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RAP Das Lied vom Tod

aus DER SPIEGEL 12/1997

Grimmige Ironie des amerikanischen Gangsteralltags: In zwei Wochen soll das neue Album des New Yorker Rap-Stars Christopher Wallace alias Biggie Smalls alias Notorious B. I. G. erscheinen, es trägt den Titel »Life After Death« - und Wallace wurde am vorvergangenen Sonntag in Los Angeles erschossen. Er hatte gerade eine Party des Musik-Magazins VIBE verlassen und saß auf dem Beifahrersitz seines Kombis GMC Suburban, als ein dunkler Wagen neben ihm hielt und ein junger Schwarzer mit einer Neun-Millimeter-Waffe auf ihn schoß. Wallace, 24, starb im Krankenhaus. Es ist wahrscheinlich, daß der Mörder nie gefaßt wird, wie auch der Killer des Westküsten-Rappers Tupac Shakur immer noch frei herumläuft. US-Zeitungen spekulieren, daß die Ermordung von Wallace die Blutrache für Shakurs Tod im vergangenen September war; damit erreiche der Krieg der Ostküstenrapper gegen die Konkurrenz von der Westküste eine neue Eskalationsstufe. In dem Machtkampf geht es darum, wer den echten Gangsta-Rap macht, wer wem den geschuldeten Respekt nicht zeigt und wer mehr Alben verkauft. Die großen Plattenfirmen, die am Vertrieb der aggressiven Hip-Hop-Produktionen bestens verdienen, stehen unter öffentlichem Druck: Dürfen sie sich an Musik bereichern, deren Künstler Opfer der eigenen aggressiven Ghetto-Ideologie werden? An Wallace jedenfalls werden sie verdienen. Dessen erstes Album »Ready To Die« wurde mehr als einmillionenmal verkauft. Und Shakurs CD »Don Killuminati«, knapp zwei Monate nach dessen Tod veröffentlicht, hielt sich lange auf den obersten Plätzen der US-Hitparaden.

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