Wieder -- wie schon im Erstling »Kälter als der Tod« -- kopiert er Atmosphäre und Künstlichkeit alter Hollywood-Krimis. Wieder hat er einen Helden, dem die Freiheit, sich falsch zu entscheiden, mehr wert ist als sein Leben.

Franz, ein gerade dem Münchner Knast entkommener Melancholiker, schläft mit der sanften Magdalena, obwohl sie arm ist und die gutverdienende Johanna ihm mehr zu bieten hätte. Er bewahrt dem smarten Gangster »Gorilla« die Treue, obwohl der Franzens Bruder umgelegt ("Er hat gesungen") und mit dessen Freundin geschlafen hat.

Sie haben alle Weltschmerz im Blick und den Tod in den Knochen, trotzdem machen sie weiter wie die Figuren in einem Beckett-Stück. Sie leben zu zweit oder auch zu dritt miteinander, spielen Roulett in einem Pissoir, fahren aufs Land, wo Gorilla ein Schaf umarmt, und planen einen Überfall auf den Supermarkt.

Doch das Ende von Franz und Gorilla ist schon programmiert: Eine freundliche Hellseherin verrät den Coup für Geld an die eifersüchtige Johanna; ein Polizist, der Johanna hörig, drückt am Tatort ab.

Alles nur Kino, alles ganz althergebracht, fast keusch, erzählt -- trotzdem der bislang beste Inside-Report über das Lebensgefühl der Hasch-Generation Anno »70.

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