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Tanztheater »Der Staat ist dran«

aus DER SPIEGEL 46/1993

SPIEGEL: Ihr Vertrag wurde nicht verlängert. Kommenden Samstag gibt es mit »Zeche Zwei« eine der letzten Hoffmann-Premieren. Ein Abgesang auf Ihre Bochumer Zeit?

Hoffmann: Nein. Es ist der zweite Teil einer Trilogie, die sich mit Mythen der Antike beschäftigt; der dritte Teil wird noch Ende des Jahres folgen.

SPIEGEL: Nicht nur in Bochum, auch in anderen deutschen Städten werden bald die Tänzer gefeuert. Ende einer Spitzen-Kunst?

Hoffmann: Das Tanztheater ist, im Gegensatz zum klassischen Ballett, ziemlich jung und kämpft noch immer um seine Daseinsberechtigung. Niemand käme doch auf die Idee, eines der großen traditionellen Opernballette zu schließen.

SPIEGEL: Fühlen Sie sich unterbewertet?

Hoffmann: Bestimmt. Einerseits hat man mich mit dem Bundesverdienstkreuz dekoriert, fast gleichzeitig verlieren ich und 20 Mitarbeiter den Arbeitsplatz.

SPIEGEL: Haben Sie schon Stellenangebote?

Hoffmann: Nur für mich persönlich, nicht für die ganze Truppe. Es sieht so aus, als wäre Pina Bausch in Wuppertal bald die letzte, die noch an einem deutschen Stadttheater das Erbe von Kurt Jooss pflegt. Ich finde, der Staat ist jetzt dran, er muß diese Tradition erhalten.

SPIEGEL: Der Staat tanzt, scheint es, nach anderen Pfeifen. Gibt es Alternativ-Modelle?

Hoffmann: Im Ausland reisen freie Gruppen mit ihren Stücken im Lande herum. Aber auch dafür muß irgendwo das Geld herkommen.

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