Antisemitismusvorwürfe Deutsche Welle beschäftigte israelfeindliche Journalistin

Duldet die Deutsche Welle Antisemitismus in ihrer arabischen Redaktion? Die Vorwürfe gegen den Auslandssender reißen nicht ab. Der behauptet, man verfolge eine »Null-Toleranz-Politik«.
Deutsche Welle: Bereits jetzt laufen nach Antisemitismusvorwürfen externe Untersuchungen gegen mehrere Mitarbeiter

Deutsche Welle: Bereits jetzt laufen nach Antisemitismusvorwürfen externe Untersuchungen gegen mehrere Mitarbeiter

Foto: Thomas Trutschel / photothek / picture alliance / photothek

Wieder Kritik an der Deutschen Welle: Nach Recherchen der Zeitung »Welt«  hat der Sender eine palästinensisch-jordanische Journalistin beschäftigt, die sich in journalistischen Beiträgen zuvor mehrfach israelfeindlich geäußert hatte. Farah Maraqa ist seit 2017 freie Mitarbeiterin bei der Deutschen Welle. In der arabischsprachigen Onlinezeitung »Rai Alyoum « verglich Maraqa bereits 2014 Israel mit »Krebs«, der »herausgeschnitten« werden müsse. Sie würde sich auch der Terrorgruppe IS anschließen, wenn diese »die Israelis aus dem Heiligen Land rausschmeißt«, schrieb  sie 2015.

Der Chefredakteur von »Rai Alyoum«, Abdelbari Atwan, war als Kommentator mehrmals bei der Deutschen Welle zu Gast. Auch er gilt als umstritten. So schrieb die »Times of Israel«  bereits 2013, Atwan sympathisiere mit Osama Bin Laden. In einem Interview vom November 2021 zeigte er laut »Arab News«  »Sympathien für die Hamas«.

Nach Recherchen der »Welt« seien die Hintergründe Atwans im Haus der Deutschen Welle bekannt gewesen: Mitarbeiter hätten die damalige Chefredakteurin Ines Pohl demnach per E-Mail auf dessen fragwürdige Haltung aufmerksam gemacht.

Auf SPIEGEL-Anfrage schrieb Deutsche-Welle-Sprecher Christoph Jumpelt zu den Vorwürfen: »Zu Einzelpersonen wird die DW sich aus arbeitsrechtlichen Gründen grundsätzlich nicht äußern.« Der Pressesprecher verwies auf laufende Untersuchungen.

Aussagen wie »lsraelfeinde wurden bei der Deutschen Welle nicht nur als Mitarbeiter geduldet« seien »nicht richtig«. Die Geschäftsleitung der DW spreche sich »seit Jahren entschieden gegen jede Form von Diskriminierung aus«. Für die Deutsche Welle gelte zu Antisemitismus eine »Null-Toleranz-Politik«: »Wenn die Geschäftsleitung der DW Kenntnis davon erlangt, dass Aussagen von Mitarbeitenden gegen die Werte der DW verstoßen, werden umgehend Maßnahmen ergriffen.«

»Verängstigte Quellen«

Nach Recherchen der »Welt« übten Mitarbeiter innerhalb der Deutschen Welle mehrfach Kritik an der arabischsprachigen Redaktion. Ein Verdi-Vertreter habe von einem »Klima der Angst« gesprochen. Die Zeitung verweist auf ein Schreiben an den Deutsche-Welle-Intendanten Peter Limbourg von Ende 2018. Darin wiesen 18 Mitarbeiter auf die Zustände hin, worauf die Zusammenarbeit mit mehreren Unterzeichnern beendet worden sei.

Ein Mitarbeiter sprach laut der britischen Zeitung »The Guardian«  bereits 2020 von einem »Sumpf«, in dem Rassismus und Antisemitismus verbreitet sei. Zuletzt schrieb der Journalist Felix Dachsel in einem Tweet: »Wenn dir verängstigte Quellen in verschlüsselten Chats schreiben, dass du besser ›sehr vorsichtig sein sollst‹ und du recherchierst nicht etwa über die russische Mafia, sondern über den steuerfinanzierten Auslandssender der Bundesrepublik, dann läuft etwas gehörig schief.« Der »Vice«-Journalist hatte zuvor in einem Beitrag Al Jadeed TV, einen Medienpartner der Deutschen Welle, Israelhass vorgeworfen.

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Peter Limbourg verteidigte sich gegen die Vorwürfe. »Mitarbeitende der DW haben jederzeit die Möglichkeit, ihre Meinungen zu äußern, ihre Anliegen und Fragen an die Geschäftsleitung, Führungskräfte und Beschwerdestellen der DW zu richten und diese zu diskutieren«, sagte ein Deutsche-Welle-Pressesprecher. Intendant und Geschäftsleitung hätten »wiederholt zu einer offenen, angstfreien Unternehmenskultur ermuntert und die Führungskräfte aufgerufen, dies zu unterstützen.«

Momentan lässt der Sender bereits Vorwürfe gegen mehrere Mitarbeiter der Arabisch-Redaktion sowie freie Mitarbeiter im Ausland extern prüfen. Vor zwei Tagen berichtete »Vice«  von der Zusammenarbeit mit dem libanesischen Sender Al Jadeed TV, der Selbstmordanschläge und Terror gegen Juden glorifiziere. Nach Antisemitismusvorwürfen hatte der Sender zuvor seine Zusammenarbeit mit dem jordanischen Sender Roya TV ausgesetzt.

ime
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