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NEU IN DEUTSCHLAND Die größte Geschichte aller Zeiten (USA).

aus DER SPIEGEL 36/1965

Wildwest-Regisseur George Stevens ("Shane") drehte in amerikanischer Wildwest-Landschaft, in Ultra-Panavision mit drei Dutzend Stars und einem Kostenaufwand von 20 Millionen Dollar Christi Lebens- und Leidensgeschichte. Verdruß bereitete ihm des Heilands Wunder-Wirken. Denn gezeigt wird nur, was medizinisch erklärbar (Heilung von psychosomatisch Gelähmten), als Vision (Christi Himmelfahrt) zu deuten oder mit Klamauk-Effekten demonstrierbar ist: Einen Boten, der über Christi Wandeln auf dem Wasser berichtet, entläßt Pilatus mit Gebrüll ("Jetzt aber raus"). Von ähnlicher Ungewißheit über den wahren Sinn der größten Geschichte ist auch der stets ratlose Jesus selbst (Max von Sydow) geplagt. Zweifelsfrei erscheinen nur seine physischen Fähigkeiten: Zu einem nächtlichen Rendezvous mit dem Satan erklimmt er, vorbildlich

wie Luis Trenker, eine hochgelegene Felsenhöhle. Dieselben Superman-Qualitäten eignen auch Charlton Heston, der als Johannes der Täufer die ausgeschickten Häscher dutzendweise in den Jordan taucht. Die Darbietung solcher Kraftakte läßt ahnen, daß für Regisseur Stevens Christus Amerikaner war.

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