Am Rande Der feurige August
Fontanes Effi Briest hatte ein finsteres Schicksal: War mit einem langweiligen Mann geschlagen und blieb ihm auch noch treu. Geholfen hat es bekanntlich nichts; dem Gatten reichten ein paar verstaubte Briefe eines dahergelaufenen Verehrers, um seine Frau zu verstoßen. Immerhin gönnte Fontane seiner Effi einen friedlichen Tod.
Damit ist es jetzt auch vorbei: Der notorische Besserwessi Rolf Hochhuth hat sich erinnert, daß Effis reales Vorbild Elisabeth von Ardenne erst 1952 starb. Prompt hat er die arme Frau wieder ausgegraben: In seinem neuen Stück »Effis Nacht« muß sie, 90jährig, im Jahr 1943 eine Kriegsnacht an der Seite eines schwerverwundeten Soldaten verbringen, dem sie ungefragt ihre ganze Lebensgeschichte erzählt. Der junge Mann steht die Strapazen nicht durch: Die Frau redet ihn buchstäblich tot.
Das ist, ganz klar, ein Fall für August Everding. Der berüchtigt redselige Münchner Theaterprinzipal hat sich das Recht an Effis erster Nacht gesichert und entjungfert das Stück nun in »seinem« Prinzregententheater. Und er wäre nicht August der Starke, wenn er das Ganze nicht bombastisch aufziehen würde, mit viel Krach und Feuerzauber. Die Theater-Anwohner hat er gebeten: »Macht das Licht aus!« Alles soll sein »wie damals« in der guten alten Zeit, als wirklich Bomben fielen rund um den Münchner Friedensengel. Auf daß Everdings Licht noch heller leuchte. Denn, so spricht seine Effi-Darstellerin Maria Becker: »Er ist ein brennender Mensch.« Und im Feuereifer der Probenarbeit ruft der Regisseur schon mal laut: »Jetzt machen wir Kunst!« Klingt wie eine Drohung. Na dann: Gute Nacht, Effi.